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Immer mehr Digital Talents wollen zu Deloitte

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Wohin nach dem Abschluss? Gerade das Consulting finden viele Absolventen interessant, und Deloitte wird als Arbeitgeber immer beliebter.
Deloitte

Noch nie war der Kampf von KPMG, PwC, Deloitte und EY (Ernst & Young) um die besten Köpfe so intensiv wie jetzt: In ihrem Streben nach mehr Wachstum versuchen die sogenannten Big Four alles, um die talentiertesten Absolventen von Universitäten für ihre Teams zu gewinnen.

Nach außen hin wirken die Big Four mit ihren Jobprofilen und Anforderungen zwar sehr ähnlich. Doch dass die Absolventen durchaus unterschiedliche Präferenzen haben, zeigt jetzt eine Auswertung von Trendence. Das Marktforschungsunternehmen hat rund 55.000 Studierende, darunter 14.000 aus wirtschaftswissenschaftlichen Fächern, die kurz vor dem Abschluss standen, zu ihren favorisierten Arbeitgebern befragt.

Beratungshäuser kämpfen um die Digitals

Zusätzlich hat der Marktforscher ausgewertet, wie beliebt die Unternehmen speziell bei den sogenannten „Digitals“ sind, welche sich laut Studie durch ein besonders ausgeprägtes digitales Know-how und ein digitales Mindset auszeichnen. Sie sind auch flexibler, belastbarer und leistungsbereiter als ihre Kommilitonen, hat Trendence herausgefunden.

Gerade sie sind bei den Rekrutierern der Big Four besonders beliebt. Doch auch die klassischen Strategieberater wie McKinsey und Bain oder spezialisiertere Beratungsgrößen wie Accenture oder Bearing Point wollen die jungen Absolventen von sich überzeugen, damit sie ihre Kunden mit dem nötigen Know-how bei deren digitaler Transformation begleiten können. Seitdem die Big Four immer stärker in das Consulting-Geschäft vordringen, haben die alt eingesessenen Berater aber an Zugriff auf Talente eingebüßt.

PwC bleibt die Nummer 1 im Consulting

EY überholt den bekannten Strategieberater McKinsey.

Das untermauern auch die Ergebnisse der Befragung. Im Bereich Consulting ist wie im vergangenen Jahr schon PwC der potentielle Arbeitgeber Nummer 1, auch bei den Digitals. Betrachtet man das Ranking über alle Branchen hinweg, liegt PwC auf Platz 9 der beliebtesten Arbeitgeber. Auf Platz 1 liegt BMW.

Auch wenn PwC seine Spitzenposition im Consulting halten konnte, sind die Wettbewerber deutlich näher gerückt: Direkt hinter PwC folgt schon EY, die sich im branchenübergreifenden Ranking von Platz 12 auf Platz 10 verbessert hat. Damit überholt EY McKinsey – der bekannte Strategieberater liegt nur noch auf Platz 12.

Ebenfalls um einen Platz verschlechtert hat sich BCG, im branchenübergreifenden Ranking inzwischen nur noch auf Rang 14. Immerhin: Sowohl BCG als auch McKinsey sind bei den Digitals deutlich beliebter als im großen Querschnitt.

Deloitte holt enorm auf

Auch die dritte Big-Four-Gesellschaft KPMG kann sich über ein steigendes Interesse seitens der Absolventen freuen: Sie hat sich um einen Platz auf Rang 15 verbessert. Doch den größten Sprung unter den Big Four hat Deloitte gemacht: Im branchenübergreifenden Ranking hat das Beratungshaus vier Plätze gutgemacht und landet ganz nah hinter KPMG auf Platz 17.

Damit setzt sich der schnelle Vormarsch von Deloitte fort: 2016 lag das Haus noch auf Platz 32, 2017 belegte Deloitte aber schon den 21. Platz. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Unternehmenszahlen wider: So ist Deloitte zwar die kleinste Big-Four-Gesellschaft, hat aber in den vergangenen Jahren mit einem hohen zweistelligen Umsatzwachstum aufgeholt und die Milliardenmarke durchbrochen. Besonders stark wächst die Beratungssparte, 2017 um satte 44,5 Prozent, wesentlich stärker als die Konkurrenz. Inzwischen setzt Deloitte fast doppelt so viel mit der Beratung wie mit der Wirtschaftsprüfung um.

„So eng war der Abstand zwischen den Big Four noch nie.“

Holger Koch, Trendence

„PwC als bestplatziertes Unternehmen der Branche und Deloitte trennen nur noch acht Plätze voneinander“, kommentiert Trendence-Geschäftsführer Holger Koch die Ergebnisse der aktuellen Befragung. „So eng war der Abstand zwischen den Big Four noch nie.“ Das sei gut für die Bewerber, schließlich müssten die Unternehmen noch mehr interessante Benefits bieten, um sich gegenüber dem Nachwuchs von der Konkurrenz abzuheben.

Roland Berger ist weit abgeschlagen

Bemerkenswert ist, dass mit Deloitte sogar das am schlechtesten platzierte Big-Four-Haus andere bekannte Unternehmensberater weit hinter sich lässt: Accenture beispielsweise befindet sich auf Rang 31, hat sich aber immerhin um zwölf Plätze ordentlich verbessert. Auf Platz 45 befindet sich der Strategieberater Bain, immerhin eine leichte Verbesserung zu 2017, als es noch Platz 49 war.

Weit abgeschlagen ist Roland Berger. Der Strategieberater, dessen Image am Bewerbermarkt schon seit Jahren nicht besonders gut ist, landet auf Platz 59 der beliebtesten Arbeitgeber bei den Befragten. Immerhin gab es eine Verbesserung zum Vorjahr – damals rangierte Roland Berger noch auf dem 68. Platz.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

KPMG, PwC, Deloitte und EY werden zu einer immer größeren Konkurrenz für die klassischen Strategieberater. Wie sich die Geschäftszahlen der Big Four entwickeln und welche Beraterunternehmen sie hinzukaufen, können Sie auf unserer Themenseite zu den Big Four nachlesen.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.