Eine Ära geht bei der LBBW zu Ende: Nach zwölf Jahren an der Spitze des Firmenkundengeschäfts der Landesbank wird Karl Lochner das Geldhaus Ende des Jahres verlassen. Zum Abschied hinterlässt der scheidende Banker (vormals auch lange HVB) eine gut aufgestellte Firmenbank. Diese hat nach den ersten sechs Monaten 2023 mit einem Vorsteuerergebnis von 418 Millionen Euro den größten Beitrag zum besten Halbjahresergebnis der LBBW seit 2007 in Höhe von 691 Millionen Euro beigetragen.
Unter seiner Ägide entwickelte er das Firmenkundengeschäft der Baden-Württemberger so weiter, dass die größte deutsche Landesbank spätestens seit dem Ausbau ihrer M&A-Beratung mittlerweile auf allen für CFOs und Treasurer relevanten Geschäftsfelder wie der klassischen Unternehmensfinanzierung, der M&A-Beratung oder im Corporate-Geschäft tätig ist.
Seit langem Top 4
Das zahlte sich aus. Die LBBW legte in der Gunst der führenden deutschen Finanzentscheider deutlich zu und erklomm im vergangenen Jahr erstmals den dritten Platz im FINANCE Banken-Survey. Diesen Erfolg konnten die Schwaben dieses Jahr jedoch nicht wiederholen. Sie bleibt zwar weiter wie lange Jahre in der Top 4. Allerdings verlor keine andere Bank nach dem letztjährigen Höhenflug im FINANCE Banken-Survey 2023 so sehr an Zustimmung wie die LBBW. Satte 13 Prozentpunkte verlor sie im Vergleich zum Vorjahr.
Damit hält zwar noch immer jeder vierte CFO oder Treasurer die Landesbank für führend im Firmenkundengeschäft, letztlich reichte dieser Wert aber nicht, um sich vor der Hypovereinsbank/Unicredit zu halten – pikanterweise Lochners Ex-Arbeitgeber für viele Jahre. Für die LBBW bedeutet das nur Rang 4 im diesjährigen Banken-Survey. Das ist aber eine Art Back-to-Normal für die Landesbank.
Und ein weiterer Trost für die LBBW: Damit wird sie im Markt immer noch mit großem Abstand als die führende Landesbank angesehen. In dieser Stellung ist sie unangefochten, denn die nächste Landesbank ist die Helaba auf Rang 8, die von 7 Prozent der befragten Corporates als tonangebend im Firmenkundengeschäft angesehen wird. Dahinter folgt noch die Konkurrenz aus München, die BayernLB.
Führende Banken im Firmenkundengeschäft
Rang 2023 | Bank | Rang 2022 |
1 | Deutsche Bank | 2 |
2 | Commerzbank | 1 |
3 | Hypovereinsbank/Unicredit | 4 |
4 | LBBW | 3 |
5 | DZ Bank | 5 |
6 | BNP Paribas | 6 |
7 | HSBC | 8 |
8 | Helaba | 7 |
9 | BayernLB | 9 |
10 | ING | 15 |
10 | JP Morgan | 13 |
10 | SEB | 12 |
Darüber hinaus schaffen es die Schwaben auch noch, sich weiter in einzelnen Kategorien ganz weit oben zu positionieren. In welchen Produktkategorien die LBBW an Zustimmung verlor und in welchen sie ihre Position halten oder sogar ausbauen konnte, verrät Teil 10 unserer Serie „Inside Corporate Banking“.
LBBW stabil im Hausbanken-Ranking
Die vermutlich wichtigste Kategorie für Banken, die im Firmenkundengeschäft tätig sind, ist der Hausbank-Status. Viele Finanzentscheider vergeben das lukrative Cross-Selling-Geschäft am liebsten an ihre Hausbanken. Wer hier einen guten Stand in den Finanzabteilungen hat, profitiert auch in anderen Produktkategorien.
Die LBBW konnte hier ihren 4. Platz aus dem Vorjahr wiederholen, allerdings verlor sie viel Zustimmung. Nur 39 Prozent der befragten Corporates und damit 14 Prozentpunkte weniger als 2022, zählen die LBBBW aktuell zu ihrer Hausbank. Damit verloren die Baden-Württemberger sogar häufiger den Hausbankstatus als der Branchen- und Banken-Survey-Primus Deutsche Bank, die hier 11 Prozentpunkte verlor.
