Warum das Big-Four-Haus EY die Rechtsform ändert

Das Big-Four-Haus EY hat die Rechtsform geändert. Die ehemalige Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist seit Anfang Februar eine Kommanditgesellschaft (KG), so geht es aus dem Handelsregister des Amtsgerichts Stuttgart hervor. Zuerst hatte das „Handelsblatt“ über die Umfirmierung berichtet. Im Zuge der Umwandlung entstand eine KG mit vier Kommanditisten, diese sind zuständig für die Bereiche Consulting, Strategieberatung, Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung. Die Geschäftsbereiche Tax, Strategy & Transactions sowie Consulting wurden im Zuge der Umfirmierung in neue, rechtlich eigenständige Gesellschaften überführt, so EY auf FINANCE-Nachfrage. Die Big-Four-Gesellschaft betreibe das Geschäft der einzelnen Service Lines nun aus eigenständigen Tochtergesellschaften heraus. Durch die Änderung der Rechtsform sind die einzelnen Geschäfte rechtlich stärker, allerdings nicht vollständig voneinander getrennt. EY will sich harmonisieren Warum firmiert sich EY um? Auf Nachfrage von FINANCE lässt EY wissen: „Durch diesen Schritt harmonisiert EY Deutschland seine Struktur mit anderen Gesellschaften des internationalen EY-Netzwerks in Europa und weltweit.“ Die Harmonisierung erfolge dabei auch „beruhend auf den Erkenntnissen aus Projekt Everest“. 2022 hatte EY Global eine Aufspaltung angeleiert, das Projekt scheiterte aber. Und es gibt noch einen weiteren Grund: EY Deutschland bildet „mit dieser veränderten Aufstellung die geänderten regulatorischen Anforderungen und Vorgaben ab, denn wir sind in hoch- (Wirtschaftsprüfung), teil- (Steuerberatung) und nicht-regulierten (Beratung) Geschäftsfeldern tätig“, so der Sprecher. Damit dürfte EY auf den Bilanzskandal bei dem Ex-Zahlungsdienstleister Wirecard anspielen, dessen Bücher das Big-Four-Haus geprüft hatte. Der Zusammenbruch von Wirecard warf auch Schatten auf die Arbeit und Haftungspflichten von Wirtschaftsprüfern. In der Folge wurde das Gesetz zur Stärkung der Finanzintegrität (FISG) verabschiedet, das unter anderem vorsieht, dass die Prüfer bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz unbegrenzt haften können. Sichert sich EY gegen künftige Haftungsthemen ab? Die Krux: Mit einer Kommanditgesellschaft kann die Haftung der Gesellschafter für Rechtsfälle und Verbindlichkeiten neu geordnet und beschränkt werden. Aus dem Handelsregister ergibt sich, dass die vier EY-Kommanditisten lediglich für eine Summe zwischen 2 und knapp 3 Millionen Euro haftbar sind. Die Komplementärin haftet allein mit ihrem Gesellschaftsvermögen. Laut EY haben die „vorgenommenen gesellschaftsrechtlichen Veränderungen keinerlei Auswirkungen auf die Haftungsrisiken für bestehende und abgeschlossene Mandate oder auf laufende Zivilverfahren.“ Mit der Umfirmierung sichert sich EY aber für künftige Fälle ab. EY: Weltweite Aufspaltungspläne 2023 auf Eis gelegt Im Herbst 2022 gab EY bekannt, die weltweit tätige Gesellschaft in ein separates Prüf- und Beratungsgeschäft aufspalten zu wollen. Dies kam jedoch nicht zustande: Im April vergangenen Jahres stoppte die Big-Four-Gesellschaft die Pläne zur weltweiten Aufspaltung in eine eigenständige Wirtschaftsprüfungs- und eine Beratungsgesellschaft. Das intern unter „Project Everest“ bekannte Vorhaben scheiterte vor allem an Uneinigkeit im Hause selbst. Viele Partner in den USA waren von den konkreten Plänen zur Aufspaltung nicht überzeugt, wie im März 2023 unter anderem die „Financial Times“ berichtete. In Deutschland soll sich die Mehrheit der EY-Partner für die weltweite Spaltung ausgesprochen haben. Grund dafür soll auch das Gesetz zur Stärkung der Finanzintegrität gewesen sein. Mit der Aufspaltung soll man sich hierzulande mehr Geschäftschancen in beiden Bereichen – Prüfung und Beratung – erhofft haben. Der aktuelle Schritt bei der deutschen Gesellschaft hat zwar zunächst keine Implikationen für strukturelle Veränderungen im globalen Geschäft. Ein erneuter, weltweiter Aufspaltungsversuch ist damit aber nicht ausgeschlossen.

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