Wann endet der Höhenflug bei den Private-Equity-Gehältern?

Weder die maue Traktion am M&A-Markt noch schleppende Fundraisings haben das Gehalt in der Private-Equity-Branche berührt: Die Investment Professionals haben 2023 trotz Widrigkeiten im Geschäft immer noch sehr gut verdient, zeigt die neue „Private Capital Compensation Survey“ der Personalberatung Heidrick & Struggles. Info Seit 2013 veröffentlicht die Private-Equity-Praxis von Heidrick & Struggles die „Europe and Africa Private Capital Compensation Survey“. In die aktuell elfte Ausgabe der Studie flossen Angaben von mehr als 200 Professionals aus der Private-Capital-Branche. Aus Kontinentaleuropa haben 110 Professionals teilgenommen. Bei den Ergebnissen aus Kontinentaleuropa sind die UK-Ergebnisse nicht inkludiert, da die Gehälter und Boni dort zum Teil deutlich höher sind und das Umfrageergebnis verzerren können. Gehälter und Boni von Private Equity steigen weiter Zunächst ein Blick auf die Entwicklung der Grundgehälter in Kontinentaleuropa. Danach gefragt, wie sich die Vergütungen 2023 im Vergleich zum Vorjahr wohl verändert haben, antworteten 71 Prozent der befragten Professionals, dass sich die Private-Equity-Gehälter erhöht haben dürften. 27 Prozent gehen von keiner Veränderung aus, während 2 Prozent mit einem Rückgang der Vergütung rechnen. Die meisten Private-Equity-Professionals (45 Prozent), die von einer Erhöhung der Grundgehälter ausgehen, gaben an, dass sich diese um 11 bis 20 Prozent gesteigert haben dürften. 40 Prozent der Befragten erwarten einen Anstieg zwischen 1 bis 10 Prozent, während 11 Prozent der Manager damit rechnen, dass sich die Grundvergütung um 21 bis 40 Prozent steigern dürfte. Von einer Erhöhung zwischen 41 und 60 Prozent gehen gerade einmal 3 Prozent der Befragten aus. Lediglich 1 Prozent der Manager erhoffen sich eine Steigerung der Grundvergütung von 60 Prozent und mehr. Mehr zum Thema Private-Equity-Gehälter auf dem Höchststand Private-Equity-Manager verdienten 2022 so viel wie nie. Speziell die Associate-Gehälter stiegen massiv an – ausgerechnet bei den jungen Talenten, die die Branche vor neue Herausforderungen stellen könnten. Mehr lesen Wenngleich die meisten Investment Professionals von einer weiteren Gehaltssteigerung ausgehen, fällt das Plus bei den Vergütungen doch geringer aus als im Vorjahr. 2022 war der Großteil (41 Prozent) noch überzeugt, dass sich die Vergütungen zwischen 21 und 40 Prozent erhöhen (Zur Erinnerung: 2023 sind es lediglich 11 Prozent). Eine ähnliche Beobachtung lässt sich mit Blick auf die Boni machen. Hier erwartet mehr als die Hälfte der Investment Professionals (55 Prozent) eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, 30 Prozent prognostizieren eine Stagnation. Immerhin 15 Prozent rechnen mit einem Rückgang der Boni-Zahlungen. Interessant: Der Anteil der Investment Manager, die von sinkenden Boni ausgehen, ist höher als noch 2022 (11 Prozent). Die Gehälter der Private-Equity-Hierarchiestufen Die Grundgehälter sind dabei über alle Hierarchiestufen hinweg gestiegen. In Kontinentaleuropa tätige Managing Partners oder Partners haben 2023 im Schnitt 294.000 Euro im Jahr verdient. Im Vorjahr waren es durchschnittlich 286.000 Euro. Im Drei-Jahres-Durchschnitt sind die Managing-Partner-Gehälter um 5,3 Prozent gestiegen. Principals kamen 2023 auf ein Grundgehalt von durchschnittlich 190.000 Euro, im Vorjahr waren es noch 170.000 Euro im Schnitt. Das durchschnittliche jährliche Wachstum der Gehälter in den vergangenen drei Jahren beträgt 9,6 Prozent. Die höchsten Gehaltssprünge finden laut den Studienergebnissen auf Associate-Ebene statt. Die Berufseinsteiger verdienten jährlich im Schnitt 15,9 Prozent mehr, wie der Dreijahresblick zeigt. In absoluten Zahlen: 2023 kamen Associates in Kontinentaleuropa auf eine Vergütung von 104.000 Euro, 2022 lag diese bei gut 90.000 Euro. „Vor allem die Knappheit bei den Nachwuchskräften hat in den vergangenen Jahren die Einkommen der Associates nach oben getrieben“, heißt es in dem Vergütungsreport von Heidrick & Struggles. Die Boni sind ebenfalls gestiegen, wenngleich nicht so stark wie die Grundgehälter. Managing Partner erhielten 2023 Bonuszahlungen in Höhe von durchschnittlich 183.000 Euro und damit genauso viel wie 2022. Die Principals oder Deal Captains kamen auf Boni in Höhe von durchschnittlich 176.000 Euro, im Vorjahr waren es knapp 160.000. Und Associates konnten sich 2023 im Schnitt über 59.000 Euro an Bonuszahlungen freuen, 2022 betrugen diese durchschnittlich 54.000 Euro. Frauen in Führungspositionen verdienen weniger Die Krux: Frauen in Führungspositionen im Private-Equity-Geschäft verdienen immer noch erheblich weniger als ihre männlichen Kollegen. Während männliche Managing Partner 2023 auf eine Vergütung von durchschnittlich 631.000 Euro kamen, schafften es ihre weiblichen Pendants nur auf 377.000 Euro. Die Zahlen beziehen sich dabei auf die gesamten Umfrageergebnisse, nicht