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Tax- und Audit-News: PwC, KPMG, Deloitte

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Die wichtigsten Meldungen aus Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung. Fotos: Rafael Henrique - stock.adpobe.com
Die wichtigsten Meldungen aus Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung. Fotos: Rafael Henrique - stock.adpobe.com

PwC schnappt sich Beiersdorf-Mandat

Marktführer PwC hat sich das einzige Dax-40-Mandat gesichert, das dieses Jahr regulär ausgeschrieben wurde. Das Big-Four-Haus setzte sich im Pitch unter anderem gegen den Mitbewerber KPMG durch, der vom Prüfungsausschuss des in Hamburg ansässigen Konsumgüterkonzerns Beiersdorf ebenfalls in die engere Auswahl genommen worden war. PwC prüft damit nun 14 Unternehmen, die in Deutschlands höchstem Börsenindex gelistet sind.

Zuletzt prüfte EY den Konzern, doch aufgrund der Rotationspflicht musste Beiersdorf einen neuen Wirtschaftsprüfer mandatieren. EY kassierte zuletzt für die Abschlussprüfung und Nichtprüfungsleistungen etwas mehr als 6 Millionen Euro.

Ein weiteren Mandatsgewinn kann PwC beim Industriekonzern Gea verzeichnen. Das Big-Four-Haus wird ab dem Geschäftsjahr 2024 die Jahresabschlüsse des im MDax notierten Konzerns prüfen. Der Prüfungsausschuss gab dem Marktführer den Vorzug vor Deloitte, die bis zuletzt im Rennen um das Mandat waren. Der aktuelle Prüfer KPMG Deutschland durfte sich aufgrund der Rotationspflicht nicht um das Mandat bewerben.

Etwas überraschend ist dagegen, dass die Varengold Bank sich ein Jahr früher als notwendig auf die Suche nach einem neuen Abschlussprüfer begibt. Eigentlich hätte PwC auch 2024 noch den Jahresabschluss der skandalumwitterten Hamburger Privatbank prüfen dürfen. Besonders brisant: PwC hat noch kein Testat für 2022 ausgestellt. Was es mit der Entscheidung auf sich hat und wieso Varengold den Ausschreibungsprozess ein Jahr früher beginnt, lesen Sie hier

KPMG gewinnt Ausschreibungen bei Freenet und Gerresheimer

Das Big-Four-Haus KPMG hat den Pitch bei Freenet gewonnen und konnte sich dabei unter anderem gegen Deloitte durchsetzen. Das Telekommunikationsunternehmen wurde bislang von PwC geprüft, die aufgrund der Rotationspflicht aber nicht mehr zum Zuge kamen und zuletzt für die Abschlussprüfung und weitere Dienstleistungen rund 1,4 Millionen Euro Honorar kassierte. Kurios: Freenets erste Ausschreibung, die vom 8. Dezember 2022 bis zum 6. Januar 2023 lief, musste bis zum 8. Februar 2023 verlängert werden. Man habe die Frist freiwillig verlängert, um mehreren Wirtschaftsprüfern die Gelegenheit zu geben, sich an der Ausschreibung zu beteiligen, teilte Freenet damals auf FINANCE-Nachfrage mit.

Darüber hinaus hat KPMG auch die Ausschreibung um die Jahresabschluss- und Konzernabschlussprüfung beim Verpackungshersteller Gerresheimer gewonnen und sich dabei unter anderem gegen PwC durchgesetzt. Der Wechsel war notwendig geworden, weil der bisherige Prüfer Deloitte aufgrund der Rotationspflicht das Unternehmen nicht mehr weiter prüfen durfte. Das Honorar betrug im Geschäftsjahr 2023 rund 832.ooo Euro.

BDO könnte Prüfmandat bei der Siemens Bank verlieren

BDO könnte dagegen ein Mandat verlieren. Die Siemens Bank hat das Mandat zur Prüfung des Einzelabschlusses und des Lageberichts für das zum 30. September 2025 endende Geschäftsjahr ausgeschrieben. Ungewöhnlich an der Ausschreibung: Der Next-SixWirtschaftsprüfer hat das Mandat erst seit 2019 inne, eine Neuausschreibung aufgrund der Rotationspflicht wäre erst für das Jahr 2029 notwendig. Warum die Siemens Bank sich für die frühere Neuausschreibung entschied, wollte der Finanzdienstleister nicht mitteilen.

