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Commerzbank: Bund will vorerst keine weiteren Anteile verkaufen

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Die Commerzbank kommt nicht zur Ruhe. Die Bundesregierung gibt sich nun zurückhaltend, nachdem ein Teilverkauf ihrer Anteile am Institut der Unicredit in die Hände gespielt hat. Foto: nmann77 - stock.adobe.com
Die Commerzbank kommt nicht zur Ruhe. Die Bundesregierung gibt sich nun zurückhaltend, nachdem ein Teilverkauf ihrer Anteile am Institut der Unicredit in die Hände gespielt hat. Foto: nmann77 - stock.adobe.com

Das Bundesfinanzministerium hat dementiert, weitere Anteile des Bundes an der Commerzbank verkaufen zu wollen. „Die Bundesregierung wird die entstandene Lage gründlich analysieren und zu gegebener Zeit Entscheidungen über das weitere Vorgehen treffen“, teilte das Ministerium auf FINANCE-Nachfrage mit.  

Davor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet, das Ministerium wolle den Verkauf der restlichen Commerzbank-Anteile des Bundes in Höhe von 12 Prozent ungeachtet der Übernahmefantasien seitens der Unicredit weiter vorantreiben – auch wenn das bedeute, dass die italienische Großbank sich so weitere Anteile am deutschen Wettbewerber sichern könnte. 

Commerzbank-Finanzvorständin Orlopp fordert Ruhe 

Commerzbank-Finanzvorständin Bettina Orlopp dürfte die – zumindest vorläufige – Zurückhaltung in Berlin freuen. Gerade erst hatte sie Journalisten am Rande einer Veranstaltung in Berlin auf die Frage, was der Bund mit seinem verbleibenden Anteil machen solle, geantwortet: „Erst mal halten.“ Demnach sagte Orlopp laut der Nachrichtenagentur dpa, es sei das Wichtigste, dass man sich nun erst einmal sortiere. In der vergangenen Woche sei man doch „sehr überrascht“ worden vom Verkauf der Bundesanteile an die Unicredit. „Wir wünschen uns vor allen Dingen erst mal Ruhe in dem Prozess und dann schauen wir weiter.“  

In der vergangenen Woche hat sich die italienische Großbank Unicredit die 4,49 Prozent der Anteile an der Commerzbank gesichert, die der Bund zum Kauf angeboten hatte, um so seinen Komplettausstieg aus der Commerzbank einzuleiten. Brisant daran ist vor allem, dass die Unicredit mit den frisch erworbenen Anteilen des Bundes jetzt insgesamt 9 Prozent am deutschen Wettbewerber hält und Unicredit-Chef Andrea Orcel nun auch offiziell Komplettübernahmefantasien hegt.  

Unicredit will grünes Licht für weitere Anteilsübernahme 

Die Italiener sollen laut übereinstimmenden Berichten der Nachrichtenagentur Reuters und der italienischen Tageszeitung „Il Messagero“ auch schon den nächsten Schritt vorbereiten. Beide Medien berichten mit Verweis auf Insider, dass Unicredit schon in den nächsten Tagen die nötige Genehmigung bei der Europäischen Zentralbank (EZB) beantragen will, um ihre Anteile an der Commerzbank bei Bedarf auf bis zu 30 Prozent aufzustocken.  

Das entspricht der Kontrollschwelle, ab der das deutsche Übernahmegesetz (WpÜG) bei einer börsennotierten AG ein verpflichtendes Übernahmeangebot vorschreibt. Eine Anfrage dazu von FINANCE an die Unicredit blieb bislang unbeantwortet. Bereits bei der Übernahme der Anteile des Bundes in der vergangenen Woche hatte das Institut angekündigt, bei den Aufsichtsbehörden die nötigen Genehmigungen einholen zu wollen, damit sie mehr als 9,9 Prozent der Commerzbank übernehmen darf.  

Vorzeitiger Führungswechsel bei der Commerzbank? 

Unklar ist zurzeit allerdings, mit welchem Commerzbank-CEO mögliche Übernahmegespräche geführt werden müssten. Nach der Ankündigung Manfred Knofs, seinen Ende 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, wollte die Commerzbank „in einem geordneten Suchprozess“ über die Nachfolge des CEOs entscheiden.  

Dieser Suchprozess dürfte durch die Übernahmepläne der Unicredit beschleunigt werden. Einem unbestätigten Bericht des „Handelsblatts“ zufolge soll der Aufsichtsrat erwägen, den anstehenden CEO-Wechsel vorzuziehen, um die schwelende Vorstandsfrage in der aktuellen Lage rasch zu klären. Die Commerzbank wollte das auf FINANCE-Anfrage nicht kommentieren. Als Favoritin für Knofs Nachfolge wird zurzeit unter Beobachtern CFO Bettina Orlopp gehandelt. 

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.

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