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Russland friert Vermögen von Deutscher Bank und Commerzbank ein

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Ein russisches Unternehmen lässt Vermögen von Deutscher Bank, Commerzbank und Unicredit einfrieren. Fotos: OceanProd, AlexGo, kalpis – stock.adobe.com Montage: FINANCE
Ein russisches Unternehmen lässt Vermögen von Deutscher Bank, Commerzbank und Unicredit einfrieren. Fotos: OceanProd, AlexGo, kalpis – stock.adobe.com Montage: FINANCE

Ein russisches Schiedsgericht in Sankt Petersburg hat in der vergangenen Woche erneut Vermögen von europäischen Banken eingefroren. Dieses Mal sind die Deutsche Bank sowie die Commerzbank von den russischen Pfändungen betroffen, wie die russische Nachrichtenagentur Tass mitteilte.

Aus den Unterlagen des Gerichts geht hervor, dass bei der Deutschen Bank bis zu 238 Millionen Euro an Wertpapieren, Immobilien und Guthaben des Kreditinstituts und seiner russischen Tochtergesellschaft betroffen sind.

Bei der Commerzbank ordnete das Gericht die Beschlagnahmung von Vermögenswerten im Volumen von 93,7 Millionen Euro sowie Wertpapiere und das Gebäude der Bank im Zentrum Moskaus an.

Gazprom-Tochter klagte gegen deutsche Banken

Wie die Nachrichtenagentur Tass mitteilte, erfolgten die Maßnahmen auf eine Klage von RusChemAllianz, einer Tochtergesellschaft von Gazprom, zum Betrieb eines LNG-Terminals an der Ostsee. Die geplante Gasverarbeitungsanlage, an deren Finanzierung mehrere Banken beteiligt sein sollten, wurde wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland jedoch aufgegeben.

Zuvor hatte das russische Unternehmen bereits die italienische Unicredit unter Beschuss genommen, die ebenfalls für den Bau des Terminals gebürgt hatte, so die Nachrichtenagentur DPA-AFX. 463 Millionen Euro sollen von der italienischen Bank in Russland eingefroren werden. Die Unicredit ist laut DPA nach der Raiffeisenbank die größte noch aktive Auslandsbank in Russland und gehört nach ihrem Bilanzvermögen zu den größten 20 Banken im Land.

Die Deutsche Bank sieht sich abgesichert

Die Deutsche Bank hat für diesen Fall bereits Rückstellungen in Höhe von rund 260 Millionen Euro gebildet. Wie die Bank auf Nachfrage von FINANCE mitteilt, sind diese durch eine Entschädigungsvereinbarung mit einem Kunden vollständig abgesichert.

Weiter heißt es bei der Deutschen Bank, es bleibe abzuwarten, wie diese Entscheidung von den russischen Gerichten umgesetzt werde und welche Folgen dies für den operativen Betrieb des Instituts in Russland habe.

Sowohl die Commerzbank als auch die Unicredit haben sich auf FINANCE-Anfrage am heutigen Dienstagvormittag nicht zu den Ereignissen geäußert.

Deutsche Landesbanken wurden auch sanktioniert

Laut Gerichtsbeschluss wurden neben den Großbanken auch die Bayerische Landesbank und die Landesbank Baden-Württemberg verklagt. Auf Anfrage von FINANCE gab ein Sprecher der Bayern LB bekannt, dass sich die Bank zu dem Komplex nicht äußern wird.

Aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängten die westlichen Länder Sanktionen gegen Russland, worunter auch der Stopp des LNG-Terminals gefallen war. Das Industrieunternehmen Linde, das den Bau des Terminals in Auftrag gegeben hatte, musste das Projekt in diesem Zuge stoppen. Die Banken, die als Bürgen für das Geschäft aufgetreten waren, zogen wegen der Sanktionen ebenfalls ihre Garantien zurück.

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den JUVE Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.