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Fährt die Deutsche Bank ihr Leveraged-Loans-Geschäft zurück?

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Die Deutsche Bank plant angeblich Einschnitte bei ihrem Leveraged-Loans-Geschäft Foto: Dennis - adobe-stock.com
Die Deutsche Bank plant angeblich Einschnitte bei ihrem Leveraged-Loans-Geschäft Foto: Dennis - adobe-stock.com

Die Deutsche Bank plant offenbar, bei ihrem Leveraged-Loans-Geschäft Einschnitte vorzunehmen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt, sollen künftig weniger Kapital und Personal für das Kreditgeschäft mit hochverschuldeten Firmen zur Verfügung stehen. Die Ressourcen könnten in andere Bereiche wie das Beratungsgeschäft wandern. Die Deutsche Bank wollte den entsprechenden Bericht gegenüber FINANCE nicht kommentieren.

Deutsche Bank prüft Geschäftsbereiche mit schwacher Performance

Die geplanten Einschnitte sind dem Bericht zufolge das Ergebnis einer von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing begonnenen Analyse von Geschäftsbereichen mit schwacher Leistung. Diese Analyse soll die Deutsche Bank vor rund drei Jahren eingeleitet haben. Im vergangenen Jahr ist das Leveraged-Finance-Geschäft der Deutschen Bank in den USA um rund 80 Prozent eingebrochen, so Bloomberg. Es gehört zum Geschäftsbereich Emissions- und Beratungsgeschäft.

Dieser steht im laufenden Jahr aufgrund steigender Inflation und zunehmender geopolitischer Spannungen unter Druck. Die Erträge in diesem Bereich waren im dritten Quartal um 85 Prozent auf 95 Millionen Euro zurückgegangen. Viele Firmenkunden zögern mit neuen Deals. So nimmt die Deutsche Bank laut Bloomberg-Daten nur noch Platz 38 im globalen M&A-Geschäft ein, nachdem sie in der Vergangenheit regelmäßig in den Top-Ten rangierte.

Dem Bericht zufolge hat die Deutsche Bank schon zahlreiche Posten im Emissions- und Beratungsgeschäft abgebaut. Weitere Stellenstreichungen könnten folgen. Dafür erwartet die Deutsche Bank Bloomberg zufolge im kommenden Jahr eine Zunahme im Beratungsgeschäft, und dort vor allem bei Transaktionen im Bereich Technologie und Gesundheitswesen. 

EZB verlangt mehr Eigenkapital zur Absicherung der Leveraged Loans

Inwiefern die verschärften Eigenkapitalanforderungen eine Rolle für die möglichen Einschnitte im Leveraged-Loans-Geschäft spielen, die von der EZB im Oktober angekündigt wurden, ist unklar. Der Deutschen Bank hatten die Bankenaufseher schon im vorigen Jahr höhere Kapitalaufschläge für das Leveraged-Loans-Geschäft aufgebrummt, nachdem die Bank sich trotz Aufforderung geweigert hatte, das Geschäft einzuschränken. Dieses soll in der Vergangenheit einer der Hauptertragsbringer im Investmentbanking der blauen Bank gewesen sein – und das, obwohl die Frankfurter im Leveraged-Finance-Markt ein vergleichsweise kleines Rad drehen.

Gemäß dem aktuellen Midcap-Monitor der Investmentbank Houlihan Lokey hat das Geldhaus in den ersten neun Monaten dieses Jahres gerade einmal drei Transaktionen finanziert, darunter die Übernahme des Herstellers von Luxusküchenspülen Schock durch Triton sowie ein Add-on von Genui. Damit rangiert die Bank im LBO-Geschäft im Mittelfeld. Zum Vergleich: Die diesjährigen Top-Banken in dem Segment Unicredit, LBBW und Commerzbank haben bis zum Ende des dritten Quartals jeweils über zehn Transaktionen finanziert.

Erst vor wenigen Tagen hatte Sewing die strenge Haltung der EZB bei Leveraged Loans kritisiert und eine Benachteiligung europäischer Banken gegenüber ihrer US-amerikanischen Konkurrenz bemängelt.

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.