Big-Four-Ranking Tax & Legal: EY ist die klare Nummer 1

Die Big Four KPMG, PwC, Deloitte und EY haben ein herausforderndes, aber starkes Jahr hinter sich. Sowohl im Geschäftsfeld Wirtschaftsprüfung, als auch in der Unternehmensberatung haben die Vier hart miteinander gerungen und sich ein Rennen um die beliebtesten Mandanten geliefert, wie unsere Analysen zu Audit und Consulting zeigen. Doch wie sah es 2023 im dritten Geschäftsfeld der Big Four, der Steuer- und Rechtsberatung, aus? Wer hatte die höchsten Umsätze, die größten Wachstumsraten, die lukrativsten Kunden? Und wie hat sich das auf das Ranking innerhalb der Big Four ausgewirkt? Die FINANCE-Analyse zu Tax & Legal. Steuerreformen fordern die Big Four heraus Fakt ist, dass es eine Vielzahl von Themen gab, die das Beratungsgeschäft der vier großen Gesellschaften angetrieben haben. In der Steuerberatung etwa waren alle Big-Four-Häuser mit den großen Themen der Stunde beschäftigt: neue regulatorische Anforderungen, etwa die geplante Einführung der globalen Mindeststeuer und des CO2-Grenzausgleichs der EU sowie Projekte zur Digitalisierung der Steuerabteilungen oder der Implementierung von Compliance-Management-Systemen. Die weltweiten geopolitischen Verwerfungen führten ebenfalls zu erhöhter Nachfrage nach Steuerberatungsleistungen – wegen der Umstellung der Lieferketten etwa in den Bereichen Transaction Tax oder Transfer Pricing. In der Rechtsberatung zeichneten sich ebenfalls grundsätzliche Trends ab: So beschäftigt der großflächige Druck in Richtung Transformation die Unternehmen, was vor allem zu rührigen M&A-Abteilungen führte. Alle Big Four bedienen ein ähnliches Mandantenprofil: gehobener deutscher Mittelstand und große (Familien-)Unternehmen sowie Unternehmen am Kapitalmarkt, die zum Teil international tätig sind, sowie internationale Firmen, die in Deutschland aktiv sind. Mehr zum Thema Big-Four-Ranking Consulting: Deloitte erobert Pole-Position zurück Deloitte zieht knapp an PwC vorbei – und ist wieder die Nummer 1 im Beratungsgeschäft unter den Big Four. Doch von hinten naht ein neuer Herausforderer: EY macht mächtig Boden gut. Mehr lesen Tax & Legal: EY bleibt auf Platz 1 Mit Blick auf die Umsätze zeigt sich: Unter den Big Four behält EY im Bereich „Tax & Legal“ weiterhin souverän die Spitzenposition. Im Geschäftsjahr 2022/2023 verzeichneten die Gelben einen Umsatz von 881 Millionen Euro, was einem Anstieg von beachtlichen 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Damit macht die Steuer- und Rechtsberatung 34,4 Prozent am Gesamtumsatz aus. EY weist keine getrennten Umsätze für Tax und Legal aus, ebenso wie die Konkurrenten. Nach eigenen Angaben stellt die Steuerberatung allerdings den größten Teil dar und bildet somit das Herzstück von EYs Geschäftstätigkeit. Insbesondere die globale Steuerreform BEPS habe einen erheblichen Beratungsbedarf ausgelöst. Zudem hat EY den ersten deutschen Börsengang des Jahres 2024, den IPO des Getriebeherstellers Renk, steuerlich begleitet. Rechtlich berät die Nummer 1 unter den Big Four die gesamte Klaviatur des Gesellschaftsrechts, zu Umstrukturierungen, Transaktionen sowie regulierungsrechtliche Mandate. Ihre steuerlichen Kompetenzen kommen auch in der Rechtsberatung zum Tragen, was sich etwa in der Beratung des Investors DBAG beim Kauf von Avrio Energie, einem