Eurotelesites-CFO Lars Mosdorf: Börsenbilanz nach einem Jahr

Lars Mosdorf ist CFO eines Unternehmens, das einen bemerkenswerten Weg eingeschlagen hat. Firmengründung und Börsengang hat Eurotelesites (ETS) quasi in einem Schritt vollzogen. Das österreichische Unternehmen betreibt rund 13.500 strategisch gelegene Funkstandorte. 2023 wurde diese sogenannte passive Infrastruktur von der Telekom Austria abgespalten. Mosdorf, zuvor Finanzvorstand beim Flughafen Düsseldorf, brachte sie mit CEO Ivo Ivanovski dann im Herbst 2023 an die Wiener Börse. Die Telekom-Austria-Aktionäre erhielten pro vier Telekom-Aktien einen ETS-Anteil. Beteiligt ist der Telekommunikationsdienstleister nun nicht mehr. „Die Logik aus Sicht der Telekom Austria war es, eigene Schulden abzubauen und Gelder für künftige Investitionen freizusetzen, wie etwa in 5G oder Glasfaser“, sagt CFO Mosdorf rückblickend. Er will die Funktürme von Eurotelesites verstärkt auch an andere Mobilfunkunternehmen vermieten, um damit weiter zu wachsen. „Unser Unternehmen betreibt Mobilfunkmasten, die als passive Infrastruktur dienen“, sagt Mosdorf. „Diese Infrastruktur umfasst Stahlkonstruktionen und Zäune, während die aktiven Komponenten wie sendende Antennen getrennt verwaltet werden.“ Info Der CFO Lars Mosdorf ist krisenerprobt. Mit dem Flughafen Düsseldorf stand der 44-Jährige die Corona-Pandemie durch. Laut Medienberichten war er 2022 für die CEO-Rolle vorgesehen, die Verhandlungen scheiterten aber an unterschiedlichen Vorstellungen über die Zukunft des Flughafens. Zuvor war Mosdorf lange für Fraport tätig gewesen. Er wird auch auf der diesjährigen Structured FINANCE zum Thema „Bankbeziehungen auf dem Prüfstand – das sollten CFOs und Treasurer beachten“ mitdiskutieren. Dem Trend, aktive von passiver Infrastruktur zu trennen, ist etwa Vodafone mit der Abspaltung von Vantage Towers gefolgt. Er wurde in den USA mit American Towers etabliert, das Richtfunkmasten des Telekommunikationsriesen AT&T übernommen hat. In Europa ist Cellnex einer der größten Anbieter mit 107.000 Türmen. Selbst die Deutsche Telekom hat 2022 51 Prozent der Deutschen Funkturm an Brookfield Asset Management (Kanada) und Digital Bridge (USA) veräußert. Aktienkurs von Eurotelesites liegt unter Ausgabepreis Der Aktienkurs von Eurotelesites lag beim Börsengang am 22. September 2023 zunächst über dem Ausgabepreis, fiel jedoch später darunter – „im Zuge eines allgemeinen Branchenrückgangs“, wie Mosdorf kommentiert. Außerdem führt er als Grund an, dass ETS aus dem wichtigsten Index ATX geflogen sei, weshalb sich Investoren von den Papieren trennten. Inzwischen ist der Kurs der Aktie auf 4,85 Euro wieder angestiegen. Das Unternehmen verfügt über Investmentgrade-Ratings von Moody’s und Fitch. Eurotelesites kann mit einer Ebitda-Marge von satten 85 Prozent brillieren und hat eine stabile Aktionärsstruktur. Dabei halten die staatliche österreichische Beteiligungsgesellschaft ÖBAG (28,4 Prozent) und América Móvil (56,9 Prozent) des legendären mexikanischen Unternehmers Carlos Slim bedeutende Anteile. Der Rest liegt bei institutionellen Investoren und Privatanlegern. FINANCE Köpfe Lars Mosdorf EuroTeleSites AG Mehr lesen Mit einem Leverage von 7,3x Ebitda after Leases ist Eurotelesites derzeit jedoch hoch verschuldet. „Wir schütten derzeit keine Dividenden aus, sondern nutzen den freien Cashflow, um Schulden zu reduzieren“, sagt Mosdorf. Deshalb seien kurzfristig auch keine größeren M&A-Deals geplant. „Das erwartete Wachstum basiert auf dem steigenden Datenvolumen der Telekom, das sich alle zwei bis drei Jahre verdoppeln soll“, meint der CFO und setzt dabei auf die Megatrends: innovative Anwendungen wie Streaming, Smart Cities, autonomes