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Einmaleffekte retten Renditeziel der Deutschen Bank

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James von Moltke und Christian Sewing konnt das beste Ergebnis der Deutschen Bank seit 15 Jahren verkünden. Foto: Deutsche Bank AG
James von Moltke und Christian Sewing konnten das beste Ergebnis der Deutschen Bank seit 15 Jahren verkünden. Foto: Deutsche Bank AG

Sichtlich zufrieden präsentierten CEO Christian Sewing und CFO James von Moltke am heutigen Donnerstag das Jahresergebnis der Deutschen Bank. Schließlich konnten sie das beste Jahresergebnis seit 2007 sowie eine Übererfüllung des ausgerufenen Renditeziels von 8 Prozent verkünden. Die Blauen erzielten demnach im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Nachsteuerrendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) von 9,4 Prozent und erzielte einen Vorsteuergewinn von 5,6 Milliarden Euro, ein sattes Plus von 65 Prozent.

Die Erträge stiegen 2022 um 7 Prozent auf 27,2 Milliarden Euro, während die zinsunabhängigen Kosten um 5 Prozent sanken. Die Cost-Income-Ratio (CIR) verbesserte sich dadurch um 10 Prozentpunkte auf 75 Prozent. Der Nachsteuergewinn verdoppelte sich auf 5,7 Milliarden Euro. Damit schrammte die Deutsche Bank knapp an den Erwartungen der Analysten vorbei. Die hatten im Konsens Erträge von 27,39 Milliarden Euro sowie eine CIR von 73,6 Prozent prognostiziert.  

Steuereffekt lässt Rendite steigen

Einen großen Anteil am guten Ergebnis hatte ein positiver Steuereffekt von 1,4 Milliarden Euro. „Die weiterhin gute Geschäftsentwicklung der Bank in den USA“ habe zu einer Bewertungsanpassung bei latenten Steueransprüchen geführt. Hinzu kam der Verkauf des Finanzberaternetzwerks „Deutsche Bank Financial Advisors“ in Italien an Zurich Italia, der zusätzliche 310 Millionen Euro in die Kasse spülte.

Ohne den Steuereffekt wäre die Nachsteuerrendite um 2,7 Prozentpunkte niedriger gewesen, sagte von Moltke. Das würde einer Nachsteuerrendite von 6,7 Prozent entsprechen. Analysten hatten im Schnitt eine Rendite von 7,8 Prozent erwartet.

Wachstumstreiber Firmenkundengeschäft

Deutlich besser als die Gesamtbank schlug sich die Deutsche Bank im Firmenkundengeschäft. Dort übertraf sie auch die Erwartungen der Analysten. Der Vorsteuergewinn der Unternehmensbank verdoppelte sich von 1 Milliarde Euro auf 2,1 Milliarden Euro. Die RoTE lag bei 12,5 Prozent und die CIR betrug 62 Prozent.

Die Erträge legten um 23 Prozent zu und betrugen mit 6,3 Milliarden „den höchsten Wert seit Gründung der Sparte“, wie von Moltke ausführte. Im Konsens erwartet worden waren ein Vorsteuergewinn von 1,7 Milliarden Euro sowie Erträge in Höhe von 6,1 Milliarden Euro.

Die Ertragssteigerung im vergangenen Jahr wurde stark vom höheren Zinsniveau getrieben. So erhöhte sich der Zinsüberschuss um 39 Prozent, während der Provisionsüberschuss nur um 7 Prozent zulegte. Im Bereich Corporate Treasury Services konnten die Deutsche Bank, die 2022 im FINANCE-Banken-Survey den zweiten Platz belegte, die Erträge um 24 Prozent steigern, im Geschäft mit institutionellen Kunden um 22 Prozent, und im Business Banking legten sie um 19 Prozent zu.

Anteil der nachhaltigen Finanzierungen nimmt zu

Im Einlagengeschäft konnte die Deutsche Bank eine Zunahme von 18 Milliarden Euro verbuchen, während das durchschnittliche Bruttokreditvolumen um 9 Milliarden Euro höher lag als im Vorjahr, was jeweils einem Plus von 7 Prozent entspricht. Einen weiterhin steigender Anteil am Firmenkundengeschäft entfiel auf nachhaltige Finanzierungen. Diese lagen zum Ende des vierten Quartals bei 5 Milliarden Euro, das kumulierte Volumen erhöhte sich damit seit Anfang 2020 auf 40 Milliarden Euro.

