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Deloitte soll Korruptionsvorwürfe bei Vonovia aufklären

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Vonovia Unternehmenszentrale in Bochum
Die Vonovia Unternehmenszentrale in Bochum wurde gestern durchsucht. Foto: Vonovia SE

Vonovia hat die Wirtschaftsprüfer von Deloitte für eine unabhängige Untersuchung der Korruptionsvorwürfe eingeschaltet. Man habe das größte Interesse an einer lückenlosen Aufklärung und kooperiere deshalb vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden, teilt der Immobilienkonzern mit. 

Die Untersuchung wird von Deloittes Servicelinie „Forensic“ durchgeführt werden. Die Einheit des Big-Four-Hauses ist auf die Aufarbeitung von finanz- und wirtschaftskriminellem Verhalten sowie von Verstößen gegen Compliance-Sachverhalte spezialisiert.

Vonovia sieht sich als Opfer

Deutschlands größter Wohnungskonzern sieht sich als Opfer krimineller Machenschaften. Man habe deshalb erste personelle Maßnahmen ergriffen und werde Anzeige gegen Beschuldigte erstatten, heißt es seitens der Bochumer. „Wir sind erschüttert. Offenbar haben sich einzelne Mitarbeiter bei unseren Tochterunternehmen zum Schaden von Vonovia bestechen lassen – das ist nicht akzeptabel“, erklärte Vonovia-CEO Rolf Buch.

Gestern hatten unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Bochum zahlreiche Ermittler mehr als 40 Privat- und Geschäftsräume des Konzerns in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen durchsucht und vier Haftbefehle vollstreckt. Es seien zudem Ermittler des Landeskriminalamts NRW sowie Steuerfahnder aus Düsseldorf, Bochum und Münster an den Durchsuchungen beteiligt gewesen. Es besteht den Behörden zufolge der Verdacht der Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr, der Untreue, des Betrugs und anderer Straftaten.

Tatverdächtige sind aus dem mittleren Management

Nach bisherigen Erkenntnissen gehören und gehörten die Verdächtigen höchstens dem mittleren Management an. Sie sollen laut Staatsanwaltschaft Bochum Baufirmen und Handwerker bei der Auftragsvergabe bevorzugt und dafür im Gegenzug Geld- und Sachleistungen erhalten haben. Ein weiterer Vorwurf dreht sich um die Manipulation von Leistungsverzeichnissen, um den beauftragten Unternehmen überhöhte Abrechnungen sowie Luftbuchungen über nicht erbrachte Leistungen zu ermöglichen. Die erlangten Gelder sollen anschließend zwischen den Beschuldigten aufgeteilt worden sein.

Nach dem Wechsel eines Beschuldigten zu dem süddeutschen Wohnungsunternehmen GWG-Gruppe haben die Verdächtigten bei dortigen Ausschreibungen laut den Ermittlern wettbewerbsbeschränkende Absprachen getroffen haben, um so die Auftragsvergabe an ein bestimmtes Unternehmen zu erwirken. Auch dort soll es anschließend zu überhöhten Abrechnungen gekommen sein.

Razzia auch bei der GWG Gruppe

Die Geschäftsräume der GWG-Gruppe wurden deshalb durchsucht, wie eine Sprecherin gegenüber FINANCE bestätigte. „Als möglicherweise geschädigtes Unternehmen kooperieren wir selbstverständlich vollumfänglich mit den Behörden und sind an einer umfassenden Klärung des Sachverhalts interessiert“, erklärte eine Sprecherin der GWG-Gruppe. Aufgrund der laufenden Ermittlungen könnten jedoch noch keine Angaben zur potentiellen Schadenshöhe gemacht werden.

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.