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M-Bank-Rückstellungen belasten Quartalsergebnis der Commerzbank

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Für die polnische M-Bank muss die Commerzbank erneut Rückstellungen in dreistelliger Millionenhöhe zurückstellen. Foto: stock.adobe.com - Tomasz Warszewski
Für die polnische M-Bank muss die Commerzbank erneut Rückstellungen in dreistelliger Millionenhöhe zurückstellen. Foto: stock.adobe.com - Tomasz Warszewski

Die polnische M-Bank wird für die Commerzbank zu einem Fass ohne Boden. Das Geldhaus muss erneut Rückstellungen für ihre Tochter bilden und erhöht ihre Risikovorsorge um weitere 342 Millionen Euro. Das operative Ergebnis des zweiten Quartals werde in entsprechender Höhe belastet, teilt die Commerzbank am Freitagnachmittag mit. Damit hat die Commerzbank bislang rund 1,7 Milliarden Euro für die M-Bank zurückgestellt, an der sie knapp 70 Prozent der Anteile hält.

EuGH-Urteil belastet polnische Banken

Auslöser für die erneute Aufstockung der Rückstellungen ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), das polnische Kreditnehmer stärkt. Viele Polen hatten in den 2000er-Jahren aufgrund niedriger Zinsen in der Schweiz sogenannte Frankenkredite aufgenommen. Als die polnische Landeswährung Zloty gegenüber dem Franken massiv an Wert verlor, sprangen die Belastungen der Kreditnehmer in die Höhe, in vielen Fällen überstieg das Volumen der Hypothek den Wert der Immobilie.

Betroffene gingen vor Gericht und fochten Klauseln aufgrund mangelnder Risikoaufklärung an. Auch die M-Bank hatte Frankenkredite ausgegeben. Zuletzt standen noch rund 2,3 Milliarden Euro in den Büchern. Das Urteil ist für polnische Gerichte zwar nicht bindend, liefert Klägern aber ein weiteres Argument für ihre Rechtssicht.

Commerzbank strebt außergerichtliche Einigungen an

„Mit ihrem sehr profitablen Kerngeschäft, ihrer umfangreichen Vorsorge und ihrer guten Kapitalausstattung kann die M-Bank den Folgen des Urteils aus einer starken Position begegnen“, sagte Commerzbank-Finanzvorständin Bettina Orlopp. Die Commerzbank-Tochter wolle weiterhin außergerichtliche Vergleiche mit Kreditnehmern schließen. Orlopp hält darüber hinaus „eine gesetzliche Lösung des Fremdwährungsthemas in Polen wünschenswert.“

Trotz dieser Belastung strebt die Commerzbank für das Geschäftsjahr 2023 weiterhin ein deutlich höheres Konzernergebnis als die 1,4 Milliarden Euro Nettogewinn an, die im Jahr 2022 erzielt und maßgeblich vom Firmenkundengeschäft beeinflusst wurden. Analysten erwarten aktuell im Konsens ein Nettoergebnis von knapp 2,2 Milliarden Euro. Dieser Ausblick hänge jedoch von der weiteren Entwicklung bei den Schweizer-Franken-Krediten der M-Bank ab und basiere auf der Annahme, dass es lediglich zu einer milden Rezession in Deutschland kommt.

Commerzbank kauft Aktien zurück

Ungeachtet der ungeklärten Lage in Polen hat die Commerzbank ihr erstes Aktienrückkaufprogramm erfolgreich abgeschlossen. Das Bankhaus habe für insgesamt 122 Millionen Euro eigene Aktien zurückgekauft, teilte die Commerzbank ebenfalls mit. Das entspricht knapp 1 Prozent des Grundkapitals. Die zurückgekauften Aktien würden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 eingezogen.

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.