Erzeuger von Biomethan, zeigte. Die Private-Equity-Beratung von EY ist im Mid-Cap-Sektor aktiv und berät beispielsweise Hg Capital oder IK Partners. Im Bank- und Finanzrecht spielt die aufsichtsrechtliche Beratung eine entscheidende Rolle, wobei auch die Transaktionsberatung nicht zu kurz kommt. Neumandantin DZ Bank berät EY etwa zum Kryptoverwahrgeschäft. KPMG ergattert Platz 2 Um Platz 2 im Steuer- und Rechtsberatungsgeschäft ringen bereits seit vielen Jahren KPMG und PwC. Mit einer Gesamtleistung von 630 Millionen Euro im zuletzt abgeschlossenen Geschäftsjahr ist KPMG von Platzhirsch EY zwar weit entfernt, kann sich aber mit einem leichten Vorsprung vor PwC erstmals seit Jahren den zweiten Platz sichern. Das entspricht einer Wachstumsrate von 8,4 Prozent. (Anmerkung: KPMG und PwC geben nur die Gesamtleistung an, welche im Gegensatz zum Umsatz erbrachte Leistungen aus noch nicht beendeten Projekten ausweist.) Prozentual erwirtschaftete KPMG mit der Beratung zu Tax 26,7 Prozent der Gesamtleistung. Die Gesellschaft zählt zu ihrem Bereich Tax auch ihre Rechtsberatung. Baader Bank, Degussa, Hornbach mandatieren KPMG Der Zweitplatzierte sticht insbesondere durch seinen Fokus auf Finanzdienstleister heraus, die KPMG als ausgelagerte Rechtsabteilung mandatieren. Das Big-Four-Haus berät aber auch zu einzelnen Projekten wie etwa die Baader Bank bei ihrer EU-Expansion oder die European Bank for Financial Services bei ihrer europäischen Umstrukturierung. Die Degussa-Bank berät KPMG auch im Gesellschaftsrecht. Aus der Corporate-Praxis erwachsen zudem Beratungen zu Nachfolgerestrukturierungen (etwa bei Hornbach), Compliance, aber auch internationalen M&A-Deals. Laut KPMG war die Gesellschaft im vergangenen Jahr im Bereich Legal Managed Services gefragt, um etwa Sachverhalte mit großen Fallzahlen zu bearbeiten, aber auch zur Implementierung von Matrixstrukturen. PwC konkurriert mit EY im Energiesektor KPMG hat PwC auf den dritten Rang verdrängt, groß ist der Unterschied jedoch nicht: Die beiden trennen 13 Millionen Euro. Rivalin PwC erwirtschaftete 617 Millionen Euro mit Tax & Legal, was einem Wachstum von 4,84 Prozent entspricht. Damit macht das Geschäftsfeld 21 Prozent des Gesamtumsatzes aus. PwC berät im Wesentlichen den deutschen Mittelstand aber auch internationale Strategen und konkurriert im Energiesektor vor allem mit EY. PwC hat einige Prestigemandate, wie etwa die Beratung des Bundes zum Einstieg bei einem Übertragungsnetzbetreiber sowie zum krisenbedingten Aufbau der nationalen LNG-Versorgung. Energierechtlich geprägte Restrukturierungen, grenzüberschreitende Mandate als Projektmanager etwa für den Industriedienstleister Fieldcore oder die ESG-Beratung für Airbus zeichnen ein gutes Bild über die Beratungsschwerpunkte von PwC. Zudem hat die Gesellschaft bereits Transformationsprojekte mit Legal-Tech-Ansätzen gestartet. Auch bei Transaktionen ist PwC gefragt: Cherry SE vertraute etwa beim Zukauf in Schweden auf das Big-Four-Haus, Adidas beim Carve-out des weltweiten Reebok-Geschäfts. Ein neu dazugewonnenes Immobilienteam bringt in der Zeit der Immobilienkrisen eine wichtige zusätzliche Facette in die Rechtsberatung ein. Deloitte ist prozentual am meisten gewachsen Weit entfernt von den Konkurrenten ist schließlich die Vierte im Bunde, Deloitte. Obwohl die kleinste der Big Four mit 