Verdane-Manager Schwarz: Mit komplexen Deals zum Fundraising-Erfolg

Zwei Fundraising-Abschlüsse innerhalb von knapp einem halben Jahr: Das hat in den vergangenen Monaten bis auf Verdane wahrscheinlich kein anderer Private-Equity-Investor aus Europa geschafft. Mitte September 2023 hat der Growth-Investor das Closing des Buy-out-Fonds „Freya“ bei 1,1 Milliarden Euro bekanntgegeben. Mitte Februar dieses Jahres folgte dann mit dem Abschluss des Fonds „Edda“, ebenfalls bei 1,1 Milliarden Euro, die zweite Vollzugsmeldung. Für ein erfolgreiches Fundraising benötigt man ein starkes IR-Team (bei Verdane sind das die IR-Leiterin Frida Einarson sowie ihre Kollegin Ellinor Schrewelius), aber nicht nur das: Auch ein gutes Gespür für M&A-Deals und eine trennscharfe Positionierung gehören dazu. Um die letzten beiden Aspekte kümmert sich in der DACH-Region Dominik Schwarz – recht erfolgreich, und ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren. Unser achter Top-Dealmaker. Info Dieser Artikel ist der achte Teil der zweiten Staffel unserer Serie „Deutschlands Top-Dealmaker“, in der wir Ihnen die Macherinnen und Macher hinter den spannendsten Deals in der Bundesrepublik vorstellen. Seien Sie gespannt! Die Teile der ersten Staffel aus dem Jahr 2023 sowie alle künftigen Dealmaker finden Sie hier. Dominik Schwarz startete im Versicherungswesen Das Interesse für M&A-Themen wurde bei Schwarz schon zu Schulzeiten aufgrund eines privaten Erlebnisses geweckt, nämlich durch die Fusion von Daimler und Chrysler im Jahr 1998, wie er im Gespräch mit FINANCE berichtet: „Am Tag der Hauptversammlung fuhren bei uns deutlich weniger Schulbusse, da diese genutzt worden sind, um die Aktionäre zur Hauptversammlung zu transportieren.“ Welche Auswirkungen eine solche Transaktion auf das normale Leben haben kann, beeindruckte den Private-Equity-Manager schon damals. Mehr zum Thema CO2-Emissionen neutralisieren? So geht Verdane das ESG-Projekt an In Sachen ESG und Klimaschutz widmet sich Private Equity meist der Reduktion von Treibhausgasemissionen. Der Growth-Investor Verdane geht nun einen Schritt weiter – und nimmt dafür zunächst Millionen in die Hand, ohne ersichtlichen finanziellen Pay-off. Warum? Mehr lesen Nach dem Schulabschluss macht der gebürtige Duisburger zunächst eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann und arbeitete im Anschluss im Bereich Schadensregulierung im damaligen Gerling-Konzern (heute HDI). Später entschied sich Schwarz dazu, das Abitur nachzuholen und studierte im Anschluss in Reutlingen und Dublin die Fächer Business Administration und European Business – parallel stets den Werdegang des Familienunternehmens im Blick. Schwarz sammelte erste Einblicke ins Unternehmertum Von Private Equity erfuhr Schwarz erst später, nämlich zu Studienzeiten. In das Unternehmertum schnupperte der 44-Jährige dafür umso früher, denn seine Mutter hatte mit Kollegen eine Beratungsgesellschaft für Krankenkassen gegründet. Dort war Schwarz zunächst „Mädchen für alles“ und übernahm dann Schritt für Schritt mehr Verantwortung: „Nach meinem Dienstende half ich in der Firma meiner Mutter aus und unterstützte zum Beispiel bei allen IT-Angelegenheiten.“ Währenddessen erlebte er den Werdegang des Unternehmens aus erster Hand und was zum Gesellschafterdasein gehört – „positiv wie negativ“. Zu schätzen lernte er insbesondere die Freiheit und den Gestaltungsspielraum von Unternehmern sowie die damit verbundene Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeiter. Bei Barclays lernte Schwarz Private Equity richtig kennen Im Jahr 2007 wechselte Schwarz – nach einigen M&A-Praktika – erstmals in die Corporate-Finance-Welt, und zwar ins Leveraged-Finance-Team von Barclays in London, wo er knapp viereinhalb Jahre beschäftigt war. Dort lernte er nicht nur das Private-Equity-Geschäft besser kennen, sondern auch schnell, was es bedeutete, in diesem Business tätig zu sein: „Im Jahr 2009 wollte ein großer Private-Equity-Investor nach einem Covenant Breach über sein Asset sprechen. Und ehe wir das weitere Vorgehen gemeinsam besprechen konnten, hatten wir die Schlüssel des Unternehmens in der Hand.