Dafür konnte sich BDO in der Ausschreibung um das Prüfmandat beim SDax-Unternehmen Deutz unter anderem gegen KPMG durchsetzen. Der Prüfungsausschuss wird BDO auf der nächsten Hauptversammlung als Abschlussprüfer vorschlagen. Im vergangenen Geschäftsjahr zahlte der Motorenhersteller mehr als 1,6 Millionen Honorar an den bisherigen Prüfer PwC Deutschland.

Deloitte gewinnt ING-Mandat

Lukrativ für Deloitte dürfte der Mandatsgewinn der ING werden. Zwar steht der Prüferwechsel für das niederländische Bankhaus erst 2026 an, doch die Entscheidung, wer künftig die Bilanzen der Bank prüfen darf, ist schon jetzt gefallen. Deloitte wird den Auftrag von KPMG übernehmen, die das Mandat nach zehn Jahren turnusgemäß abgegeben müssen. Zuletzt zahlte die ING rund 27 Millionen Euro Honorar für die Abschlussprüfung. Die Details des Prüferwechsels lesen Sie hier

Das bringt Künstliche Intelligenz im Steuerbereich

Die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) werden immer vielfältiger. Auch im Steuerbereich gibt es mittlerweile eine Vielzahl neuer Anwendungsszenarien, wie die jüngste und mittlerweile dritte Studie „Künstliche Intelligenz im Steuerbereich“ der Steuerberatung WTS und des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) zeigt.

Im Rahmen der Studie wurden neue KI-Verfahren identifiziert, die bereits etabliert sind oder sich perspektivisch als äußerst vielversprechend für die Unterstützung von Aufgaben in Steuerfunktionen erweisen werden. Dabei wird deutlich, dass aus dem Einsatz von Assistenzsystemen im Steuerbereich erhebliche Produktivitätssteigerungen und Qualitätsverbesserungen resultieren können.

Als zentrale Technologiebereiche wurden große Sprachmodelle (LLM), intelligente robotergestützte Prozessautomatisierung (iRPA) und erklärbare KI (XAI) untersucht. Darüber hinaus wurden allgemeinere Themen wie maschinelles Lernen (ML), Klassifikationsalgorithmen, Anomalieerkennung sowie die Verwendung von synthetischen Daten näher betrachtet.

WTS beruft KI-Officer

Die Entwicklung von Sprachmodellen hat bereits erhebliche Fortschritte gemacht, sodass sie bereits heute in der Praxis eingesetzt werden können. Dennoch macht die Studie deutlich, dass viele Steuerabteilungen nach wie vor zurückhaltend bei der Nutzung von KI-Technologien sind, obwohl es laut den Studienautoren schon jetzt viele Anwendungsszenarien in verschiedenen Steuerdisziplinen gibt.

So habe WTS mit einem großen multinationalen Handelskonzern ein Projekt zur automatisierten Generierung von Verrechnungspreisdokumentationen durchgeführt, bei dem die KI-Anwendung relevante Daten aus Dokumenten extrahiert und in die geforderte Reporting-Struktur integriert. Um der zunehmenden Bedeutung von KI Rechnung zu tragen, hat WTS zudem Michael Braun zum Chief AI Officer (CAIO) befördert. In dieser Position trägt er die Verantwortung für die Entwicklung der konzernweiten KI-Strategie sowie für deren Umsetzung in innovative Produkte und Dienstleistungen.

EY akzeptiert Strafe und firmiert sich um

Klarheit herrscht jetzt dagegen bei EY Deutschland. Seit fast einem Jahr sind die Sanktionen bekannt, welche die Abschlussprüfungsaufsicht APAS gegen den Wirtschaftsprüfer wegen seiner Verstrickungen im Wirecard-Skandal verhängt hat. Ende Dezember erhielt EY Deutschland den amtlichen Bescheid, der rund 2.000 Seiten umfassen soll. Um genügend Zeit für die Durchsicht des Bescheids zu erhalten, legte EY im Januar Einspruch ein. Nun teilt EY Deutschland mit, den APAS-Bescheid zu akzeptieren und keine weiteren Rechtsmittel dagegen einzulegen.

Fast zeitgleich wurde bekannt, dass EY Deutschland die Rechtsform geändert hat. Die ehemalige Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat sich zu einer Kommanditgesellschaft (KG) umfirmiert. Kritiker behaupten, dass es einen Zusammenhang zu Schadensersatzansprüchen aus dem Wirecard-Skandal geben könnte. Weitere Gründe für die Umfirmierung gibt es zudem nach Ansicht des Gesellschaftrechtlers Rüdiger Brock von BRL.

