Wie die Investmentbank Alantra den Midmarket zurückerobern will

„Für mich gibt es keine großen Fußstapfen“: Mit diesem Satz war Jan Caspar Hoffmann im April 2023 als neuer Deutschlandchef von Alantra angetreten, nachdem die langjährige Spitze um Wolfram Schmerl und Robert von Finckenstein nur wenige Wochen zuvor überraschend zurückgetreten war. Die Ziele waren groß: Unter Hoffmanns Ägide sollte das Kerngeschäft – Investmentbanking und Debt Advisory, vornehmlich für Midmarket-Private-Equity-Investoren – ausgebaut werden. Parallel wollten die Spanier ein weiteres Standbein in den Bereichen Restrukturierung und Corporate Debt aufbauen und hierfür auch Seniors rekrutieren. Zudem hatte sich Hoffmann auf die Fahnen geschrieben, mit seiner Erfahrung bei Public-to-Private- und Cross-border-Deals sowie mit Largecap-Finanzinvestoren nach größeren Mandaten greifen zu wollen. Mehr zum Thema Alantra-Deutschlandchef Hoffmann tritt nach nur einem Jahr ab Alantra strukturiert das Investmentbanking in Deutschland erheblich um. Damit verbunden sind ein Wechsel in der Geschäftsführung sowie ein größerer Stellenabbau. Mehr lesen Alantra-Team in Deutschland hat sich mehr als halbiert Rund zwölf Monate später ist von den Ambitionen nicht mehr viel übrig. Hoffmann war Ende April als Geschäftsführer für Alantra Deutschland zurückgetreten und betreut seitdem als Senior Client Manager seine bestehenden Mandate. Das Business-Partner-Agreement läuft noch bis Ende dieses Jahres. Danach ist es nicht unwahrscheinlich, dass der M&A-Berater bei einer neuen Adresse aufschlägt. In die deutsche Geschäftsführung ist unterdessen Michael Maag eingestiegen, der das Alantra-Geschäft in der Schweiz verantwortet. Auch das Team musste Federn lassen. Im vergangenen Jahr beschäftigte Alantra nach eigener Aussage 35 Professionals, aktuell sind es nur noch zwölf Mitarbeiter, wie Maag im Gespräch mit FINANCE konstatiert. Die Abgänge betreffen dabei alle Bereiche. So hat etwa der Debt Advisor und Partner Maximilian Rohardt die Spanier Ende Juni verlassen. Er geht, wie Alantra-Mitgründer Wolfram Schmerl, zur italienischen Mediobanca. Was ist schiefgelaufen? Waren die Ambitionen der Investmentbank tatsächlich zu groß, wie Marktteilnehmer zu Hoffmanns Antritt vermutet hatten? Und wie geht es jetzt weiter? Mehr zum Thema Mediobanca greift mit Ex-Alantra-Chef Schmerl in Deutschland an Mediobanca kommt mit einem Büro zurück nach Deutschland – und will das Investmentbanking wieder hochfahren. Das Führungspersonal hat die italienische Bank bei der spanischen Beratung Alantra gefunden. Mehr lesen Fokus auf Largecap-Private-Equity zu ambitioniert „Im vergangenen Jahr haben wir die sektorübergreifende Zusammenarbeit mit den anderen Alantra-Hubs gestärkt, allerdings hat der größere Fokus auf Largecap-Mandate keinen Sinn gemacht – und entspricht auch nicht unserer klaren Midmarket-Positionierung“, gibt Geschäftsführer Maag zu. Alantras Sweet Spot liegt in der Beratung von Transaktionen mit einem EV zwischen 100 und 500 Millionen Euro. Mit dem Griff ins obere Regal hat sich Alantra offenbar keinen Gefallen getan, denn die großen Private-Equity-Investoren setzen in der Regel auf ihren vertrauten Kreis aus Beratern und Anwälten, der schon Erfahrung mit Largecap-Deals mitbringt. „Der größere Fokus auf Largecap-Mandate hat keinen Sinn gemacht.