Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat einen Führungswechsel ihrer Financial Services Industry (FSI) mitgeteilt. Das Big-Four-Haus hat Carl-Friedrich Leuschner zum neuen Leiter des Bereichs ernannt. Er tritt sein Amt am heutigen Mittwoch an und wird damit Nachfolger von Kurt Mitzner, der sich laut Deloitte wieder auf seine Tätigkeit als Partner konzentrieren möchte. Mitzner hatte die Leitung der Einheit Financial Services Industry seit Juni 2020 parallel zu dieser Tätigkeit innegehabt.
Carl-Friedrich Leuschner begleitet Private Equity und Banken
Im Bereich FSI bündelt Deloitte Beratungsleistungen für verschiedene Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungssektor wie Private-Equity-Investoren, Banken und Investmentbanken, Versicherungen, Immobiliendienstleister sowie Asset Manager. Dabei berät Deloitte unter anderem die Unternehmen zu Turnarounds und Restrukturierungen, M&A-Transaktionen sowie bei forensischen Untersuchungen. Bei dem Big-Four-Haus arbeiten in diesem Bereich etwa 2.500 Beschäftigte.
Über die verschiedenen Sektoren innerhalb der FSI-Einheit wird Leuschner mit mehreren Deloitte-Partnern zusammenarbeiten. Berichten wird er an Thomas Schiller, Managing Partner Clients & Industries. „Carl-Friedrich ist mit seinem umfangreichen Fach- und Branchenwissen die perfekte Wahl für diese Position“, erklärt Schiller. Seit 2008 ist Leuschner als Partner mit einem Fokus auf Audit und prüfungsnahe Themen am Frankfurter Standort beschäftigt. In der Zeit hat er Kunden wie die Hypovereinsbank, die Pfandbriefbank, den Bundesverband deutscher Banken, die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie die Bafin betreut.
Leuschner ist seit den Neunzigern in der WP-Branche aktiv
In seiner neuen Position als Leiter der FSI-Einheit wird sich Leuschner in Zukunft auch mit Themen wie Consulting, Tax und Legal befassen. Leuschner verspricht gegenüber FINANCE, auch künftig „weiterhin am Markt tätig zu sein und die Kundenbetreuung aufrechtzuerhalten“. Trotzdem wird er seine Lehrtätigkeit als Honorarprofessor an der Universität Osnabrück in Betriebswirtschaftslehre fortführen. Die Lehrtätigkeit am Lehrstuhl für Wirtschaftsprüfung und International Accounting übt er seit 2005 aus.
Bevor Leuschner im Jahr 2008 zu Deloitte kam, war er fünf Jahre lang Vorstandsvorsitzender des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisen-Verbandes in Berlin. Seine Karriere in der WP-Branche begann er bei PwC. Für den Konkurrenten war er zu Beginn der 2000er-Jahre in New York tätig und hat deutsche Firmen bei der Börsennotierung in „Big Apple“ beraten, insbesondere bei Fragen rund um das amerikanische Börsenaufsichtsrecht.
Einige seiner damaligen Beratertätigkeiten waren die Veräußerung des Kabelgeschäfts der Deutschen Telekom sowie die Übernahme von Voicestream durch den deutschen Telekommunikationsanbieter im Sommer 2001. Insgesamt blickt Leuschner auf 26 Jahre in der Wirtschaftsprüfungsbranche zurück, davon 14 Jahre bei Deloitte.
Deloitte mit Einbußen im Advisory-Geschäft
Der Wechsel an der Spitze in der Financial Services Industry geschieht parallel zum Beginn des neuen Geschäftsjahres von Deloitte, das am 31. Mai endet. Zwar sind die neuen Zahlen noch nicht veröffentlicht, doch Deloitte dürfte für 2021 auf eine Trendwende hoffen – speziell im Advisory, das im vergangenen Geschäftsjahr um 30 Prozent eingebrochen war.
Im April dieses Jahres versuchte Deloitte, zumindest einen Teil dieses Rückgangs durch einen M&A-Deal zu kompensieren. Für eine unbekannte Summe hatte das Big-Four-Haus den Restrukturierungsspezialisten RSP samt seiner 30 Mitarbeiter übernommen. Bei Deloitte wird RSP in den Bereich Financial Advisory integriert und soll das Angebot bei Restrukturierungen ergänzen.