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EY fällt bei Absolventen durch

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EY hat schon zum zweiten Jahr in Folge an Beliebtheit bei Uni-Absolventen eingebüßt. Foto: Araki Illustrations-stock.adobe.com
EY hat schon zum zweiten Jahr in Folge an Beliebtheit bei Uni-Absolventen eingebüßt. Foto: Araki Illustrations-stock.adobe.com

Die Corona-Pandemie hat die Beraterbranche in den vergangenen zwei Jahren ziemlich durcheinandergewirbelt. Aufträge wurden storniert oder geschoben, Beratungsprojekte haben sich stärker Richtung Sanierung oder Digitalisierung verschoben und auch die Tätigkeit an sich hat sich verändert: So viele Reisen wie früher werden die Berater sicher auch nach dem Ende der Pandemie nicht mehr machen.

Trotzdem – oder gerade deshalb? – bleibt die Beraterbranche sehr beliebt bei den Absolventen der Wirtschaftswissenschaften, zeigt das neuste Absolventenbarometer des Marktforschers Trendence. Innerhalb der beliebtesten Arbeitgeber aus der Consulting-Branche gibt es aber einige Verwerfungen zu den Vorjahren, vor allem bei den Big Four (KPMG, PwC, Deloitte und EY): Alle vier schneiden bei den Absolventen schlechter als im Vorjahr ab, doch besonders stark stürzt EY ab.

McKinsey beliebter als PwC

Die Ergebnisse für 2022 im Detail: Wie auch schon im Vorjahr bleibt McKinsey unter den Beratungshäusern der beliebteste Arbeitgeber für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften. Gemessen an allen Arbeitgebern in Deutschland ist McKinsey auf Platz 10 gelandet, das ist der selbe Platz wie im Vorjahr. Auf Platz 1 findet sich Daimler/Mercedes-Benz.

Mit Blick auf die Beraterbranche folgt BCG auf McKinsey. BCG belegt in diesem Jahr Rang 12, was eine Verbesserung um drei Plätze verglichen mit dem Vorjahr ist. Mit diesem Sprung überholt BCG denn auch PwC: War das Big-Four-Haus im Vorjahr noch auf Platz 10 gelandet und gleichauf mit McKinsey, büßte PwC dieses Jahr nun fünf Plätze ein. Auffällig ist, dass PwC viele Jahre lang die Nummer 1 im Branchen-Ranking war, noch vor den reinen Strategieberatern wie McKinsey und BCG. Doch das scheint sich nun gewandelt zu haben.

PwC sinkt in der Gunst der Absolventen

Ebenfalls neu: Auf PwC folgt nun direkt Deloitte mit Platz 20. Allerdings ist auch das eine leichte Verschlechterung um einen Platz verglichen mit 2021. Insgesamt hat sich Deloitte über die vergangenen Jahre aber ziemlich stark nach oben gearbeitet: Noch 2016 war das Prüfungs- und Beratungshaus auf Platz 32 und damit der mit Abstand unbeliebteste Arbeitgeber innerhalb der Big Four – nun ist Deloitte schon der zweitbeliebteste. Das Haus hatte in den vergangenen Jahren viel ins Beratungsgeschäft investiert und war dort stark gewachsen, mit Ausnahme von 2021, wo der Berater Corona-bedingt stark an Umsatz in Consulting und Advisory eingebüßt hatte.

Gleichauf mit Deloitte auf Platz 20 liegt in diesem Jahr KPMG, das ist allerdings eine Verschlechterung um vier Plätze. KPMG hatte sich hatte sich in den vergangenen Jahren stets schwerer als die Konkurrenz mit dem Beratungsgeschäft getan – die hohen Investitionen spiegelten sich im Umsatz lange nicht wider. 2021 legte KPMG allerdings mit 9 Prozent überraschend stark zu, während die Konkurrenz Einbußen verzeichnete oder stagnierte. Mit Blick auf die Beliebtheit bei den Absolventen scheint das aber noch nicht durchzuschlagen.

Der Verlierer 2022 ist jedoch eindeutig EY: Das Big-Four-Haus hat es auf Platz 25 verschlagen, im Vorjahr war es noch Rang 16. Doch selbst dies war bereits eine Verschlechterung, denn zuvor schwankte die Gesellschaft zwischen Platz 10 und 12. EY hat fraglos eine schwierige Zeit hinter sich, der Wirecard-Skandal belastete nicht nur den Ruf des Hauses, sondern kostete auch einige Mandate. Auch wenn sich die Lage nun etwas beruhigt hat – unklar bleibt, wie die ausstehenden Anlegerklagen ausgehen. Die Vermutung liegt nahe, dass diese schwierige Gemengelage so manchen Berufseinsteiger abschrecken könnte.

Die beliebtesten Arbeitgeber von Absolventen der Wirtschaftswissenschaften 2022
Top-ArbeitgeberRang 2022Rang 2021
McKinsey1010
BCG1215
PwC1510
Deloitte2019
KPMG2016
EY2516
Accenture4752
Bain & Company5552
Roland Berger6565
Capgemini86107
Strategy&102113
Horváth AG10692
Quelle: Trendence

Big Four werden unbeliebter bei Absolventen

Insgesamt zeigt sich deutlich, dass die Big Four in der Gunst der Absolventen gefallen sind. Eine mögliche Erklärung könnte die neue Gesetzgebung FISG sein: Demnach dürfen die WP-Gesellschaften seit 2021 bei Prüfkunden praktisch keinerlei Beratungsleistungen mehr anbieten – das schmälert natürlich die Einsatzmöglichkeiten. Doch nun könnte eine weitere Entwicklung die Branche durcheinanderwirbeln: Mit EY überlegt bereits die erste Gesellschaft, sich in zwei eigenständige Prüf- und Beratungshäuser aufzuspalten. Auch Deloitte hatte Medienberichten zufolge angeblich diesbezügliche Überlegungen angestellt, dementierte aber. Ein solcher Schritt würde zumindest den Unabhängigkeitskonflikt wieder aus der Welt schaffen und neue Wachstumsmöglichkeiten im Consulting bieten.

Deutlich weiter abgeschlagen folgen schließlich andere Beratungshäuser: Accenture landet auf Platz 47, gefolgt von Bain (55), Roland Berger (65) und Capgemini (86). Die PwC-Tochter Strategy& schafft es knapp nicht unter die Top 100, sondern landet auf Platz 102 – aber das ist immerhin schon eine Verbesserung um 11 Plätze verglichen mit dem Vorjahr.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.