Commerzbank schlägt Deutsche Bank im Firmenkundengeschäft

Die beiden größten deutschen Privatbanken blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 zurück. Neben der Zinswende trug vor allem das Firmenkundengeschäft zu den Ertrags- und Gewinnsprüngen der Geldhäuser bei. Im Detail weisen die beiden Banken allerdings Unterschiede auf. Die Commerzbank ist deutlich abhängiger von ihrem Geschäft mit Corporates als die Deutsche Bank. Während bei den Blauen das Firmenkundengeschäft mit einem Ertrag von 7,7 Milliarden Euro rund 26,6 Prozent zum Gesamtertrag von 28,9 Milliarden Euro beitrug, lag der Anteil bei der Commerzbank deutlich höher. Von den 10,5 Milliarden Euro, die die Commerzbank 2023 erwirtschaftete, stammten rund 4,5 Milliarden Euro und damit in etwa 42,9 Prozent aus diesem Segment. Coba-Firmenkunden liefern zwei Drittel des Gewinns Noch deutlicher zeigt sich die Abhängigkeit beim Blick auf den Gewinn. Die Commerzbank kam 2023 konzernweit auf ein operatives Ergebnis von 3,4 Milliarden Euro, das Firmenkundengeschäft trug rund 2,1 Milliarden Euro dazu bei. Das entspricht einem Anteil von 61,8 Prozent. Die Deutsche Bank dagegen kam auf einen Vorsteuergewinn von knapp 5,7 Milliarden Euro, zu dem das Firmenkundengeschäft knapp 3 Milliarden Euro beisteuerte. Das entspricht einem Anteil von 52,6 Prozent. Ein Blick auf die Wachstumszahlen zeigt, dass die Deutsche Bank ertragsseitig hier zuletzt dynamischer war. Die Erträge der hierzulande von Jan-Philipp Gillmann geführten Unternehmensbank legten um 22 Prozent zu und damit 4 Prozentpunkte mehr als bei der Commerzbank. Diese wuchs dafür aber profitabler und verdoppelte das operative Ergebnis von 1,1 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank kam hier „nur“ auf eine Steigerungsrate von 64,5 Prozent. Commerzbank hat die Kosten besser im Griff Das liegt vor allem daran, dass die Commerzbank die Kosten im Firmenkundengeschäft deutlich besser im Griff hat. Diese blieben mit 2,1 Milliarden Euro nahezu konstant und ermöglichen damit eine Cost-Income-Ratio (CIR) von 48,7. Anders bei dem Geldhaus in den Zwillingtürmen: Dort stiegen die Kosten um 7,1 Prozent von 4,2 Milliarden auf 4,5 Milliarden Euro sogar etwas stärker als in der gesamten Bank. Hier legten die Kosten um 6 Prozent zu. Das zeigt sich in der CIR, die mit 57,8 Prozent fast 9 Prozentpunkte schlechter ist als bei der Commerzbank. Die Commerzbank kommt damit auf eine um 10 Prozentpunkte verbesserte operative Eigenkapitalrendite von 20,4 Prozent. Die Deutsche Bank weist eine Nachsteuerrendite auf das durchschnittliche Eigenkapital von 15,2 Prozent aus. Beide Banken profitieren vom Zinsergebnis Beide Geldhäuser profitierten von einem starken Zinsergebnis im Firmenkundengeschäft, die Deutsche Bank jedoch mehr als die Commerzbank. Bei den Blauen verbesserte sich das Zinsergebnis im Vergleich zu 2022 um 41 Prozent auf rund 5,1 Milliarden Euro, was einem Anteil von 66,7 Prozent entspricht. Die Gelben verbesserten ihren Wert um 33,3 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, was einem Anteil am Ertrag von 62,2 Prozent entspricht. Doch auf starke Zinsgewinne können beide Häuser künftig nicht mehr hoffen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass zur Mitte des Jahres die Leitzinsen wieder sinken