Mazars knackt 200-Millionen-Marke beim Umsatz

Als erste Next-Six-Gesellschaft hat Mazars die Zahlen für das Geschäftsjahr 2020/21 veröffentlicht – und legt gleich ordentlich vor. Der Umsatz des mittelständischen Prüf- und Beratungshauses ist um 12 Prozent auf 204,2 Millionen Euro gestiegen. Mazars wächst damit das dritte Jahr in Folge im zweistelligen Bereich und hat nun erstmals die 200-Millionen-Euro-Marke geknackt. Mit dieser Entwicklung dürfte die Gesellschaft ihre Position als achtgrößter Prüfer und Berater in Deutschland gefestigt haben. Im Geschäftsjahr 2018/19 hatte Mazars den Wettbewerber Baker Tilly überholt, der seitdem auf Platz 9 rangiert. Seitdem hat sich die Lücke zu dem Konkurrenten noch deutlich vergrößert, denn Baker Tilly trat zuletzt auf der Stelle: 2019/20 stagnierte der Umsatz bei 165 Millionen Euro, während Mazars in dem Geschäftsjahr 182 Millionen Euro umgesetzt hat. Doch von der Nummer 7 im Markt, Rödl & Partner, ist Mazars noch ein gutes Stück entfernt: Der Konkurrent setzte 2019/20 noch 264 Millionen Euro um, neue Zahlen legt Rödl im Sommer vor. Damit gibt es unter den Next Six, die das Verfolgerfeld der Big Four darstellen, mit Mazars, Rödl, Ebner Stolz und BDO nun vier Gesellschaften mit einem Umsatz über 200 Millionen Euro – und sie liegen teilweise so nah beieinander, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die besten Plätze im Verfolgerfeld geben dürfte. Mazars wächst trotz neuer Mandate kaum im Audit Trotz gestiegener Umsatzzahlen ist das Bild bei Mazars aber differenziert: In den einzelnen Geschäftsfeldern waren die Wachstumsraten sehr unterschiedlich. Schwach hat sich der Bereich Wirtschaftsprüfung entwickelt, der im vergangenen Geschäftsjahr nur um 1 Prozent auf 66,1 Millionen Euro zulegte und damit stagniert. Das niedrige Wachstum verwundert zunächst, denn Mazars hat im vergangenen Geschäftsjahr einige neue Prüfmandate gewonnen, etwa die Industriegruppe Gesco, den IT-Dienstleister q.beyond, den Schmuckhändler Elumeo, den Softwareanbieter RIB Software, den Displayhersteller Data Modul und das Gesundheitsunternehmen Nextclinics. Ebenfalls in das Audit-Segment fielen mehrere neue Großaufträge im Bereich interne Revision sowie Sonderprüfungsaufträge im Auftrag der Bafin. Mazars hat für die Behörde unter anderem die Sonderprüfung bei Grenke vorgenommen, nachdem der Shortseller Fraser Perring den Finanzdienstleister attackiert hatte. Mazars musste VW Versicherung wieder abgeben Trotz dieser prestigeträchtigen Aufträge musste Mazars im vergangenen Jahr jedoch auch einige Prüfmandate – und den damit verknüpften Umsatz – abgeben. Verloren gingen beispielsweise Prüfaufträge im Versicherungs- und Bankenbereich, darunter die BSQ Bauspar und die Volkswagen Versicherung. Letztere hatte Mazars erst 2019 gewonnen, musste das Mandat aber wieder abgeben, da der VW-Mutterkonzern 2020 rotieren musste und einen konzerneinheitlichen Prüfer wollte. Alles zum Thema Next Six Der Wirtschaftsprüfermarkt ist im Umbruch – das beeinflusst auch die „Next Six“, das Verfolgerfeld der „Big Four“ KPMG, PwC, Deloitte und EY. Alles zu Strategie, Personalien oder Mandatswechsel können Sie hier nachlesen. Mehr lesen Gerade im Bereich Financial Services will Mazars aber die Chancen der Prüferrotation nutzen, wie Christoph Regierer, Sprecher des Management Boards von Mazars in Deutschland und Mitglied im Global Executive Board, in der Vergangenheit stets betont hat. Das gelte weiterhin, wie er im Gespräch mit FINANCE betont: „Wir befinden uns gerade in einem Übergangsjahr, was die Prüferrotation betrifft. Aber der Bereich Financial Services bleibt ein Leuchtturmsektor für uns.