343 Millionen Euro Umsatz das Schlusslicht im Ranking um die Rechts- und Steuerberatung bildet, verzeichnete Deloitte im Geschäftsjahr 2022/2023 mit 14,1 Prozent das größte Wachstum. Mit 14,7 Prozent ist der Anteil am Gesamtumsatz noch verhältnismäßig klein. Die Mandanten aus dem deutschen Mittelstand sowie börsennotierte Unternehmen vertrauen auf die starke gesellschaftsrechtliche Beratung von Deloitte. Deloitte stemmt etwa Reorganisationsprojekte wie die Umstrukturierung für den Pumpen- und Armaturenhersteller KSB über 17 Länder hinweg oder grenzüberschreitende Carve-outs etwa für die norwegische DNV-Gruppe. Die rege M&A-Praxis beriet zuletzt beispielsweise Main Capital Partners zum Kauf der Banken-Software-Unternehmen PDV Financial Software und Van den Berg sowie zu Verkäufen von Artegic und Onventis. Aus der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung erwachsen zudem Mandate für die Bank- und Bankaufsichtsrechtler bei Deloitte. Namhafte Mandanten sind hier etwa die Commerzbank, welche Deloitte bankaufsichtsrechtlich berät, oder Rothschild & Co im Aufsichtsrecht. Mehr zum Thema Big-Four-Ranking Audit: EY holt KPMG wieder ein Trotz Wirecard konnte EY im Audit zuletzt überraschend stark zulegen – und damit KPMG einholen. Aber auch Deloitte kommt rasant näher. Das FINANCE-Ranking zum Wirtschaftsprüfermarkt. Mehr lesen EY und PwC tauschen regelrecht ihre Anwälte Die Big Four kämpfen im Steuer- und Rechtsberatungsgeschäft aber nicht nur um die besten Mandate – auch gutes Personal ist heiß begehrt. Und hier zeigte sich 2023: Das Personal-Karussell dreht sich rege. Dabei gab es prominente Wechsel nicht nur innerhalb der Big Four selbst, sondern auch hin zu oder weg von Kanzleien. So musste etwa EY Ende vergangenen Jahres den Abgang eines siebenköpfigen Energie-Teams verkraften, das es zu Addleshaw Goddard zog. Allerdings stärkte die Nummer 1 des Tax & Legal-Rankings das Gesellschaftsrecht mit fünf Partnern. Darunter ist ein Team, das sich von PwC abgewandt hat und bekannt ist für die Beratung von Transformationsprojekten. PwC hat zudem 2022 seinen Legal Leader EMEA, Steffen Schniepp, an Eversheds Sutherland verloren. Dafür hat das Big-Four-Haus 2023 sieben Partner für die gesellschaftsrechtliche und M&A-Beratung gewonnen. Sowohl Deloitte als auch KPMG verzeichneten insgesamt aber nur wenige Partnerwechsel – Zu- und Abgänge haben sich weitestgehend die Waage gehalten. Full Service der Big Four ist gefragt 2024 wird den Big Four wieder einige Wachstumsmöglichkeiten in Tax & Legal bieten. Neben vielen Themen aus dem Vorjahr, die nach wie vor prominent sein werden, dürfte nun noch stärker die Beratung rund um Künstliche Intelligenz anziehen. Die nächste große Aufgabe wird es sein, KI-Tools als selbstverständlich genutzte Instrumente in die Mandatsarbeit zu implementieren. Das Hinweisgeberschutzgesetz oder die geforderten Nachhaltigkeitsberichte liefern dazu eine hervorragende Demonstrationsplattform. Das Wachstumschancengesetz wird die Kreativität der Berater genauso fordern wie seit geraumer Zeit die zunehmende Regulierung seitens der EU sowie die Neuorientierung der Mandanten in der Gemengelage eines nicht mehr gangbaren Geschäftsweges mit Russland, der schwierigen Rolle Chinas sowie dem hoffnungstragenden Indien.

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