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Creditshelf-Aktionär Rolf Elgeti setzt Zinszahlung aus

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Investor Rolf Elgeti stockt bei Creditshelf auf. Foto: picture alliance / ZB / Karlheinz Schindler
Investor Rolf Elgeti stockt bei Creditshelf auf. Foto: picture alliance / ZB / Karlheinz Schindler

Eine schon mehrfach aufgestockte, 226 Millionen Euro schwere Hybridanleihe ist die zentrale Finanzierungsquelle von Obotritia Capital, der Mutter des gleichnamigen Münchener Bankhauses und Finanzvehikel des Privatinvestors Rolf Elgeti. Eigentlich wäre am 26. Februar die Kuponzahlung von 8,5 Prozent auf besagte Anleihe fällig gewesen. Diese Zahlung an die Bondholder in Höhe von 19,2 Millionen Euro ist nicht eingegangen, wie das News-Portal „Finanz-Szene.de“ unter Verweis auf eine Ankündigung im Bundesanzeiger berichtet.

Eine Nicht-Zahlung von Zinsen bedeutet bei Hybridanleihen – anders als bei normalen Bonds – keinen Zahlungsausfall. Der Emittent kann ausgefallene Zinszahlungen später nachholen.

Dies hatte Elgeti laut Bundesanzeiger-Mitteilung tatsächlich beabsichtigt, Obotritia wollte „die aufgeschobene Zinszahlung noch im Laufe des 1. Quartals 2022 nachzahlen“. Heißt, bis Ende März. Doch Stand heute ist laut Finanz-Szene.de noch keine Nachzahlung eingegangen oder im Bundesanzeiger für die nahe Zukunft angekündigt worden.

Rolf Elgeti stockt Creditshelf-Anteil auf

Das Zahlungsverhalten von Obotritia Capital lenkt die Aufmerksamkeit auf das Fintech Creditshelf. Dort ist Elgeti über Obotritia nicht nur der dominierende Aktionär, sondern auch Garantiegeber für die Zahlungsfähigkeit der Finanzierungsplattform. Der digitale Mittelstandsfinanzierer kann im Rahmen einer Patronatserklärung von Obotritia ein Gesellschafterdarlehen über bis zu 8 Millionen Euro abrufen. Darüber hinaus investiert Elgeti auch in die Mittelstandskredite, die über die Creditshelf-Plattform vermittelt werden.  Mögliche Zahlungsschwierigkeiten von Obotritia können also auch das Fintech belasten.

Allerdings kaufte Elgeti in den vergangenen Wochen am Kapitalmarkt weitere Creditshelf-Aktien auf, was gegen einen akuten Liquiditätsmangel spricht. Jedoch geht es bei den Creditshelf-Käufen um ein Volumen von nur rund 1 Million Euro. Elgeti ist gleich zwei Mal in der Aktionärsstruktur von Creditshelf aufgelistet: Über seine Investmentgesellschaften Obotritia Capital, der 9,1 Prozent von Creditshelf gehören, und Hevella Capital, auf die 37,4 Prozent entfallen, hält Elgeti knapp 46 Prozent am Frankfurter Fintech und ist Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Aktienkurs von Creditshelf seit Jahresbeginn

Elgeti begründet das Aussetzen der Zinszahlung mit Investitionsgelegenheiten. Der „Finanz-Szene“ ließ Elgeti mitteilen, dass er „im aktuell sehr spannenden Marktumfeld“ von der Option der aussetzenden Zinszahlung Gebrauch gemacht habe, „um maximal flexibel sein zu können“. Über den genauen Zeitpunkt der Zahlung werde Obotritia über den Bundesanzeiger informieren, wenn sich die Gesellschaft zur Zahlung entschieden habe, so der Kommentar des Investors.

Hofft Rolf Elgeti auf hohe Dividende von Francotyp-Postalia?

Ein Finanzierungsbeitrag könnte von einem anderen Großinvestment des Rostocker Unternehmers kommen: Neben der Beteiligung an Creditshelf ist Obotritia auch mit einem Anteil von 28 Prozent am Berliner Frankier-Maschinenbauer Francotyp-Postalia beteiligt. Die Berliner legen am 28. April ihre Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr und damit verbunden voraussichtlich auch einen Dividendenvorschlag vor.

Zwar hat Francotyp-Postalia seine Aktionäre in den vergangenen Jahren nicht mit hohen Dividenden beglückt, aber das Unternehmen ist solide finanziert, verfügt über gute Cashflows sowie genügend Eigenkapitel, und die Geschäfte scheinen sich von einem Corona-Rückschlag wieder erholt zu haben.    

Zwei Mal schon hat das Unternehmen seine Umsatz- und Ergebnisprognose für 2021 angehoben, zuletzt im November als Resultat des Sparprogrammes „Future@FP“. Auch die Übernahme des Konkurrenten Azolver Anfang des Jahres soll das Geschäft laut FP weiter stärken, vor allem in den Bereichen Finanzen, Kundensupport, IT und Softwareentwicklung.

Allerdings ist auch das Francotyp-Postalia-Paket klein im Vergleich zu dem Umfang, den die Hybridanleihe hat. Sollte Francotyp eine Dividende von 10 Cents je Aktie bezahlen, was einer Dividendenrendite von knapp 4 Prozent entspräche, würden Obotritia nur etwa eine halbe Million Euro zufließen. Und für größere Paketverkäufe von Aktien über die Börse ist bei beiden Obotritia-Beteiligungen der Handel nicht liquide genug.  

Info

melanie.ehmann[at]finance-magazin.de

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.