SEB mit Firmenkundengeschäft im Alpenfieber

Größer, moderner und mit deutlich mehr Flexibilität für die Mitarbeiter – seit Mai weht ein frischer Wind durch die Räume der SEB in Frankfurt. Die schwedische Großbank hat den Umbau ihrer Deutschlandzentrale in der Mainmetropole abgeschlossen, mit dem sich das Geldhaus neben der Modernisierung auch flächenmäßig deutlich vergrößert hat. Eine Entscheidung, die die Schweden in einer unsicheren Zeit und trotz des ungebrochenen Trends zur Arbeit im Homeoffice getroffen haben. Im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern hält man bei den Schweden nichts von starren Regeln und festen Quoten für die Arbeit im Homeoffice. „Das haben wir von Anfang an so gehandhabt und haben damit bislang gute Erfahrungen gemacht“, betont SEB-Deutschlandchef Jürgen Baudisch im Gespräch mit FINANCE. SEB-Deutschlandchef Jürgen Baudisch. Foto SEB Dabei entscheidet jedes Team für sich selbst, wann und wie häufig sich die Mitglieder im Büro treffen. „Wir sind hierzulande eine vergleichsweise kleine Einheit mit kleinen Teams, die ihre Bedürfnisse im täglichen Geschäft selbst viel besser im Blick haben und sich dementsprechend flexibel organisieren.“ Ein Konzept, das offenbar ankommt, so kann sich Baudisch trotz des sich verschärfenden Fachkräftemangels in Bezug auf das Recruiting bislang nicht beschweren. Allerdings zeichnet sich auch bei den Schweden in den kommenden Jahren ein Generationenwechsel ab. Etwa 30 Prozent der hiesigen Mitarbeiter gehen in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand. „Das können wir nur mit der nötigen Flexibilität ausgleichen“, erläutert Baudisch. Dazu prüft die Bank neue Wege wie geteilte Führungspositionen, ein Modell, das es auch Eltern mit reduzierten Arbeitszeiten ermöglicht, eine Führungsposition auszuüben. Das macht sich auch bei der Zahl weiblicher Führungskräfte bemerkbar, die laut Baudisch zurzeit bei fast einem Viertel liegt. SEB steigert Zahl der Kunden im Firmenkundengeschäft Ebenfalls zufrieden ist der SEB-Deutschlandchef mit der Entwicklung seiner Bank im Firmenkundengeschäft. Die Schweden fokussieren sich hierzulande traditionell auf große Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Euro sowie ausgewählte Mittelständler, die aufgrund ihres Geschäftsmodells zur Bank passen. „Wir verzeichnen kontinuierliche Zuwächse über alle Kunden- und Produktbereiche hinweg“, freut sich der Deutschlandchef. Dies gelte neben dem deutschen auch für das Geschäft mit Unternehmen in Österreich und der Schweiz, das die schwedische Bank vornehmlich aus ihrer Münchener Dependance bestreitet. Beide Alpenrepubliken hatten die Schweden bereits 2020 zu Heimatmärkten erklärt und dort seitdem auf Expansion gesetzt. SEB hat Geschäft in der Schweiz verdoppelt Offenbar mit Erfolg: Seit 2020 habe sich das Geschäftsvolumen in etwa verdoppelt, genaue Zahlen will Baudisch jedoch auch auf Nachfrage nicht nennen. „Im ersten Quartal 2024 liegen wir dort beim Geschäft bereits 20 Prozent über dem geplanten Einkommen“, betont der Deutschlandchef stattdessen. Auch Mitbewerber wie die Commerzbank hatten in der Schweiz zuletzt deutliche Zuwächse verzeichnen können. Dieser Umstand dürfte im Fall der Schweden jedoch eher an der Größe der neugewonnenen Kunden liegen als an deren Zahl, bei der die SEB bislang nicht ganz an die erhofften Ziele herankommt. „Wir haben uns insgesamt etwa 270 potentielle Firmenkundenadressen in Österreich und der Schweiz angeschaut, die zu uns als Bank passen könnten, und daraus 40 Kunden destilliert, die wir vornehmlich ansprechen“, erläutert Baudisch. Dabei gelte es