nur auf Kontinentaleuropa. Anders ist es auf den niedrigeren Hierarchieebenen: Auf Principal- (rund 380.000 Euro) und Associate-Level (rund 190.000 Euro) sind die Gehälter von Männern und Frauen ungefähr gleich hoch – sogar mit einer Tendenz zu leicht höheren Gehältern bei den Private-Equity-Frauen. Für die immer noch herrschende Vergütungsungleichheit führt Heidrick & Struggles zwei Hauptgründe an. Zunächst gebe es mehr Frauen, die in Seniorpositionen in Teilzeit arbeiten, als Frauen in Juniorpositionen. Des weiteren hätten weniger Frauen Private-Equity-Häuser gegründet, weshalb es wenig Gründungspartnerinnen gebe. Und diese streichen wiederum in der Regel höhere Gehälter ein als rekrutierte Mitarbeiter. Mehr zum Thema Die Gehälter der Private-Equity-Manager von DBAG, Mutares & Co. Wer im Private-Equity-Geschäft wie viel verdient, ist meist intransparent. Nicht so bei den börsennotierten Fonds wie DBAG oder Mutares. FINANCE hat sich die Vergütungen der Top-Manager näher angeschaut. Mehr lesen Private Credit bezahlt teils besser als Private Equity Die Compensation Survey von Heidrick & Struggles hat noch zwei weitere interessante Ergebnisse hervorgebracht. Die Gehälter in der Private-Capital-Welt variieren zum Teil stark je nach Investment-Strategie und Fondsgröße. Die höchsten Gehälter zahlt dabei nicht Private Equity, sondern Private-Credit-Anbieter: Hier angestellte Managing Partner oder Partner kamen auf Grundgehälter von fast 390.000 Euro und Boni in Höhe von mehr als 700.000 Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie Private Equity derzeit bezahlt. Dafür erhalten Managing Partner und Partner bei Private-Equity-Häusern mit einem Durchschnitt von 14 Millionen Euro über alle Fonds aber hinweg den höchsten Carry. Für Principals lohnt sich jedoch ein besonderer Blick zu Private Credit. Denn obwohl die Gehälter auf dem Hierarchielevel ähnlich hoch sind wie bei Private Equity, so gibt es beim Carry doch gravierende Unterschiede. Als Principal bei einem Private-Credit-Anbieter kann man im Schnitt auf einen Carry über alle Fonds hinweg von über 14 Millionen Euro hoffen. Bei Private Equity sind es lediglich 8 Millionen Euro. Associates sind hingegen bei Private Equity gut aufgehoben, denn sie kommen dort im Schnitt auf einen Carry von etwas mehr als 1 Million Euro über alle Fonds hinweg, während sie im Private-Credit-Bereich in der Regel nicht Carry-berechtigt sind. Größerer Fonds bedeutet nicht gleich höheres Gehalt Mit Blick auf die Fondsgröße gilt außerdem nicht: Je größer, desto mehr Gehalt. Zwar zahlen die Fonds, die zweistellige Milliardenbeträge verwalten, in der Tendenz höhere Gehälter, Boni und auch Carries – und das über alle Hierarchiestufen hinweg. Jedoch zeichnet sich ein „Sweet Spot“ im Segment zwischen 750 Millionen und 2 Milliarden Euro Fondsvolumen ab: Hier verdienen sowohl Principals als auch Associates verhältnismäßig gut. Für Managing Partner hingegen sind auch deutlich kleinere Fonds interessant: Die Geschäftsführer verdienen bei Small-Cap-Fonds (teils deutlich unter 1 Milliarde Euro Volumen) nicht selten mehr als bei Milliardenfonds. Neben den Gehaltstrends haben die Headhunter von Heidrick & Struggles auch den Recruiting-Markt beleuchtet. Hier stellen die Personalberater fest, dass zuletzt wieder mehr Seniors für den Mittelbau gesucht werden – und weniger hochrangige Private-Equity-Manager. „Die Fonds suchen nach ‚Team Leaders‘, die eine gute Kultur und hohe Standards im Unternehmen durchsetzen sowie Deal Teams effektiv koordinieren können“, heißt es im Report. Die Anforderungen an die künftigen Führungskräfte sind dabei hoch: Es reicht laut Heidrick & Struggles nun nicht mehr, nur ein guter Investor oder Fundraiser zu sein. Gesucht seien vielmehr Investment Manager mit Integrität und einem starken Sinn für die Themen Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion. Mehr zum Thema Neue Machtverhältnisse beim Private-Equity-Recruiting Nach Monaten des Booms spüren Headhunter erstmals Zurückhaltung beim Recruiting der Private-Equity-Fonds. Diese Kandidaten müssen sich auf rauere Bewerbungsgespräche einstellen. Mehr lesen Bye-bye, Carry? Und es steigen nicht nur die Anforderungen an die nächste Private-Equity-Generation. Zudem könnte es sein, dass sie sich bald mit Rückgängen beim Gehalt auseinandersetzen muss. Denn das herausfordernde Jahr hat dafür gesorgt, dass deutlich weniger Exits geglückt sind, was wiederum zur Folge hatte, dass die Rückflüsse an die Private-Equity-Geldgeber ausgeblieben sind und Fundraisings erheblich erschwert hat. Und das hat laut Heidrick & Struggles auch schon Auswirkungen auf eine attraktive Gehaltskomponente des Private-Equity-Geschäfts, nämlich den Carry: Die Carry-Bewertungen, die die voraussichtliche Carry-Auszahlung angeben, seien erstmals seit mehr als einer halben Dekade gesunken – und könnten in der Zukunft weiter fallen.

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