“ Michael Maag, Geschäftsführer bei Alantra Am Markt ist zu hören, dass der Versuch, größere Mandate zu akquirieren, auch mitverantwortlich für einige Abgänge gewesen sein soll. Es sei schließlich frustrierend, laufend erfolglos für Largecap-Mandate zu pitchen, wie FINANCE aus dem Alantra-Umfeld gehört hat. Auch kulturell soll es zwischen der neuen Führung und den Teammitgliedern geclasht haben, vernimmt man aus dem Markt. Neue Führungsstruktur bei Alantra Für Alantra geht es daher jetzt in erster Linie darum, verlorenen Boden wieder gutzumachen. Denn nicht allen bestehenden Midcap-Kunden dürfte es gefallen haben, dass die Investmentbank auf größeren Kundenfang ging. „Wir suchen den engen Dialog mit unseren Kunden“, kündigt Geschäftsführer Maag an. „Wir wollen wieder näher an ihnen dran sein und die vertrauensvolle Zusammenarbeit fortsetzen, die in vielen Fällen schon jahrelang besteht. Wir wollen auch mit dem richtigen Fokus nach vorne schauen. Unsere Mission lautet: ‚Back to Midmarket‘.“ Sprich: Es dürfte auch Klinkenputzen angesagt sein. „Wir wollen die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Kunden fortsetzen, die in vielen Fällen schon jahrelang besteht“, sagt Geschäftsführer Michael Maag. Foto: Alantra Dafür brauchen die Spanier aber auch ein gut aufgestelltes Team, deshalb haben sie sich das Ziel gesetzt, in den nächsten zwölf Monaten wieder auf 20 Mitglieder zu kommen. „Wir suchen vor allem nach Seniors mit Sektorexpertise, speziell in den Bereichen Industrials, Technology, Healthcare und Real Estate“, sagt Maag. Den Bereich Healthcare verantwortet Christopher Jobst, zudem ist Heiko-Daniel Scheller für den Technology-Sektor zuständig und arbeitet eng mit den Sektorexperten in London, Paris und New York zusammen. Darüber hinaus will Alantra vereinzelt auch Juniors einstellen. Veränderungen werden auch auf der Führungsebene durchgesetzt. „Künftig soll es nicht mehr einen Country Head in Deutschland geben, stattdessen wollen wir uns nach Sektoren strukturieren und dementsprechend mit globalen Sektor Heads arbeiten“, so Maag. Der Ex-Morgan-Stanley-Banker kann sich zudem vorstellen, dass die deutsche Geschäftsführung auch nicht mehr aus einer, sondern aus mehreren Personen bestehen könnte. „Das hängt auch davon ab, wie die Recruiting-Prozesse laufen“, ordnet der Investmentbanker ein. Alantra schloss in diesem Jahr bereits fünf Deals ab Punkten will Alantra dann bei den Kunden mit dem eigenen Netzwerk, der Deal-Execution-Expertise sowie mit Sektorkompetenz. Bis es soweit ist, dürften aber noch einige Monate ins Land ziehen. „Ich verstehe dieses und auch das kommende Jahr als Aufbau- und Übergangsphase“, sagt Geschäftsführer Maag. „2024 performen wir umsatztechnisch voraussichtlich besser als 2023, aber ich schätze, dass wir unseren Umsatzansprüchen erst ab 2026 gerecht werden können.“ Zur konkreten Größenordnung wollte sich Alantra auf FINANCE-Nachfrage nicht äußern. Mehr zum Thema Alantra-Deutschlandchef: „Für mich gibt es keine großen Fußstapfen“ Bekannt ist Alantra vor allem durch die Beratung bei Private-Equity-Deals. Der neue Deutschlandchef Jan Caspar Hoffmann will nun ein weiteres Standbein aufbauen. Mehr lesen Das erste Halbjahr 2024 entwickelt sich immerhin in die richtige Richtung: In diesem Zeitraum hat Alantra in Deutschland fünf Deals mit einem Volumen von 800 Millionen Euro abgeschlossen, im Vorjahreszeitraum waren es noch vier Transaktionen mit einem Volumen von 235 Millionen Euro. Die Fees haben sich nach eigener Aussage innerhalb eines Jahres verdreifacht. Derzeit arbeitet die Investmentbank zudem nach eigenen Angaben an sechs Mandaten. Jetzt gilt es also, diese Entwicklung zu stabilisieren und voranzutreiben – denn einen weiteren Fehlschuss darf sich Alantra nicht leisten.

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