jedoch, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Mehr zum Thema Commerzbank gewinnt Mitarbeiter und Kunden in der Schweiz Im heimischen Firmenkundengeschäft konnte die Commerzbank zuletzt deutliche Zuwächse verbuchen. Noch mehr Freude dürften Firmenkundenchef Michael Kotzbauer aktuell jedoch die Zugewinne nach dem Fall der Credit Suisse bereiten. Mehr lesen Baudisch setzt auf Advisory-Geschäft Punkten wollen die Schweden dabei vor allem mit ihrem Advisory, bei dem die SEB traditionell vor allem bei Transaktionen mit einem nordischen Bezug punkten kann. Doch dieser muss nicht zwingend vorhanden sein, betont er. Den Schwerpunkt im Geschäft mit alpenländischen Unternehmen bilde neben dem klassischen Finanzierungs- und Transaktions-Banking die Transformations-Finanzierung, erklärt Baudisch. Gerade Unternehmen aus Österreich und der Schweiz seien an diesem Thema sehr interessiert. Aufgrund des dafür notwendigen hohen Investitionsvolumens erweitern viele Unternehmen zur Finanzierung ihre bestehenden Bankenclubs – die Chance für die Schweden, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Einen guten Ruf genießt die Bank besonders in der Nachhaltigkeitsberatung und im Bereich Green Finance, wo sie regelmäßig in den entsprechenden League Tables – zum Beispiel bei Green Bonds – präsent ist. So waren die Schweden im vergangenen Jahr unter anderem an den Emissionen der grünen Anleihen der Deutschen Post/DHL sowie von Mercedes-Benz und Rewe beteiligt. Alles zum Thema Firmenkundengeschäft Margendruck, Restrukturierungen, angriffslustige Auslandsbanken: Alles Wichtige zum harten Kampf im deutschen Firmenkundengeschäft. Mehr lesen SEB ist Brücke nach Skandinavien Zudem ist und bleibt die SEB für viele Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum die Brücke in den skandinavischen Raum, sei es mit nordischem Cash- und FX-Management oder mit Nordic Bonds. Das gilt auch im Hinblick auf Investitionen in die Nachhaltigkeit von Unternehmen wie Windparks vor Schweden oder Projekte im Bereich Carbon Capture and Storage (CCS) in Norwegen. Gleiches gilt für die Finanzierung von digitalen Infrastrukturprojekten wie Datencentern. Als potentielle Kunden hat die SEB dabei vornehmlich große Industrieunternehmen mit einer umfangreichen Wallet im Blick. Ein weiteres Feld, das Baudisch im Geschäft mit Unternehmen aus Österreich und der Schweiz künftig weiter ausbauen will, ist die M&A-Beratung und Übernahmefinanzierung. „Wir sind schon jetzt bei der internationalen Begleitung von Unternehmen aus dem DACH-Raum gut aufgestellt“, erklärt der hiesige SEB-Chef. Bank muss Kapazitäten in Schweiz mittelfristig aufstocken So haben die Schweden zuletzt etwa den Schweizer Spezialchemie-Konzern Clariant beim Erwerb des kanadischen Unternehmens Lucas Meyer Cosmetics begleitet. „Idealerweise schließt sich an die Beratung natürlich auch das Mandat für die Finanzierung des jeweiligen Zukaufs an“, sagt Baudisch. Oder auch künftige Investitionen, bei denen die Bank begleiten kann. Investieren muss mit Blick auf das geplante Wachstum in der Alpenregion bald auch die Bank selbst: Denn während sich das Geschäft in Österreich bislang ohne Weiteres grenzübergreifend von den SEB-Teams an den beiden Standorten München und Frankfurt steuern lasse, sei das im Fall der Schweiz anders. „Dort werden wir mit unserem aktuellen Volumen irgendwann an die Grenze stoßen“, sagt Baudisch. Mittelfristig dürfte die Bank daher ihre Kapazitäten im Bereich Large Corporates ausbauen, „das muss aber nicht gleich unbedingt mit Vollbanklizenz sein“, so der SEB-Chef.

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