“ Mazars hofft auf Prüfung von Non-Financials Und am Horizont winken womöglich noch weitere Aufträge: Die „Corporate Sustainability Directive“ verpflichtet Unternehmen dazu, ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung im Lagebericht zu verorten und entsprechend prüfen zu lassen. „Wir erwarten, dass die Anzahl der Prüfungs- und Beratungsmandate in diesem Bereich enorm steigen wird und sind dabei, unsere Organisation entsprechend aufzustellen“, kündigt Regierer an. Außerdem laufen weitere Ausschreibungen bei sogenannten Unternehmen von öffentlichem Interesse (Public Interest Entity, PIE), auch im S- und MDax. 2021 hatte Mazars als ein Interessent um den Dax-Konzern SAP gekämpft, gewonnen hatte das Mandat aber BDO. Insgesamt hat Mazars im vergangenen Jahr 42 PIE-Unternehmen in Deutschland geprüft und ist damit nach eigenen Angaben die Nummer 6 in diesem Segment hierzulande, gemessen am Umsatz sogar die Nummer 5. Europaweit prüft Mazars 1.200 PIE-Unternehmen und belegt damit Platz 5 in Europa. Beratungsgeschäft wächst trotz Corona stark Während der Bereich Audit im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht von der Stelle kam, sind die Beratungssparten von Mazars deutlich gewachsen – und das trotz Corona. Die Pandemie habe im vergangenen Jahr keine nennenswerten negativen Folgen für das Beratungsgeschäft gehabt, meint Regierer, auch nicht durch den Wegfall von Reisekosten. Wie sehr das die Umsätze drücken kann, hat sich unter anderem in den Zahlen der großen Wettbewerber Deloitte und EY gezeigt, deren Beratungsumsätze stark zurückgegangen sind. Vielmehr habe Mazars im Beratungsgeschäft davon profitiert, dass die Nachfrage nach Transformationsberatung gestiegen sei und sich der M&A-Markt erholt habe. Treiber waren zudem Beratungsmandate zu Börsengängen. Am deutlichsten konnte Mazars in den Financial Advisory Services zulegen, allerdings von einem niedrigen Niveau aus: Der Bereich wuchs um 23 Prozent auf 22,9 Millionen Euro. Auch die Rechtsberatung konnte um 16 Prozent gut zulegen, trägt mit einem Gesamtumsatz von 18,3 Millionen Euro aber noch weniger als das Consulting zum Umsatz bei. Mazars gewinnt dank FISG Steuerberatungsaufträge Mit 96,8 Millionen Euro trägt das Geschäft mit der Steuerberatung am meisten zum Umsatz bei – und auch das Wachstum von 18 Prozent kann sich sehen lassen. Ein Treiber waren neue Aufträge im Bereich der steuerlichen Transformation sowie bei der Einführung und Weiterentwicklung von Tax Compliance Systemen. Dabei gewann Mazars auch Steuerberatungsmandate bei einigen Dax-Konzernen sowie international tätigen Mittelständlern – die Honorare in diesen Konstellationen gelten als attraktiv. Mazars: Die Geschäftszahlen 2020/21 im Überblick GeschäftsbereichUmsatz in Mio. EuroVeränderung in %Audit66,1+1Financial Advisory22,9+23Law18,3+16Tax96,8+18Gesamt204,2+12Quelle: Mazars Die neuen Steuerberatungsmandate seien eine direkte Folge des FISG, erklärt Regierer gegenüber FINANCE. Das nach dem Wirecard-Skandal verabschiedete Gesetz verlangt eine strikte Trennung von Prüfung und Steuerberatung, weshalb viele Unternehmen nun ihre Tax-Mandate neu ausschreiben. „Für uns als Challenger der Big Four liegt darin eine große Chance. Wir haben uns bewusst darauf vorbereitet und können jetzt schnell reagieren.“ julia.schmitt[at]finance-magazin.de

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