Wirtschaftsprüfer sollen Nachhaltigkeitsberichte prüfen

Jetzt herrscht Gewissheit: Wirtschaftsprüfer sollen die Nachhaltigkeitsberichte kapitalmarktorientierter Unternehmen prüfen. Das sieht ein im März veröffentlichter Referentenentwurf zur Umsetzung der CSRD des Bundesjustizministeriums vor.

Die Aufgabe kann vom Abschlussprüfer übernommen werden, Unternehmen können aber auch einen weiteren Wirtschaftsprüfer damit beauftragen. Bei Unternehmen, die 2024 erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht nach den neuen Vorgaben erstellen müssen und schon einen Abschlussprüfer für die Finanzberichterstattung bestellt haben, soll dieser den Nachhaltigkeitsbericht prüfen. Das Prüfungsurteil zur Nachhaltigkeitsberichterstattung soll zudem in einem separaten Prüfungsvermerk erteilt werden.

Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) begrüßt den Referentenentwurf, kritisiert jedoch die fehlende Integration der Nachhaltigkeitsinhalte in das WP-Examen und die eigenständige Registrierung von Prüfern für Nachhaltigkeitsberichte. Zudem werden Änderungen zu weiteren Umsetzungsregeln im Gesetzesentwurf angeregt.

Next-Six-Personalien

BDO hat eine Reihe neuer Partner ernannt. Sonja Bauer verstärkt in München den Bereich Audit & Assurance. Matthias Oßmann schließt sich dem Financial Services Team im Frankfurter Office an. Mit Aykut Tur gewinnt BDO in Freiburg einen Steuerberater hinzu. Martin Behrendt, der im September von EY zu BDO in Berlin gewechselt war, wurde zum Partner befördert.

Sonja Bauer ist Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin und verfügt über langjährige Erfahrung in der Prüfung von Jahres- und Konzernabschlüssen nach HGB, IFRS und US-GAAP im In- und Ausland mit Schwerpunkt auf globale kapitalmarktorientierte Unternehmen im Dax- und MDax-Segment. Sie kommt von EY.

In Frankfurt schließt sich Matthias Oßmann dem Financial Services Team von BDO an. Mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung wird er den Financial-Services-Bereich durch seine Expertise in Risk & Regulatory weiter vorantreiben und strategisch ausbauen. Sein Fokus liegt dabei auf der Umsetzung regulatorischer Neuerungen sowie der Begleitung von EZB- und Bafin-Prüfungen.

Aykut Tur wird als Tax Partner die Leitung der Steuerabteilung im Office in Freiburg übernehmen und soll den weiteren Ausbau des Leistungsspektrums vorantreiben. Tur kommt von EY, wo er 2013 begonnen hatte. Bereits zum 1. März wurde Martin Behrendt zum Partner ernannt, nachdem er im September von EY zu BDO in den Bereich Audit & Assurance gewechselt war. Bei BDO betreut er Kundinnen und Kunden aus den Bereichen Pharmaceutical und Manufacturing.

Grant Thornton hat mit Stephanie Tigges eine neue Partnerin in der Steuerberatung gewonnen. Sie stärkt seit Anfang April die stark wachsende Service Line „Global Mobility Consulting“ am Standort Düsseldorf und wird sich dabei auf die steuerliche Beratung von Mandanten in Fragen der internationalen Lohn- und Einkommenssteuer fokussieren. Sie kommt von der Steuerberatungsgesellschaft Vialto Partners, die aus PwC hervorgegangen war.

Weitere WP-Personalien

DHPG hat den Gesellschafterkreis um sieben neue Senior Partner erweitert und fünf neue Partner ernannt. Damit ist die Führungsriege von DHPG nun auf 66 Senior Partner und 32 Partner angewachsen.

Die neuen Senior Partner sind: Quentin Adrian, Thomas Bernhardt, Steffen Dettmer, Michael Huth, Oliver Lohmar, Sven Mandt und Lutz Florian Weber. Zu den neuen Partnerinnen und Partnern gehören: Corinna Kaufhold, Judith Krämer, Michael Breuer, Tim Löhrer und Johannes Spitz.

Der langjährige Senior Partner Norbert Neu ist Ende 2023 aus dem Gesellschafterkreis von DHPG ausgeschieden. Neu war viele Jahre Sprecher der DHPG-Gesamtleitung und acht Jahre lang Chairman von Nexia International, einem Netzwerk unabhängiger Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen, dem DHPG bis Juni 2023 angehörte.

Info

Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.