Newsletter

Abonnements

Chef von Roland Berger schmeißt hin

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Charles-Edouard Bouée tritt als CEO von Roland Berger zurück.
Roland Berger

Der erste Ausländer an der Spitze von Roland Berger hat überraschend das Handtuch geworfen: Auf der Partnerversammlung am vergangenen Freitag verkündete der Franzose Charles-Edouard Bouée nach fünf Jahren im Amt seinen sofortigen Rückzug. Wie Roland Berger mitteilte, will Bouée von nun an „seine Erfahrung und sein Netzwerk im Bereich Innovation, disruptive Technologien und Künstliche Intelligenz für neue Herausforderungen einbringen“. Sein Rücktritt sei mit dem Aufsichtsrat abgestimmt, heißt es.

Damit steht nun eine Gruppe aus fünf formell gleichberechtigten Partnern an der Spitze des Beratungshauses. Sie besteht aus dem Franzosen Olivier de Panafieu, dem Niederländer Tijo Collot d’Escury, dem Japaner Satoshi Nagashima sowie Deutschlandchef Sascha Haghani und Bouées bisherigem Stellvertreter Stefan Schaible.

Die Rolle des Deutschen, der als Bergers führender Kopf in der Beratung des öffentlichen Sektors gilt, dürfte nach Einschätzung der FAZ durch den Abgang des CEOs gestärkt werden – der Zeitung zufolge gilt Schaible in der neuen Berger-Führung als „Primus inter pares“, auch weil er aktuell Chef der Roland Berger Holding ist. Ob aus dem Führungsgremium zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein echter neuer CEO gewählt wird, hat Roland Berger noch nicht entschieden. Zunächst will das Haus an der Führungsspitze nach Aussage eines Sprechers „das Teammodell weiter fortsetzen“. Die nächste Partnerversammlung ist für den Dezember terminiert.

Schaible sieht Roland Berger wieder „gut aufgestellt“

Charles-Edouard Bouée führte Roland Berger durch eine schwierige Zeit. Als der frühere A.T.-Kearney-Berater 2014 die Führung übernahm, kämpfte Roland Berger mit wirtschaftlichen Problemen und drohte, im Ringen mit den großen, weltweit tätigen Strategieberatern den Anschluss zu verlieren. Dennoch entschieden sich die Partner für den Weg der Eigenständigkeit und gegen Übernahmeavancen von Häusern wie Deloitte.

Bouées Strategie war es, Roland Berger auf die Kernkompetenzen zu fokussieren, anstatt weiterhin zu versuchen, mit einem breiten Beratungsangebot zu bestehen. Außerdem wurden die Entscheidungswege dezentralisiert.

Schaible, Bouées rechte Hand, bezeichnete Roland Berger in einem FINANCE-Interview im Dezember als „wieder gut aufgestellt“: Man habe die Finanzstruktur neu geordnet und die Strukturen verschlankt. Laut Schaible erwirtschaftete Roland Berger im vergangenen Jahr rund 600 Millionen Euro Umsatz. Seit 2017 wachse man wieder zweistellig, so Schaible.

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.