Newsletter

Abonnements

Bafin schickt Sonderprüfer zu Flatexdegiro  

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Bafin setzt Sondergutachter bei Flatexdegiro ein. Foto: stock.adobe.com - Arsenii
Bafin setzt Sondergutachter bei Flatexdegiro ein. Foto: stock.adobe.com - Arsenii

Die Bafin hat bei Flatexdegiro einen Sonderbeauftragten eingesetzt. Der Onlinebroker verstoße gegen die Anforderungen an eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation, wie sie unter anderem im Kreditwesengesetz (KWG) und im Geldwäschegesetz festgelegt ist, teilte die Finanzaufsicht am Freitag mit.  

Eine Sonderprüfung bei dem Tochterunternehmen Flatexdegiro Bank aus dem vergangenen Jahr hatte „schwerwiegende Mängel im internen Kontrollsystem, im aufsichtlichen Meldewesen und in der Geldwäscheprävention“ festgestellt. Der Sonderbeauftragte prüft die Umsetzung der Maßnahmen. Er kommt vom Next Seven-Wirtschaftsprüfer Mazars.  

Darüber hinaus hat die Bafin eine Geldstrafe von 1,05 Millionen Euro sowie zusätzliches Eigenkapital angeordnet. Flatexdegiro hatte schon im Dezember über die Anordnung berichtet. 

Flaexdegiro benennt Chief Risk Manager   

„Wir begrüßen die Einsetzung des Sondergutachters durch die Bafin“, sagte ein Sprecher gegenüber FINANCE. Flatexdegiro habe umgehend verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um die monierten Mängel abzustellen.  

Zu den eingeleiteten Maßnahmen zählen ein konzernweites Regulierungsangebot sowie organisatorische Veränderungen in der Leitung der Abteilungen Interne Kontrollen, Risikomanagement und Meldewesen. So werden von den Kunden seit kurzem Mittelherkunftsnachweise angefordert. Mit Matthias Heinrich wurde zudem ein Chief Risk Officer für die Flatexdegiro Bank berufen und 50 Millionen aus eigenen Mitteln an zusätzlichem Eigenkapital zur Verfügung gestellt. 

„Mit dem aktuellen CET1 der Flatexdegiro Gruppe von circa 180 Millionen Euro und dem vollständig zu thesaurierenden Jahresüberschuss 2022 sieht das Management alle zukünftigen Wachstumsanstrengungen ausreichend finanziert, mit soliden regulatorischen Eigenmitteln und ohne der Notwendigkeit von Kapitalmaßnahmen“, hatte der Onlinebroker im Dezember mitgeteilt. 

Flatexdegiro erweitert Vorstand 

Gleichzeitig wurde der Vorstand erweitert. Der bisherige CFO Muhamad Chahrour ist seit Jahresbeginn stellvertretender CEO und Chief Operating Officer (COO) sowohl der Flatexdegiro AG als auch der Flatexdegiro Bank. Der vormalige CFO der Flatexdegiro Bank, Benon Janos, ist zum Group-CFO aufgestiegen und Stephan Simmang bekleidet seit Januar den Posten des Chief Technology Officer (CTO). Sobald alle regulatorischen Voraussetzungen erfüllt sind, soll Christiane Strubel, aktuell Generalbevollmächtigte für das Personalwesen, ebenfalls in den Vorstand berufen werden. 

Der einstige Nischenanbieter hat sich durch die Übernahme von Degiro zu einem relevanten Onlinebroker avanciert. Laut Unternehmensangaben habe sich zwischen 2019 und 2021 die Zahl der Transaktionen von 12 Millionen auf 91 Millionen Euro mehr als versiebenfacht und sich das verwaltete Kundenvermögen auf 40 Milliarden Euro verdreifacht.  

Flatexdegiro will Maßnahmen schnell beseitigen 

Mit dem Wachstum kommt auch die regulatorische Verantwortung. So betrachte die Bafin Flatexdegiro nicht mehr als „kleines und nicht-komplexes“ Institut, was zu erhöhten regulatorischen Anforderungen für die Gruppe führe und einem allgemein höheren Aufsichtsniveau“, teilte das Unternehmen damals mit. 

Die Maßnahmen sind seit dem 21. Februar 2023 bestandskräftig. Die Maßnahmen können bei entsprechenden Fortschritten angepasst werden. Flatexdegiro werde auch weiterhin eng mit der Bafin zusammenarbeiten, so ein Unternehmenssprecher. „Wir hoffen, dass die Maßnahme schon unterjährig aufgehoben werden können.“  

Heute Abend um 18 Uhr will das SDax-Unternehmen seine Jahreszahlen für 2022 präsentieren. Flatexdegiro erwartet einen Umsatz von rund 380 Millionen Euro und den höchsten Jahresüberschuss in der Unternehmensgeschichte.  

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.