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Bund will nach 16 Jahren raus aus der Commerzbank

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Der deutsche Staat will nach 16 Jahren sein krisenbedingtes Engagement bei der Commerzbank beenden. Foto: Stockfotograf – stock.adobe.com
Der deutsche Staat will nach 16 Jahren sein krisenbedingtes Engagement bei der Commerzbank beenden. Foto: Stockfotograf – stock.adobe.com

Big News bei der Commerzbank: Der deutsche Staat will sich rund 16 Jahre nach der Finanzkrise bei der Großbank zurückziehen. Dies geht aus einer Mitteilung der zuständigen Finanzagentur hervor. „Die Commerzbank ist wieder ein stabiles und ertragsstarkes Institut. Daher ist es geboten, dass sich der Bund von den Anteilen des erfolgreich stabilisierten Instituts sukzessive wieder trennt“, erklärt darin Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium sowie Vorsitzender des zuständigen interministeriellen Lenkungsausschusses.

Konkret liegen die Anteile des Bundes an der Commerzbank derzeit noch bei 16,49 Prozent, womit der deutsche Staat nach wie vor größter Einzelaktionär des Instituts ist. Das Engagement hat seinen Ursprung in der Finanzkrise 2008: Damals geriet das Frankfurter Geldhaus in schwere finanzielle Schieflage und musste über den im Eiltempo ins Leben gerufene Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) gerettet werden.

Commerzbank erhielt über 18 Milliarden Euro Staatshilfen

Insgesamt flossen der Commerzbank dabei Kapitalspritzen in Höhe von insgesamt 18,2 Milliarden Euro zu. Die Bundesregierung rechtfertigte die Aktion seinerzeit mit der „Wahrung der Finanzmarktstabilität“. Zurückgezahlt hat die Commerzbank von den staatlichen Hilfen bislang rund 13,1 Milliarden Euro.

Bei einem Aktienkurs von aktuell knapp 13 Euro käme das verbleibende Paket des Bundes auf einen Wert von etwa 2,5 Milliarden Euro – rund die Hälfte dessen, was der Bund während der Finanzkrise dafür bezahlt hatte. Stand heute läge der Verlust für den deutschen Steuerzahler somit bei rund 2,5 Milliarden Euro. Dies deckt sich auch mit Angaben der Bundesregierung aus dem Jahr 2019: Demnach müsste der Aktienkurs bei zirka 26 Euro – also doppelt so hoch wie aktuell – liegen, um mit einer schwarzen Null bei der Commerzbank rauszukommen.

Details zum Bund-Ausstieg sind noch nicht bekannt

Noch ist allerdings völlig unklar, wie eilig es der Bund mit dem Ausstieg hat. Aus der Mitteilung geht lediglich hervor, dass der Verkauf des betreffenden Aktienpakets „transparent, diskriminierungsfrei und marktschonend erfolgen“ werde. Über weitere Verkaufsschritte werde der interministerielle Lenkungsausschuss „zu gegebener Zeit entscheiden“, heißt es weiter.

Operativ lief es für die Commerzbank um CEO Manfred Knof und CFO Bettina Orlopp zuletzt wieder deutlich rosiger. Nach Jahren geprägt von harter Restrukturierung konnte das Institut 2023 den höchsten Gewinn seiner Historie einfahren. Auch im Firmenkundengeschäft konnte die zweitgrößte Privatbank Deutschlands dabei mit positiven Schlagzeilen von sich reden machen.

Auf Linkedin wertete Commerzbank-CEO Manfred Knof die Ausstiegsankündigung des Bundes als Anerkennung für die eigene Arbeit: „Die Entscheidung des Bundes zeigt, dass unsere Strategie ein Erfolg ist. Wir haben das beste Halbjahr seit 15 Jahren hinter uns und sind auf Kurs, unsere Ziele zu erreichen.“

Ob die Commerzbank infolge des Staatsausstiegs ein Übernahmekandidat für Wettbewerber wird, bleibt abzuwarten. Für die Deutsche Bank sei dies jedenfalls kein Thema, betonte deren CEO Christian Sewing heute im Rahmen einer Veranstaltung in Frankfurt am Main.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.