“ Die Vertreter des Finanzinvestors waren gar nicht erst zu dem Abstimmungs-Meeting erschienen und hatten stattdessen nur das Management geschickt. Mehr zum Thema Verdane tut es schon wieder: Private-Equity-Haus schließt Milliardenfonds Verdane schließt bereits den zweiten Milliardenfonds innerhalb von sechs Monaten. Dabei gilt das Fundraising-Umfeld für Private Equity derzeit als herausfordernd. Wie ist das gelungen? Mehr lesen Rückblickend ein kennzeichnender Moment in Schwarz‘ Karriere, denn „so lernte ich auch schnell, welche Skills für das Eigentümerdasein gefragt sind“. Während seiner Barclays-Zeit war der Manager, der im Gespräch gern Anekdoten erzählt, auch für deutsche Unternehmen tätig, unter anderem für Continental. Da Barclays damals über kein deutsches Leveraged-Finance-Team verfügte, wurde er für einige Mandate nach Deutschland entsandt. Erster Halt: Chequers Capital 2012 folgte dann schließlich der Wechsel in die Private-Equity-Branche, der Schwarz bis heute treu geblieben ist. Seine erste Station: eine Director-Position bei Chequers Capital. Für den Finanzinvestor war dabei schon früh klar, dass er im Midmarket arbeiten möchte: „Dort ist man sehr nah am operativen Geschäft dran und arbeitet eng mit Unternehmern zusammen. Das hat mich im Laufe meiner Karriere immer schon fasziniert.“ Er schätzt insbesondere die „unternehmerische Hands-on-Mentalität“ im Midmarket. „Bei größeren Deals nimmt diese Nähe zum Maschinenraum eher ab und auch der Dealflow ist deutlich geringer.“ Bei Chequers konnte Schwarz seine aufgebaute Expertise im Pflegebereich einbringen, unter anderem bei den Investitionen in den Pflegeheimbetreiber Silvercare im Jahr 2010, den der PE-Investor 2014 an den französischen Wettbewerber Orpea verkaufte, sowie in die Deutsche Fachpflege Gruppe (DFG) 2014, für die Chequers 27 Add-ons zugekauft hatte, bevor das Unternehmen 2018 an Advent ging. „Während dieser Zeit saß ich oft mit Gründern zusammen und habe viel über ihre individuellen Bedürfnisse, Ängste und Sorgen erfahren“, erinnert sich Schwarz zurück. Dabei habe er auch die „Sprache der Unternehmer“ erlernt, für die man ein deutlich ausgeprägtes Feingefühl und Einfühlungsvermögen benötige. 2018 wechselte Schwarz zu EMH Partners Bevor Schwarz schließlich zu Verdane wechselte, arbeitete er knapp fünf Jahre als Partner bei dem Mittelstandsinvestor EMH Partners. „Dort fand ich es spannend, tolle deutsche Unternehmen mit Wachstumskapital auszustatten und gemeinsam mit ihnen die nächste Wachstumsstufe zu erklimmen – und das als Minderheitsgesellschafter“, sagt Schwarz. „If you fail to prepare, prepare to fail.“ Motto eines früheren Vorgesetzten von Dominik Schwarz Denn ohne Mehrheit kann man nicht einfach durchregieren, sondern muss mit Argumenten überzeugen. Und das kann Schwarz nach eigener Aussage: „Das habe ich schon während meiner Ausbildung gelernt und auch als ich parallel zu meinem Studium Bertelsmann-Clubmitgliedschaften verkauft habe, musste ich viel Überzeugungsarbeit leisten. Es gibt nur einen großen Unterschied zu Private Equity: Unternehmer geben einem in der Regel nur wenig Zeit, um mit Argumenten zu überzeugen.