Verluste musste die LBBW auch bei der Frage nach der Verankerung im Mittelstand hinnehmen. Sah im vergangenen Jahr noch fast jeder zweite Corporate die LBBW hier als gut verankert an, waren dieses Jahr nur noch 39 Prozent dieser Meinung, ein Rückgang um 10 Prozentpunkte. Das reicht aber trotzdem noch für einen guten zweiten Platz, abgeschlagen hinter der Commerzbank und nur noch 6 Prozentpunkte vor der drittplatzierten HVB/Unicredit.
Verluste in der klassischen Unternehmensfinanzierung
Wenig Freude dürfte auch das Abschneiden in der Kategorie der klassischen Unternehmensfinanzierung bei Karl Lochner und seinem Team auslösen. Obwohl die LBBW im ersten Halbjahr 2023 ihr Brutto-Exposure in Deutschland um rund 16 Milliarden Euro erhöhte, also mehr Kredite ausreichte, verlor das Kreditinstitut an Gunst bei den Finanzentscheidern. Vom 2. Platz fiel die LBBW auf den 4. Platz, nur knapp ein Drittel der Corporates hält die LBBW bei der Kreditvergabe noch für führend.
Sehr gut habe sich das Cash-Management im vergangenen Geschäftsjahr entwickelt, teilte die Landesbank bei Vorstellung des Ergebnisses für das Jahr 2022 mit. Gleiches gelte für das Geschäft mit Absicherungsprodukten gegen Zins-, Währungs- und Rohstoffrisiken im 1. Halbjahr 2023. Zudem erweiterten die Schwaben ihre Produktpalette im Cash Management durch das Cash-Pooling.
Die CFOs und Treasurer überzeugten diese Aktivitäten weniger als im Vorjahr. Nur noch 12 Prozent von ihnen halten die LBBW für führend beim Cash-Management und Zahlungsverkehr, nachdem es im Vorjahr noch 18 Prozent. Damit tauschte die LBBW ihre Platzierung mit der BNP Paribas und landete dieses Jahr auf dem 5. Rang.
Führende Banken in der M&A-Beratung
Rang 2023 | Bank | Rang 2022 |
1 | JP Morgan | 3 |
2 | Goldman Sachs | 2 |
3 | Deutsche Bank | 1 |
3 | Morgan Stanley | 4 |
5 | Hypovereinsbank/Unicredit | 9 |
6 | HSBC | 7 |
7 | BNP Paribas | 5 |
7 | Citi | 7 |
9 | Commerzbank | 5 |
10 | LBBW | 9 |
11 | Bank of America | – |
LBBW verliert an Boden auf die HVB/Unicredit
Auch in der Handels- und Exportfinanzierung lief es nach Ansicht der befragten Corporates nicht ganz so gut wie im Vorjahr. Die LBBW verlor an Boden auf die HVB/Unicredit, mit der sie sich vergangenes Jahr noch den Platz auf dem Treppchen in dieser Kategorie teilte. Dieses Jahr hielten nur 13 Prozent der Finanzentscheider die LBBW für führend in der Handels- und Exportfinanzierung, das reichte schließlich nur für den 4. Rang.
Große Hoffnungen setzt die LBBW auf ihre M&A-Beratung. Diese wird seit einiger Zeit ausgebaut und wurde zu einer eigenständigen Einheit aufgewertet. Hier unterstützte das M&A-Team mit dem Verkauf der IT-Consulting-Tochter Targens an den IT-Dienstleister GFT erstmals konzernintern bei einem Deal. Zusätzlich wirkte die LBBW am TransnetBW-Deal der EnBW-Tochter mit. In der Wahrnehmung der Corporates reichte das nicht für eine Verbesserung in der Königsdisziplin des Investmentbank im Gegenteil. Die LBBW fiel um einen Platz auf den 10. Rang.
Im Schuldscheinmarkt ist die LBBW traditionell stark. Im ersten Halbjahr 2023 setzte das Kreditinstitut ein Volumen von mehr als 9 Milliarden Euro um. Im FINANCE Schuldschein-Update belegte die LBBW Platz 1 als Bookrunner mit einem Marktanteil von 22 Prozent. Bei der Rekordemission der Beteiligungsgesellschaft Porsche SE (hält Anteile an den Autobauern Porsche und VW) war die LBBW eine der Banken, die die Platzierung arrangiert hatte.
