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Früherer Deutsche-Bank-Chef Breuer gestorben

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Der ehemalige Vorstandssprecher und Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank Rolf-Ernst Breuer ist nach längerer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben. Foto: picture alliance / Sven Simon | Frank Hoemann/Sven Simon; Archivfoto aus dem Jahr 2016
Der ehemalige Vorstandssprecher und Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank Rolf-Ernst Breuer ist nach längerer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben. Foto: picture alliance / Sven Simon | Frank Hoemann/Sven Simon; Archivfoto aus dem Jahr 2016

Rolf-Ernst Breuer ist tot. Der ehemalige Vorstandssprecher und Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank verstarb nach längerer Krankheit im Alter von 86 Jahren im Kreis seiner Familie, wie das Bankhaus mitteilte.

Breuer, der wegen seines Einsatzes für die Stärkung des Finanzplatzes Deutschland auch den Beinamen „Mr. Finanzplatz“ erhielt, arbeitete fast sein gesamtes Berufsleben lang bei der Deutschen Bank und hat deren Entwicklung maßgeblich mitgeprägt. Seine Ausbildung begann er im Jahr 1956 zunächst in der Mainzer Filiale der Süddeutschen Bank, einem Nachfolgeinstitut der Deutschen Bank nach 1945, und beendete sie 1958 in der Münchener Filiale der zwischenzeitlich wieder entstandenen Deutschen Bank.

Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und anschließender Promotion sowie Volontariaten bei zwei lokalen Banken in London und Paris kehrte Breuer 1966 zur Deutschen Bank zurück. 1974 wurde er zum Leiter der Börsenabteilung berufen. Ab 1985 war er Vorstandsmitglied und von 1997 bis 2002 auch Vorstandssprecher. Anschließend war Breuer noch von 2002 bis 2006 als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank aktiv.

Großübernahme und Kirch-Skandal prägen die 2000er

Unter Breuer stärkte die Deutsche Bank den Großkundenbereich und das internationale Geschäft. In seine Amtszeit als Bankchef fiel unter anderem die Übernahme von Bankers Trust 1999, die als der größte Zukauf in der Geschichte der Deutschen Bank gilt. 2001 führte er die Deutsche-Bank-Aktie zudem an der New Yorker Börse ein.

„Die Bedeutung Rolf Breuers für die Deutsche Bank kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Er hat mit der Übernahme von Bankers Trust maßgeblich dazu beigetragen, dass die Deutsche Bank heute ihre Kunden weltweit in allen Finanzfragen zur Seite stehen kann und über das dafür notwendige globale Netzwerk und die Expertise verfügt“, würdigte Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts den ehemaligen Deutsch-Banker.

Allerdings gelang Breuer auch nicht alles. 2000 scheiterte unter seiner Regie die Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank. Zudem wurde seine Karriere im neuen Jahrtausend von seiner Rolle im Kirch-Skandal überschattet.

Breuer machte damals mit Aussagen in einem TV-Interview zur Kreditwürdigkeit des Unternehmers und Bankkunden Leo Kirch Schlagzeilen. Dessen Medienkonzern rutschte kurz darauf in die Pleite und brach zusammen, wofür Kirch Breuer verantwortlich machte. Es folgte eine jahrelange Prozessschlacht, an deren Ende die Deutsche Bank den Kirch-Erben in einem Vergleich schließlich 925 Millionen Euro zahlte. Die Bank selbst nahm dafür später Breuer in Regress. Wegen des Rechtsstreits hatte dieser 2006 auch seinen Posten als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank abgegeben.

Breuer vielfach engagiert in Frankfurt und der Finanzwelt

Rolf-Ernst Breuer war auch außerhalb des Deutsche-Bank-Kosmos umtriebig: Er war Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Börse, Vorsitzender des Börsenrats der Frankfurter Wertpapierbörse, Initiator und Vorstandsmitglied des Aktionskreises Finanzplatz und Präsident des Bundesverbands deutscher Banken. Zudem war er an der Gründung des Center of Financial Studies an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main beteiligt und auch kulturell in der Stadt aktiv. Für sein Engagement erhielt er 2005 die Ehrenplakette der Stadt.

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.