50Hertz-CFO Marco Nix: der Ausbaumeister

Marco Nix hat geschäftige Wochen hinter sich. Der CFO des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz hat im März und April zwei Finanzierungen im Gesamtvolumen von über 1 Milliarde Euro festgezurrt. Dabei wurden er und sein Team um Treasury-Chef Robert Weigert durchaus kreativ. Denn bei einer Finanzierung aus dem März handelt es sich um den ersten Green Loan des Konzerns, der mit sieben Banken über die Förderbank KfW arrangiert wurde. Das Volumen beträgt satte 600 Millionen Euro, deutlich mehr als in solchen Konstrukten üblich. Das Darlehen läuft über zehn Jahre. Die einzelnen Banken übernehmen dabei Tranchen von 50 Millionen oder 100 Millionen Euro, mit jedem Geldhaus wurden die Konditionen separat verhandelt. Die Mittel für dieses erste grüne Darlehen stammen aus dem KfW-Programm „Klimaschutzoffensive für Unternehmen“. 50Hertz spielt eine gewichtige Rolle im Wandel hin zu den erneuerbaren Energien. Das Geld aus dem 50-Hertz-Kredit etwa dient der Co-Finanzierung des Offshore-Netzanschlusses für das Windpark-Projekt „Gennaker“ in der Ostsee vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. 103 Windräder sollen dort künftig bis zu 927 Megawatt (MW) Strom produzieren. Damit wäre Gennacker der bislang leistungsstärkste Offshore-Windpark in der deutschen Ostsee. 50Hertz braucht Geld für die Energiewende Im Netzgebiet von 50Hertz stieg 2022 der Anteil der erneuerbaren Energien am Jahresstromverbrauch auf den neuen Höchststand von 65 Prozent. Insgesamt ist im Osten Deutschlands und Hamburg inzwischen eine Erneuerbaren-Leistung von über 40.000 MW installiert. Bis zum Jahr 2032 will 50Hertz übers Jahr gerechnet 100 Prozent erneuerbare Energien sicher in Netz und System integrieren. Doch bis dahin sind zahlreiche weitere Investitionen erforderlich. FINANCE Köpfe Marco Nix 50Hertz Transmission GmbH Mehr lesen Solche Infrastrukturprojekte erfordern Kapital, im Zeitraum von 2023 bis 2027 will 50Hertz satte 8,7 Milliarden Euro investieren. Das ist mehr als doppelt so viel wie im zurückliegenden Fünfjahres-Zeitraum. CFO Nix hat in den vergangenen Wochen finanziell zwei große Schritte getan, weshalb er unser CFO des Monats April ist. Denn neben dem Green Loan hat 50Hertz vor wenigen Tagen noch einmal den Bond-Markt angezapft, um sich frische Mittel zu besorgen. Die Benchmark-Anleihe kommt auf ein Volumen von 650 Millionen Euro. Das Papier hat eine Laufzeit von sieben Jahren und wurde zu einem Zinssatz von 3,722 Prozentpunkten platziert. Die Mittel aus dem Bond sollen in den Ausbau der Stromnetzinfrastruktur zur Energiewende fließen und eine im November 2023 fällige Anleihe refinanzieren. Erst im August 2022 hatte 50Hertz/Eurogrid seinen zweiten Green Bond in Höhe von 750 Millionen Euro für den weiteren, für die Energiewende notwendigen Netzausbau emittiert. Ratingagentur S&P senkt Ausblick Trotz der Erfolge an den Finanzierungsmärkten muss und musste CFO Nix einige Herausforderungen umschiffen. So hatte die Ratingagentur S&P Global im Dezember zwar das BBB+ Rating der 50Hertz-Eigner Eurogrid und Elia bestätigt, aber den Ausblick auf „negativ“ herabgesetzt. Grund für den veränderten Ausblick ist der wegen der zusätzlich beschleunigten Energiewende- und Klimaschutzziele notwendige und daher ambitioniertere Investitionsplan. Info 50Hertz ist neben Tennet, Amprion und Transnet BW einer der vier Höchstspannungsnetzbetreiber in Deutschland. 