LBBW verliert an Gunst im Fremdkapitalgeschäft
Die Schwaben verloren trotzdem im Fremdkapitalgeschäft etwas an Gunst und konnten den 2. Platz aus dem Vorjahr nicht halten. Drei Prozentpunkte verlor die Landesbank und musste mit 15 Prozent Zustimmung die HVB/Unicredit sowie die BNP Paribas an sich vorbeiziehen lassen, sodass es letztlich für den 4. Platz reichte. Im Eigenkapitalmarktgeschäft (ECM) konnte die LBBW sich dagegen knapp in den Top Ten halten und verteidigte ihren 9. Platz.
Wie der Weggang der erst im Vorjahr geholten Carmen Müller als Bereichsleiterin im Geschäftsfeld Large Corporate auf die Bemühungen der LBBW im Großkundengeschäft auswirken wird, muss sich noch zeigen (wurde erst nach der diesjährigen Umfrage bekannt). Ihre Nachfolge ist bislang noch nicht geklärt.
Auch in Sachen Digitalisierung lief es im Vorjahr besser für die LBBW. Hier verloren die Schwaben fast die Hälfte an Zustimmung und stürzten vom 2. Platz auf den 6.. Die Zustimmung krachte von 17 auf 9 Prozent ein.
Führende Hausbanken im Firmenkundengeschäft
Rang 2023 | Bank | Rang 2022 |
1 | Commerzbank | 1 |
2 | Deutsche Bank | 3 |
3 | Hypovereinsbank/Unicredit | 2 |
4 | LBBW | 4 |
5 | DZ Bank | 5 |
6 | HSBC | 6 |
7 | BNP Paribas | 7 |
8 | Helaba | 9 |
9 | BayernLB | 8 |
10 | NordLB | 13 |
LBBW weiterhin führend in der ESG-Beratung
Allerdings: Wo Schatten ist, ist auch Licht. In den Kategorien ESG-Beratung und beim Service ist das Kreditinstitut in den Augen der Finanzentscheider weiterhin das Maß der Dinge. Die LBBW verteidigte hier jeweils ihren 1. Platz. Das Servicelevel wurde mit 7,5 bewertet, wobei 1 als sehr schwach und 10 als sehr stark gilt. Damit konnte die LBBW sich knapp vor der HVB/Unicredit und der Commerzbank behaupten, die mit einem Wert von 7,4 und 7,3 einliefen.
Auch beim Zukunftsthema Nummer 1, der ESG-Beratung, konnten die Schwaben den Platz an der Sonne behaupten. Dort ist der Wettbewerb aber stark: Deshalb verwundert es nicht, dass der Vorsprung auf Platz 2 auf einen Prozentpunkt zusammenschrumpfte. Im Vorjahr betrug dieser Abstand satte 9 Prozentpunkte.
Im Vakuum betrachtet ist das Abschneiden der LBBW sicher als Erfolg zu werten. Immerhin ein Viertel der führenden deutschen Finanzentscheider zählen die LBBW zu den führenden Banken im Firmenkundengeschäft. Im Vergleich zum sehr starken Vorjahr dürfte das Ergebnis allerdings für Ernüchterung sorgen. In fast allen Produktkategorien verloren die Schwaben an Zustimmung und damit an Plätzen. Nur beim Service und in der ESG-Beratung konnte die LBBW ihre Position aus dem Vorjahr verteidigen. War das sehr gute Abschneiden in der letztjährigen Erhebung also nur ein Strohfeuer und dieses Jahr entspricht mehr der Realität? Das FINANCE Banken-Survey 2024 wird es zeigen.
Info
Am FINANCE-Banken-Survey 2023 haben 191 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Finanzabteilungen von Unternehmen in Deutschland teilgenommen. Die Befragung fand im Mai statt. Rund 40 Prozent der Teilnehmer sind CFOs, ein Drittel Treasurer und ein Viertel Leiter Finanzen. Die meisten Befragten arbeiten für Großunternehmen: 70 Prozent kommen aus Firmen mit einem Jahresumsatz ab 250 Millionen Euro.
Die detaillierten Ergebnisse des FINANCE-Banken-Survey finden Sie hier.
Alle Teile unserer Serie „Inside Corporate Banking“ lesen Sie hier.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.