Fahren und virtuelle Arztbesuche würden in wesentlichem Maße über die Mobilfunkmasten abgewickelt. Das Unternehmen bietet Sharing-Modelle für seine Türme an, die derzeit noch von wenigen Adressen genutzt werden. Hauptgeschäftspartner ist die Telekom Austria beziehungsweise deren Mobilfunkzweig A1, die derzeit für fast 95 Prozent der Umsätze sorgt. „In den kommenden fünf bis sechs Jahren wird ein kontinuierliches Wachstum (CAGR) erwartet, auch durch Angebote an andere Telekommunikationsanbieter, die von Marktbedingungen profitieren sollen“, glaubt Mosdorf. Vom Bodensee zum Schwarzen Meer Das Geschäftsgebiet des Funkmastspezialisten erstreckt sich geografisch von der Region um den Bodensee bis zum Schwarzen Meer. Die Mobilfunkmasten stehen überwiegend in Österreich. 6.100 sind es dort und damit rund 60 Prozent der Umsätze. In Bulgarien betreibt ETS rund 2.700. In Slowenien, Kroatien, Serbien und Nordmazedonien zusammen weitere 4.400. Masten in Belarus, ebenfalls ein A1-Telekom-Austria-Standort, konnten aus rechtlichen Gründen nicht übernommen werden. „Das Datenvolumen wird in den kommenden Jahren exponentiell wachsen.“ Lars Mosdorf, CFO von Eurotelesites Die passive Infrastruktur ist robust gebaut, um beispielsweise in schneereichen Skigebieten in Österreich bestehen zu können. Zukunftsweisende Investitionen umfassen die Vorbereitung auf 5G und 6G sowie den Ausbau der sogenannten Small Cells. „Trotz disruptiver Technologien wie Elon Musks Starlink bleibt das Geschäftsmodell stark, da das Datenvolumen in den kommenden Jahren weiter exponentiell wachsen wird“, ist sich CFO Mosdorf sicher. CFO Mosdorf setzt auf Digitalisierung und Innovation Derzeit beschäftigt ETS rund 170 Mitarbeiter. Der Finanzbereich, den ein Shared Service Center unterstützt, deckt sämtliche relevante Funktionen ab, darunter Finanzen, IR, Controlling, Konsolidierung, Rechnungswesen, Einkauf, Digitalisierung, Steuern und Versicherungen. „Kooperationen mit führenden Anbietern wie Sitetracker sowie Partnerschaften mit universitätsnahen Forschungsinstituten für Künstliche Intelligenz unterstreichen den Innovationsanspruch unseres Unternehmens“, sagt Mosdorf. Zu den wirtschaftlichen Herausforderungen zählt er derzeit primär die Inflation. Negative Auswirkungen durch Kriege wie in der Ukraine sieht Mosdorf derzeit nicht. Die Zusammenarbeit mit der ehemaligen Eigentümerin Telekom Austria ist langfristig angelegt. „Das Master Lease Agreement mit der Telekom Austria deckt Aspekte wie Netzplanung, Mietverträge, Bau und Genehmigungen ab“, sagt Mosdorf. Ein „All or Nothing“-Vertrag nach sieben Jahren bedeute, dass die Telekom alle oder keine Dienste bezieht. Die Wahrscheinlichkeit sei aber groß, dass die Telekom an Bord bleibe, betont Finanzvorstand Mosdorf.

50Hertz findet Nachfolgerin für langjährigen CFO Marco Nix

US-Zölle, Digitalisierung & Co.: Neue Herausforderungen für Risikomanager

M&A-Deals: Jack Wolfskin, Salzgitter, Hanf.com

3i stellt Deutschland-Führung neu auf

Eurotelesites-CFO Lars Mosdorf: Börsenbilanz nach einem Jahr

Aktuelle Artikel

3i stellt Deutschland-Führung neu auf

IMAP baut Debt Advisory mit Team von Grant Thornton aus

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

CFO Lars Mosdorf verlässt den Flughafen Düsseldorf

Harte Landung für Airport-CFO Lars Mosdorf

„Wir hatten eine Cash-Burn-Rate von 30 Millionen Euro“

Aktuelle FINANCE Multiples

Software-Firmen: Mit starken Fundamentaldaten und richtiger Spezialisierung auftrumpfen

Beratende Dienstleistungen ist ein Feld für Strategen

Infrastruktur lockt Private Equity

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

Research

Multiples

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt