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Aareal Bank muss Vergütungssystem überarbeiten

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Die Übernahme der Aareal Bank ist geplatzt. Was heißt das für den Vorstand? Foto: Aareal Bank
Die Übernahme der Aareal Bank ist geplatzt. Was heißt das für den Vorstand? Foto: Aareal Bank

Es steht 1:1 im Showdown zwischen dem Hedgefonds Petrus Advisers und der Aareal Bank: Auf der Hauptversammlung scheiterte jede der beiden Seiten mit einer ihrer Hauptforderungen. Seit Monaten sind Petrus Advisers, das knapp 10 Prozent an der Bank hält, und der Immobilienfinanzierer im Clinch – Petrus stellte mehrere Forderungen an die Bank, die Aareal wehrte sich vehement dagegen.

Bei der Hauptversammlung ging nun ein wichtiger Punkt an die Bank: Petrus wollte mit Unterstützung des Aktionärs Teleios, der rund 5 Prozent an Aareal hält, drei Aufsichtsratsmitglieder austauschen. So sollte Aufsichtsratschefin Marija Korsch gegen Ex-Hypovereinsbank-Vorstand Theodor Heinz Laber ersetzt werden, für Christof von Dryander sollte Beraterin Marion Khüny einziehen und Dietrich Voigtländer sollte durch den früheren Versicherungsmanager Thomas Christian Hürlimann ausgetauscht werden.

Mit der Neubesetzung des Aufsichtsrat wollte der aktivistische Investor Petrus die Bank zu einer Strategieänderung drängen und den gewünschten Komplettverkauf der IT-Sparte Aareon durchsetzen. Die Bank lehnt dies ab, und auch die Mehrheit der Anwesenden auf der virtuellen Hauptversammlung stärkte den Wiesbadenern den Rücken – mit einer Mehrheit von rund zwei Dritteln stimmten sie gegen die Neubesetzung des Aufsichtsrat.

Aareal Bank muss Vergütung neu aufstellen

Die Schlappe bei der Gremienbesetzung ist für Petrus Advisers ein Rückschlag, an anderer Stelle jedoch setzte sich der Investor durch: Die hohen Vorstandsgehälter bei der Bank waren ihm ein Dorn im Auge – und offenbar auch anderen Aktionären. Mehr als 60 Prozent lehnten das vorgeschlagene Vergütungssystem ab.  

Bereits im Vorfeld kam von Petrus Advisers wie auch der Fondsgesellschaft Deka Investment, die ebenfalls rund 10 Prozent hält, Kritik. Deka hält „die Vergütung im Branchenvergleich für unangemessen“, schreibt die F.A.Z. Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sowie der Stimmrechtsberater ISS verkündeten schon vor der Abstimmung eine Nein-Stimme.

Die Deka monierte unter anderem, dass die Aareal Bank nicht offengelegt habe, nach welchen Kriterien sie die Höhe der Vergütung ermittelt habe und warum sie diese für angemessen halte. Außerdem sei die Variable Vergütung nicht mehrheitlich aktienbasiert und sei nicht an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt.

2020 haben die sechs Vorstandsmitglieder 5,9 Millionen Euro Festgehalt und 3,7 Millionen Euro Boni erhalten. Das ist vor dem Hintergrund, dass die Bank im vergangenen Jahr erstmals seit 2005 einen Verlust einfuhr, überraschend. In der fünfeinhalb Stunden dauernden HV versuchte Aufsichtsratschefin Korsch, die Vergütung zu verteidigen: Der Vorstand habe die Ziele für 2020 zu 70 Prozent erreicht. Und in die Boni sei mit 20 Prozent ein Faktor eingeflossen, der für vom Vorstand nicht zu verantwortende verschlechterte wirtschaftliche Aussichten wie etwa die Coronakrise vorgesehen sei. In die Boni fließe zudem die Leistung für die vergangenen drei Jahre ein.

CFO Marc Heß verdiente durchschnittlich mehr

Die Aareal Bank verteidigt sich außerdem damit, dass die Gehälter mit denen ähnlicher Unternehmen aus dem MDax und SDax, in dem die Aareal Bank gelistet ist, verglichen würden. Welche Unternehmen das genau sind, wollten die Wiesbadener allerdings nicht sagen. Der Wirtschaftsprüfer HKP hat den Immobilienfinanzierer bei der Ausgestaltung der Höhe der Vergütungspakete beraten. Petrus Advisers hatte der Aareal vorgeworfen, deutlich überdurchschnittliche Gehälter zu zahlen.

Laut einer FINANCE Gehälterauswertung der CFOs des MDax, in dem die Bank im vergangenen Jahr noch gelistet war, schnitt Aareal-CFO Marc Heß beispielhaft ziemlich gut ab. Er bekam eine Festvergütung von 900.000 Euro, während der Durchschnitt der Finanzchefs über alle Branchen hinweg bei rund 600.000 Euro lag. Bei der Gesamtvergütung – inklusive aller Leistungen und Zahlungen – lag sein Gehalt mit rund 1,8 Millionen Euro allerdings unter dem Index-Durchschnitt von 2,9 Millionen Euro.

Zum Vergleich: CFO Andreas Arndt des Hauptwettbewerbers Deutsche Pfandbriefbank bekam im vergangenen Jahr ein Festgehalt von 500.000 Euro, seine Gesamtvergütung lag mit 1,5 Millionen Euro etwas unter der des Aareal-Finanzchefs. In der oberen Liga ist freilich deutlich mehr drin: Deutsche-Bank-CFO James von Moltke hatte 2020 eine Festvergütung von 2,3 Millionen Euro und eine Gesamtvergütung von 4,5 Millionen Euro.

Die Aareal Bank will bei ihrem Vergütungssystem nun noch einmal nacharbeiten. Über einen neuen Vorschlag sollen die Aktionäre spätestens im Rahmen der Hauptversammlung 2022 abstimmen.

Aareal Bank braucht neuen CEO

Das Vergütungsthema dürfte auch bei der aktuell laufenden Vorstandssuche relevant werden. Der bisherige CEO Hermann Merkens musste bereits im November 2020 sein Amt krankheitsbedingt ruhen lassen. Seit April ist klar, dass er nicht zurückkommt. Die Suche nach einem neuen Chef läuft noch, derzeit übernimmt CFO Heß interimistisch einen Teil der Aufgaben.

Einsparungen beim Vorstandsgehalt dürfte es künftig geben, weil sich der Vorstand verkleinert. Dagmar Knopek, die den Bereich Kreditmanagement verantwortet, wird in den Ruhestand gehen. Ihre Aufgaben übernimmt zum 1. Juli Risiko-Vorständin Christiane Kunisch-Wolff, die Ressorts Risiko und Kreditbearbeitung werden dann zusammengelegt.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Wo es sonst noch Streit zwischen Aktionären und Unternehmen gibt, erfahren Sie auf unserer Themenseite zu den aktivistischen Investoren.

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.