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Deutsche Bank kündigt Milliardenrückstellung wegen Rechtsstreit an

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Schlechte Nachrichten im Rechtsstreit um die Postbank-Übernahme. Eine Niederlage vor Gericht könnte für die Deutsche Bank zu Milliarden-Nachzahlungen führen. Foto: AlexGo - stock.adobe.com
Schlechte Nachrichten im Rechtsstreit um die Postbank-Übernahme. Eine Niederlage vor Gericht könnte für die Deutsche Bank zu Milliarden-Nachzahlungen führen. Foto: AlexGo - stock.adobe.com

Schon wieder schlechte Nachrichten für die Deutsche Bank. Im Zusammenhang mit dem seit Jahren laufenden Rechtsstreit mit ehemaligen Postbank-Aktionären muss Deutschlands größtes Geldhaus eine Rückstellung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro verbuchen, wie die Bank am späten Freitagabend per Ad-hoc-Mitteilung ankündigte.

Grund für die Rückstellung ist der Rechtsstreit darüber, ob die Deutsche Bank bei der Übernahme der Postbank im Jahr 2010 den Aktionären ein besseres Angebot hätte machen müssen. In dem seit 2011 laufenden Verfahren könnte der Deutschen Bank eine Niederlage drohen.

Das Oberlandesgericht Köln hatte in einer mündlichen Verhandlung am vergangenen Freitag ausgeführt, dass es „Teile dieser Ansprüche in einer späteren Entscheidung für begründet befinden könnte”, so die Bank. Aus diesem Grund will das Geldhaus das maximale finanzielle Risiko von 1,3 Milliarden Euro vollständig im zweiten Quartal dieses Jahres verbuchen. Diese Summe setzt sich aus Nachforderungen von 700 Millionen Euro sowie 600 Millionen Euro an Zinsen zusammen.

Erster Quartalsbericht ohne Rückstellungen

Der neuerliche Rückschlag kommt für die Bank zur Unzeit: Erst am vergangenen Donnerstag, einen Tag vor der Gerichtsverhandlung, hatte das Geldinstitut seine Zahlen für das erste Quartal 2024 vorgelegt. Diese fielen sehr gut aus; dementsprechend stieg der Aktienkurs zeitweise um über sechs Prozent an. Nach Bekanntwerden der Rückstellung sackte der Kurs zum Handelsstart am Montagmorgen fast 5 Prozent ins Minus.

Aktienkurs der Deutschen Bank vom 22. bis zum 29. April. Quelle: Ariva.de AG

Die Summe von 1,3 Milliarden Euro entspricht fast dem gesamten Nettogewinn im ersten Quartal und nahezu einem Drittel des erwarteten Jahresgewinns, den Analysten für 2024 prognostiziert haben. Die Rückstellungen reduzieren die Kernkapitalquote der Deutschen Bank von 13,45 Prozent auf 13,25 Prozent.

Bislang hatte die Bank die möglichen Forderungen der Kläger noch als Eventualverbindlichkeiten betrachtet, die das Ergebnis nicht belasteten. In einem Frage-Antwort-Katalog für Investoren, den die Bank am Sonntag veröffentlichte, begründete das Institut die bisherige Entscheidung, keine Rückstellungen zu bilden, damit, dass das Kölner Oberlandesgericht zuvor wiederholt zugunsten der Deutschen Bank entschieden und auch der Bundesgerichtshof den Fall zweimal wieder nach Köln verwiesen hatte. Daher sei man nicht davon ausgegangen, dass das Gericht in Zukunft zugunsten der Kläger entscheiden würde. Die Bank begründete diese Einschätzung weiterhin mit dem Gutachten externer juristischer Berater.

Deutsche Bank hält trotzdem an Finanzzielen fest

„Das Management erwartet grundsätzlich keine signifikanten Auswirkungen auf die strategischen Pläne oder Finanzziele der Bank”, heißt es weiter. Daher müssten die Ziele für 2025 vorerst nicht angepasst werden. Auch an der geplanten Dividendenerhöhung will das Institut zunächst festhalten.

Den Anfang März angelaufenen Aktienrückkauf im Volumen von 675 Millionen Euro werde die Deutsche Bank fortsetzen und bis zum Ende des zweiten Quartals abschließen. Bezüglich eines zweiten Rückkaufprogramms zeigte sich die Bank jedoch weniger optimistisch. Für eine Entscheidung über ein solches Programm sei es jedoch noch „zu früh”.