“ Für Schwarz entwickelte sich daher ein Leitspruch eines früheren Vorgesetzen zum eigenen Motto: „If you fail to prepare, prepare to fail“. Denn eine schlechte Vorbereitung auf eine Managementpräsentation könne das Deal-Aus bedeuten. Dominik Schwarz wird DACH-Chef bei Verdane Im Mai 2023 folgte Schwarz schließlich dem Ruf des Growth-Investors Verdane, für den er bis heute als Partner die DACH-Aktivitäten sektorübergreifend verantwortet. Gereizt habe ihn bei Verdane die europäische Plattform, die Flexibilität bei Mandaten sowie der Fokus auf die Themen Digitalisierung und Dekarbonisierung. Doch akut stand zu Schwarz‘ Start ein ganz anderes Thema auf der Agenda: das Fundraising für die zwei Fonds „Freya“ und „Edda“, an denen Verdane damals schon arbeitete. Das Fundraising-Umfeld war zu der Zeit nicht einfach – und ist es immer noch nicht. Investoren blicken kritischer auf die Anlageklasse Private Equity, die sich derzeit mit der Realisierung der Returns durch Exits schwertut – ebenso wie mit neuen Deals. Mehr zum Thema Verdane holt EMH-Partner und eröffnet neues Büro Der Private-Equity-Investor Verdane eröffnet ein neues Büro in München. Parallel hat der Growth-Investor einen neuen Partner von EMH rekrutiert. Mehr lesen Die Herausforderungen am Fundraising-Markt habe Verdane nach eigener Aussage auch aufgrund strategischer Partnerschaften mit langfristig orientierten Investoren gut meistern können. Beide Prozesse schloss Verdane innerhalb eines Jahres ab. Zwei Faktoren dürften dabei ausschlaggebend gewesen sein: die Marktpositionierung und der Track Record. Denn Verdane ist auf die Branchen Software und Tech spezialisiert – und schaut sich innerhalb des Sektors nochmal Subverticals an, für die der Finanzinvestor auch eigene Experten hat. Tiefes Sektorwissen und eine klare Fokussierung schätzen institutionelle Investoren. Zudem konkurriert Verdane in dem Sektor und der Fondsgrößenordnung nur mit wenigen Spielern wie zum Beispiel Main Capital. Auch das dürfte das Fundraising erleichtern. Verdane steht für Komplexität und Sustainability Hinzu kommt Verdanes Faible für komplexe Transaktionen, wie der Deal mit HQ Equita im Oktober 2023 zeigte, als Verdane ein ganzes HQ-Portfolio mit fünf Unternehmen übernahm. 53 solcher Transaktionen hat der PE-Investor bereits abgeschlossen. Und auch in dieser Nische gibt es laut Schwarz nur wenig Wettbewerb, was das Fundraising wiederum einfacher gemacht haben dürfte. Nicht zuletzt spricht Verdanes Track Record für sich: Der Investor hat bis heute laut eigenen Angaben über alle Fondsfamilien – Freya, Edda und Idun – hinweg im Durchschnitt ein stattliches Money Multiple von 3,8x erzielt. „Ich möchte meinen Kindern eine gute Antwort auf die Frage geben, welchen Beitrag ich zur Erhaltung unserer Erde leiste.“ Dominik Schwarz, Partner bei Verdane Das ist noch nicht alles. Verdane punktet – beim Recruiting, wie Schwarz selbst sagt, aber auch beim Fundraising – mit einer weiteren Spezialisierung, nämlich der auf das Thema Nachhaltigkeit. Der Private-Equity-Fonds macht laut Schwarz bereits seit mehr als zehn Jahren Transaktionen, die mit Dekarbonisierung zu tun haben. Zudem hat er mit „Idun“ auch einen dedizierten Artikel-9-Fonds im Portfolio. Bis 2030 will der Finanzinvestor außerdem seine Scope-3-Treibhausgasemissionen um 65 Prozent senken – ein ambitioniertes Ziel. Hinzu kommt eine Initiative, mit der Verdane CO2-Emissionen neutralisieren will, und die mit Management-Fees finanziert wird. Beim Thema „Sustainability“ geht es Schwarz aber nicht nur um das Überzeugen von potentiellen Geldgebern und die Aussicht auf höhere Returns mit nachhaltigen Transaktionen, wie der zweifache Familienvater betont: „Ich möchte meinen Kindern eine gute Antwort auf die Frage geben, welchen Beitrag ich zur Erhaltung unserer Erde leiste.“ Den Top-Track-Record aufrechtzuerhalten, parallel Investoren für die eigenen Investitionsstrategien zu überzeugen und dabei auch noch auf die Nachhaltigkeit zu achten, ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Doch Verdane scheint alle Herausforderungen gut unter einen Hut zu kriegen – was nicht zuletzt der Verdienst des Top-Dealmakers Dominik Schwarz und seines Teams ist.

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