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ING integriert Fintech Lendico ins Business Banking

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Die ING integriert das bereits 2018 übernommene Fintech Lendico ins Geschäftsfeld Business Banking. Foto: ING
Die ING integriert das bereits 2018 übernommene Fintech Lendico ins Geschäftsfeld Business Banking. Foto: ING

Die ING will ihr Geschäftsfeld Business Banking, also die digitale Kreditvergabe an kleinere mittelständische Unternehmen und Selbstständige, weiter ausbauen. Wie die Bank mitteilte, plant sie dafür, die Kreditplattform Lendico vollständig in den Geschäftsbereich zu integrieren. Die ING wolle damit den Markenauftritt vereinheitlichen und „die digitale KMU-Finanzierung unter einem Dach bündeln“. Die rund 150 Mitarbeiter werden weiterhin in Berlin arbeiten.

Damit gibt es „ein einheitliches Angebot“ für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit einem Jahresumsatz von bis 50 Millionen Euro. So können zusätzlich „Ressourcen innerhalb des globalen ING-Netzwerks noch besser genutzt werden, beispielsweise in der IT“, argumentiert die Bank. Der IT wollte die ING ohnehin mehr Beachtung schenken. Zu Beginn des laufenden Jahres hatten die Niederländer die Position des Chief Information Officers (CIO) neu geschaffen.

ING macht einen Strategieschwenk bei Fintechs

Die ING hatte das Berliner Fintech Lendico 2018 übernommen. Gegründet wurde es 2013 von der Start-up-Schmiede Rocket Internet. Mit dem Zukauf wollte die niederländische Bank den Ausbau ihres deutschen Geschäfts mit kleineren Unternehmen forcieren, anstatt ein eigenes Angebot zu entwickeln – damit setzte die Bank auf den Faktor Geschwindigkeit.

Der Schritt damals war allerdings eine Kehrtwende in der Strategie der deutschen Niederlassung. Zwei Jahre vor dem Zukauf betonte der damalige Chief Strategy Officer Tomas Petters im Gespräch mit FINANCE noch, dass Start-ups besser selbstständig bleiben sollten, um sie ihrer Innovationskraft und Schnelligkeit nicht zu berauben. Daher setzte die Bank lieber auf Kooperationen. Doch unter dem im Mai 2017 neu angetretenen CEO Nick Jue wurde die Devise dann offenbar doch über Bord geworfen.

ING will Business Banking ausbauen

Die Bank will mit der kompletten Integration von Lendico nach eigenen Angaben das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ansprechen. Sie hat es hierbei insbesondere auf Einzel- und Großhändler, kleine Betriebe, produzierendes und verarbeitendes Gewerbe, Dienstleister oder IT-Unternehmen abgesehen. „Wir legen den Grundstein für den Ausbau unseres Business Bankings und damit der dritten Säule neben dem Privatkunden- und Firmenkunden-Geschäft“, sagte sagt Daniel Llano, Privatkundenvorstand der ING.

Der Bereich Business Banking entwickelte sich 2021 positiv. Das Bestandsvolumen stieg zum Jahresende um 29 Prozent auf 172 Millionen Euro. Das Neugeschäft legte von 75 auf 120 Millionen Euro zu. Darin ist aber nicht nur Lendico enthalten – besonderen Anteil an dem Wachstum hatte auch die Kooperation mit Amazon, worüber die ING digitale Kredite vergibt.

Auch im Firmenkundengeschäft, das unter „Wholesale Banking“ firmiert, legte die Bank gut zu: 2021 konnte sie den Ertrag um 8 Prozent auf 561 Millionen Euro steigern und den Vorsteuergewinn auf 331 Millionen mehr als verdoppeln. Laut der jüngsten FINANCE-Banken-Survey verteidigt die ING nach wie vor ihren zweiten Platz unter den in Deutschland agierenden Auslandsbanken im Firmenkundengeschäft. Auf Platz eins befindet sich der französische Konkurrent BNP, an denen die Niederländer bereits seit mehreren Jahren nicht vorbei kommen.

Fintech: Bedrohung oder Chance für Banken?

Schon seit längerem versuchen die traditionellen – und häufig deutlich größeren – Geldinstitute eine geeignete Antwort gegenüber den weitestgehend digitalisierten und automatisierten Prozessen der Fintech zu formulieren. Über die Jahre haben sich dabei drei wesentliche Strategien etabliert: Entweder übernehmen Großbanken die Start-Ups komplett und integrieren deren Online-Plattform in ihr eigenes Geschäftsmodell – wie dies jetzt mit der ING und Lendico passiert – oder die großen Player kaufen sich lediglich stückweit als Investor bei den Jungunternehmen ein.

Eine dritte Herangehensweise ist eine vertragliche Zusammenarbeit mit den Fintechs. Dabei stellen diese in der Regel den Banken einen bestimmten Service zur Verfügung. Nachteil hierbei ist allerdings, dass die Bank nur eine Dienstleistung des Fintechs in Anspruch nimmt, welche so oder so ähnlich auch einer anderen Bank angeboten werden kann.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de