werden. Beide Banken wollen sich deshalb unabhängiger vom Zinsgeschäft machen und künftig mehr auf Provisionseinnahmen setzen. Beide Banken wollen zinsunabhängiger werden So will die Deutsche Bank in gebührengenerierende Zahlungsplattformen investieren und das gebührenpflichtige institutionelle Geschäft intensivieren. Ebenso sollen das Handelsgeschäft und das Geschäft mit der Verwahrung digitaler Vermögenswerte ausgebaut werden. Die Commerzbank verfolgt ein ähnliches Ziel. „Wir wollen die Ertragsbasis verbreitern“, sagte CEO Manfred Knof jüngst bei der Vorstellung der Jahreszahlen. „Der Ausbau des zinsunabhängigen Geschäfts hat für uns jetzt absolute Priorität.“ Der Provisionsüberschuss soll deshalb die wichtigste Wachstumsgröße in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung werden und das jährliche Provisionswachstum künftig mindestens 4 Prozent betragen. Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank und Commerzbank Deutsche BankCommerzbankErtrag im Firmenkundengeschäft7,7 Mrd. Euro4,5 Mrd. EuroAnteil am konzernweiten Ertrag26,6%42,9%Wachstum ggü. Vorjahr22%18%Zinsergebnis5,1 Mrd. Euro2,8 Mrd. EuroAnteil am FK-Ertrag66,7%62,2%Wachstum ggü. Vorjahr41%46,7%Operativer Gewinn im Firmenkundengeschäft5,7 Mrd. Euro2,1 Mrd. EuroAnteil am konzernweiten operativen Gewinn52,6%61,8%Wachstum ggü. Vorjahr64,5%90,9%Kosten im Firmenkundengeschäft4,2 Mrd. Euro2,1 Mrd. EuroWachstum ggü. Vorjahr7,1%0%CIR57,8%48,7%Quelle: Unternehmensangaben Helfen soll dabei das neu gegründete Joint Venture Commerz Globalpay, das Paymentlösungen für Unternehmenskunden anbieten und dem Bereich Privat- und Unternehmerkunden angesiedelt wird. Auch die Übernahme der Aquila Capital folgt diesem Ziel. Die Commerzbank hofft, dass der Assetmanager einen positiven Einfluss auf die Provisionseinnahmen haben wird. Dessen Erträge sollen nach dem Closing allerdings ebenfalls dem Privat- als auch Unternehmenskunden-Segment zugerechnet werden. Helfen soll auch eine umfassende Kooperation mit der österreichischen Erste Group Bank, die besonders Firmenkunden einen vereinfachten Zugang zu osteuropäischen Märkten verschaffen soll. Mit der Kooperation kann die Commerzbank ihre Firmenkunden nun auch in Kroatien, Rumänien, Serbien, Ungarn, Slowakei, Bosnien, Slowenien, Montenegro und Nordmazedonien betreuen. Analysten sehen Deutsche Bank mittelfristig vorne Die Jahreszahlen beider Banken bestätigen, was sich alljährlich im FINANCE-Bankensurvey zeigt. Deutsche Bank und Commerzbank sind führend im deutschen Firmenkundengeschäft. Die Commerzbank ist von diesem deutlich abhängiger als ihre Mitbewerberin, was angesichts des vor einigen Jahren beschlossenen Ausstiegs aus dem Investmentbanking nachvollziehbar ist. Die Commerzbank hat dafür ihre Kosten deutlich besser im Griff als die Mitbewerber aus den Zwillingstürmen. Doch trotz der besseren Performance fällt der Ausblick der Analysten für die Deutsche Bank positiver aus. Bei ihr erwarten sie aktuell für das Jahr 2026 im Firmenkundengeschäft einen Vorsteuergewinn von 2,8 Milliarden Euro, was einen Rückgang von 6,7 Prozent zu 2023 bedeuten würde. Für die Commerzbank prognostizieren die Analysten einen Vorsteuergewinn von 1,8 Milliarden Euro und damit 14,3 Prozent weniger als 2023.

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