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Thomas Kusterer ist CFO des Jahres 2023

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Thomas Kusterer (links) ist CFO des Jahres 2023. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/A. Varnhorn & B. Hartung
Thomas Kusterer (links) ist CFO des Jahres 2023. Foto: F.A.Z. Business Media GmbH/A. Varnhorn & B. Hartung

Atomausstieg, Klimakrise und Ukraine-Krieg: Wenige Unternehmen waren in den vergangenen Jahren mehr von Transformationen und Krisen betroffen als die EnBW. Nichtsdestotrotz schreibt der Energieversorger aus Baden-Württemberg von Jahr zu Jahr höhere Gewinne. Der Weg dorthin war alles andere als einfach. Eine wichtige Figur dahinter ist Finanzchef Thomas Kusterer. Für seine Leistungen bei dem Energiekonzern hat FINANCE am gestrigen Mittwochabend auf der 19. Structured FINANCE in Stuttgart beim Galaabend den Award „CFO des Jahres 2023“ verliehen.

Der 55-Jährige blickt auf eine lange Karriere bei EnBW zurück: Er stieg 2004 als Leiter Rechnungswesen und Steuern bei den Karlsruhern ein und war anschließend Generalbevollmächtigter Finanzen. 2009 wechselte er als CFO zum Londoner Energieversorger EDF Energy, bevor Kusterer 2011 als Finanzvorstand zu EnBW zurückkehrte.

Kusterer begleitete EnBW-Restrukturierung

Dabei startete seine CFO-Karriere bei EnBW alles andere als einfach. Drei Wochen vor seinem Amtsantritt im April 2011 geschah das Reaktorunglück in Fukushima. Der anschließende Beschluss der Bundesregierung aus dem Atomgeschäft auszusteigen, traf das ehemals auf Kohle- und Atomenergie spezialisierte Unternehmen hart. Zu dem Zeitpunkt drohten mit der wichtigsten Ertragssparte des Unternehmens ein Vierfünftel des operativen Gewinns in Zukunft wegzubrechen.

Kusterer zog als gerade angetretener CFO eine Konsequenz daraus und begleitete den Konzern bei der Restrukturierung hin zu einem Anbieter erneuerbarer Energien und einen auf Energiewende fokussierten Versorger. Seitdem investierte die EnBW über 17 Milliarden Euro in die Transformation.

Und das mit Erfolg: Heute gelten die Baden-Württemberger als Vorreiter in der Energiewende und waren 2017 unter anderem das erste deutsche Unternehmen, dass mit einem Gebot den Zuschlag für einen Offshore-Windpark erhielt. Zudem hat EnBW nun ein A-Rating und kann seine Gewinne jährlich steigern.

EnBW will bis 2035 klimaneutral sein

Zu seinen weiteren Errungenschaften im Unternehmen zählen außerdem mehrere grüne Finanzierungen seit 2018. Im Jahr 2020 koppelte Kusterer zudem erstmals die Finanzierungskosten einer syndizierten Kreditlinie an die Nachhaltigkeitszeile von EnBW. Rund 40 Prozent des Finanzierungsvolumen stammen aktuell aus grünen Anleihen.

Seine nachhaltige Finanzierungsstrategie spiegelt sich auch in der Berichtserstattung von EnBW wider – auch im Hinblick mit den Klimazielen. Spätestens 2035 will der einstige Kohle- und Atomkonzern klimaneutral sein. Und auch der Kohleausstieg soll bis 2028 geschafft sein. Kusterer positioniert sich zudem öffentlich klar gegen Greenwashing – wenn Unternehmen versuchen, sich ein umweltfreundlicheres Image zu geben, als fundamental berechtigt ist.

Kusterer führt EnBW durch Krisenjahr 2022

Im vergangenen Jahr traf das Unternehmen eine weitere Krise besonders. Durch den Ukraine-Krieg geriet die Finanzabteilung um CFO Kusterer unter Druck. Durch die Energiepreissteigerung und volatile Rohstoffmärkte musste sich der Finanzchef Margin Calls in Milliardenhöhe stellen.

Mithilfe einer intensiven Kapitalmarktkommunikation, eines Hedging-Konzepts sowie eine sukzessive Diversifikation der Finanzierungsquellen gelang es Kusterer den Energiekonzern zu stabilisieren. Dabei platzierte der Finanzchef den ersten Schuldschein der EnBW in Höhe von 500 Millionen Euro sowie eine US-Privatplatzierung in Höhe von insgesamt 850 Millionen US-Dollar. Darüber hinaus hatte Kusterer Green Bonds mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro begeben.

Der Finanzchef war zudem maßgeblich an der Stabilisierung der EnBW-Gasversorger-Tochter VNG beteiligt und unterstützte das Leipziger Unternehmen unter anderem mit einer Eigenkapitalerhöhung.

„Die lange Historie im Sustainable Finance und Kusterers Krisenmanagement im Ausnahmejahr 2022 haben uns beeindruckt“, begründet FINANCE-Chefredakteur Markus Dentz die Auszeichnung. „Deshalb war jetzt ein idealer Zeitpunkt, den Preis an Thomas Kusterer zu verleihen.

EnBW-CFO in internationalen Gremien aktiv

Neben seinen Tätigkeiten als Finanzchef ist der 55-Jährige auch unternehmensübergreifend für das Thema Nachhaltigkeit aktiv. Er engagiert sich in Ausschüssen auf internationaler und europäischer Ebene, die das Ziel haben, Standards für die Bewertung, die Gestaltung und die Begebung von ESG-konformen Finanzierungen zu erarbeiten.

„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Sie ist eine großartige Anerkennung für die erfolgreiche Arbeit unserer Finanzorganisation, die die Transformation der EnBW der letzten Jahre erfolgreich unterstützt und mit vorangetrieben hat. Aber auch über den Finanzbereich hinaus gilt: Dass die EnBW heute steht, wo sie steht, ist eine enorme Teamleistung“, kommentierte der Finanzvorstand seine Auszeichnung zum CFO des Jahres.

Kusterer ist der 19. Preisträger des Awards. Er ist bereits der zweite Finanzmanager in Folge, der besonders für sein Engagement in der Green-Finance-Welt gekürt wurde, nachdem im vergangenen Jahr Emese Weissenbacher, Finanzchefin von Mann+Hummel, unter anderem für ihre grünen Finanzierungen gekürt wurde.

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.