„Mehr als 80 Prozent aller Erträge, die wir 2022 in der Unternehmensbank erzielt haben, stammen von Kunden, die mehr als ein Produkt von uns beziehen. Das spricht für die Tiefe unsere Kundenbeziehungen“, betonte Sewing. Dabei verbuche die Deutsche Bank mehr als die Hälfte der Erträge mit global agierenden deutschen Unternehmen außerhalb Deutschlands.

Transformation ist abgeschlossen

Die höchsten Erträge erzielte die Deutsche Bank 2022 im Investmentbanking, 10 Milliarden Euro verdiente das Geldinstitut in diesem Geschäftsfeld. Allerdings fiel der Zuwachs im Vergleich zu 2021 mit 4 Prozent deutlich geringer aus als im Privat- und Firmenkundengeschäft. Die seit 2019 erfolgte Hinwendung zu den sogenannten stabilen Geschäftsfeldern zahlt sich langsam aus. „Fast zwei Drittel der Erträge stammen mittlerweile aus diesen Geschäftsbereichen”, sagte Sewing.

Einen wichtigen Schritt nach vorne konnte die Deutsche Bank bei den Kosten erzielen. Die 2019 begonnene Restrukturierung der Bank wurde mit dem Jahresende 2022 abgeschlossen. Die zinsunabhängigen Kosten sanken um 5 Prozent auf 20,4 Milliarden Euro. Der Rückgang ist der Deutschen Bank zufolge vor allem auf die gesunkenen Umbaukosten zurückzuführen, welcher die um 38 Prozent auf 200 Millionen Euro gestiegene Bankenabgabe ausgeglichen habe.

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Kosten bleiben stabil

Die um Umbaukosten und Bankenabgabe bereinigten Kosten lagen mit 19 Milliarden Euro in etwa auf dem Vorjahresniveau von 19,6 Milliarden Euro, um Wechselkurseffekte bereinigt seien sie um 3 Prozent gesunken.
Für die Risikovorsorge legte die Deutsche Bank im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro zurück, 2021 waren es noch 515 Millionen Euro gewesen. Als Grund für die Zunahme nannte Sewing vor allem das „herausfordernde makroökonomische Umfeld vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs.“ Die Risikovorsorge lag damit bei 25 Basispunkten des durchschnittlichen Kreditvolumens.

Ziele für 2025 bleiben bestehen

Die harte Kernkapitalquote der Deutschen Bank (CET1) stieg zum Ende des vierten Quartals auf 13,4%, nach 13,3% im Vorquartal. „Unsere harte Kernkapitalquote lag in den vergangenen dreieinhalb Jahren in jedem Quartal über unserem Zielwert von 12,5 Prozent und nur zwei Mal knapp unterhalb von 13 Prozent“, betonte Sewing.

Im laufenden Geschäftsjahr will die Deutsche Bank weiter wachsen. Der Januar habe ihn in seiner Zuversicht bestärkt, dieses Ziel zu erreichen, sagte Sewing. Die Ziele für 2025 bestätigte die Deutsche Bank. Die Nachsteuerrendite soll demnach mehr als 10 Prozent betragen, die Erträge sollen jährlich zwischen 3,5 bis 4,5 Prozent wachsen und die CIR soll unter 62,5 Prozent fallen. Die Kernkapital soll dann rund 13 Prozent betragen und den Aktionären will die Deutsche Bank bis dahin etwa 8 Milliarden Euro ausbezahlt haben.

Dennoch: Ohne die Sondereffekte bliebt die Bank 2022 operativ hinter den Erwartungen zurück. Zwar soll sich die Dividende laut Sewing im Vergleich zum Vorjahr auf 0,30 Euro je Aktie verdoppeln, die Anleger nahmen die Geschäftszahlen dennoch verhalten auf. Der Aktienkurs gab zwischenzeitlich um mehr als 4 Prozent nach und verharrte am Nachmittag auch nach einer Erholung immer noch unter dem Auftaktkurs. „Für die Deutsche Bank ist das ein Meilenstein“, kommentierte Sewing das beste Ergebnis seit 15 Jahren der Deutschen Bank.

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.