50Hertz gehört zu 100 Prozent Eurogrid, die wiederum der belgischen Elia-Gruppe (80 Prozent) sowie der KfW (20 Prozent) gehört. Das 50Hertz-Netzgebiet umfasst die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Berlin und Hamburg. Die 1.600 Beschäftigten kümmern sich um ein Höchstspannungsnetz mit einer Länge von mehr als 10.000 Kilometern. Die windreichen Bundesländer im Nordosten eignen sich ebenso wie die Ostsee besonders gut für die Produktion von Strom aus Windkraft. Im Jahr 2022 erzielte 50Hertz einen konsolidierten Nettogewinn in Höhe von 236 Millionen Euro, der maßgeblich durch einmalige Zinseffekte in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe geprägt ist. Die Zinswende und die höheren Finanzierungskosten erschweren die Pläne von 50Hertz. „Wir begeben uns in ein immer schwieriger werdendes Kapitalmarktumfeld“, stellte CFO Nix, der mit Berliner Einschlag spricht, im März fest. Das Ziel von Nix ist, eine ausreichende Ertragskraft zu erzielen, um die Finanzierungsfähigkeit des Konzerns zu erhalten und die Teilfinanzierung der Investitionen zu gewährleisten. Hierfür sind aus seiner Sicht aber regulatorische Anpassungen bei der Eigenkapitalverzinsung „zwingend notwendig“, wie er auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz erklärte. Denn Nix und sein Unternehmen bewegen sich in einem hochpolitischen Umfeld. An einem nachhaltigen Finanzierungsrahmen will der CFO gemeinsam mit Politik und Regulierungsbehörden arbeiten, weil der Regulierungsrahmen „mittlerweile nicht mehr zur allgemeinen Zinsentwicklung passt“, wie Nix moniert. Erschwerend kommt für den CFO aus Finanzierungssicht hinzu, dass er in wenigen Wochen seinen langjährigen Wegbegleiter Robert Weigert verliert. Der Treasury-Chef verlässt das Unternehmen im Juli. An seine Stelle tritt Leonhard Bayer, der von dem Telekommunikationskonzern Tele Columbus zu 50Hertz gewechselt ist und derzeit eingearbeitet wird. CFO Nix kennt Energiemarkt gut Die jetzige Situation dürfte somit auch für den erfahrenen CFO eine neue sein. Nix kennt den Energiemarkt seit mehr als zwanzig Jahren. Direkt nach seinem Studium an der Berliner Humboldt-Universität hatte er seine Karriere im Jahr 2001 im Büro des CFO des Energieversorgers Bewag gestartet. 16 Monate später wechselte Nix zum Energieunternehmen Vattenfall Europe, wo er im Risikomanagement und im Rechnungswesen arbeitete. Seit 2009 ist er für den Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz aktiv, seine erste Station bei den Berlinern hatte er als Leiter des Controllings. 2014 wurde Nix Finanzchef der Elia Grid International, einem gemeinsamen Beratungsunternehmen des belgischen Übertragungsnetzbetreibers Elia und 50Hertz, bevor er schließlich im Juli 2015 die Finanzgeschäfte von 50Hertz übernahm. CFO Marco Nix hat bei 50Hertz somit schon einiges erlebt und in den vergangenen Monaten viel erreicht. Ausruhen kann er sich aber nicht: Es liegen nun arbeitsintensive Monate vor dem Berliner. Die Energiewende und der Ausbau der Übertragungsnetze müssen schließlich finanziert werden.

US-Zölle, Digitalisierung & Co.: Neue Herausforderungen für Risikomanager

M&A-Deals: Jack Wolfskin, Salzgitter, Hanf.com

3i stellt Deutschland-Führung neu auf

IMAP baut Debt Advisory mit Team von Grant Thornton aus

50Hertz-CFO Marco Nix: der Ausbaumeister

Aktuelle Artikel

3i stellt Deutschland-Führung neu auf

IMAP baut Debt Advisory mit Team von Grant Thornton aus

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

CFO vor der Wahl: Marco Nix, 50Hertz

Wie CFOs sich dem Faktor ESG stellen

50Hertz-CFO Marco Nix: „Ein Benchmark-Bond pro Jahr“

Aktuelle FINANCE Multiples

Software-Firmen: Mit starken Fundamentaldaten und richtiger Spezialisierung auftrumpfen

Beratende Dienstleistungen ist ein Feld für Strategen

Infrastruktur lockt Private Equity

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

Research

Multiples

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt