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CFO im Ausland: Was das der Karriere bringt

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CFO für ein deutsches Unternehmen im Ausland zu sein, hat Vorteile, aber auch viele Risiken – die FINANCE-Checkliste.
anyaberkut/iStock/Getty Images Plus

Viele Finanzverantwortliche packen ihre Koffer, um für ein deutsches Unternehmen im Ausland zu arbeiten. Oft mit im Gepäck: Der Plan, nach der Rückkehr auf der Karriereleiter eine Stufe höhersteigen zu können. Headhunter formulieren das sogar noch härter: Ohne Auslandserfahrung wird es heutzutage immer schwieriger, einen CFO-Posten bei einem deutschen Unternehmen zu ergattern.

Mehr als jeder dritte CFO war im Ausland

Doch wie wichtig ist eine Auslandsstation wirklich? FINANCE hat über 300 Lebensläufe von Finanzchefs analysiert, die alle in unserer Rubrik FINANCE-Köpfe zu finden sind. Daraus geht hervor, dass fast 40 Prozent als CFO oder in einer anderen Finanzfunktion im Ausland gearbeitet haben. Davon waren über 20 Prozent sogar an mehr als drei Stationen außerhalb Deutschlands tätig.

Die Statistik zeigt aber auch: So viele den Weg über die Auslandsstation wählen, ein absolutes Muss ist das nicht. Laut Marcus Schneider, Senior Client Partner bei der Personalberatung Korn Ferry, ist Auslandserfahrung aber in jedem Fall ein Pluspunkt – und das unabhängig davon, ob es um verantwortliche Finanzposten in Konzernen oder im Mittelstand geht. 

„Die internationale Erfahrung spielt in jeder Branche eine wichtige Rolle. Industrieunternehmen mit einer Vielzahl internationaler Standorte, bieten dabei häufig gute Chancen“, sagt Schneider. Als Faustregel gilt: Je globaler ein Unternehmen aufgestellt ist, umso zentraler wird die Auslandserfahrung bei Bewerbern für den CFO-Posten der Hauptgesellschaft.

Auslandsstation ja – aber nicht zu früh

Sollte sich ein Finanzexperte für eine internationale Station entscheiden, dann spielt der Zeitpunkt eine entscheidende Rolle für die weitere Karriere, meint Peter Behncke, Personalberater bei Heidrick & Struggles. Er rät dazu, mitten in der Karriere, im Alter von 40 bis 45 Jahren und mit rund 20 Jahren Berufserfahrung ins Ausland zu wechseln. „Der CFO ist in diesem Abschnitt seiner Karriere bereit für das nächste Level.“

Für deutlich jüngere CFOs, die weniger Erfahrung haben, „ist die Auslandsstation schwieriger, sie sind zu Hause in ihrem Beruf noch nicht so sehr gefestigt und können sich womöglich beruflich nicht so durchsetzen wie ältere CFOs“, warnt Behncke. Im Gegensatz zu früher sei die Auslandsstation bei den jüngeren Finanzverantwortlichen deshalb auch gar nicht mehr so beliebt.

Auslandsjob muss anspruchsvoll sein

Aber auch für erfahrene Finanzchefs sind neben dem Zeitpunkt auch Anzahl und Länge der Auslandsstationen wichtig. Heidrick & Struggles-Experte Behncke findet eine Station ausreichend: „Andernfalls steigt die Gefahr, dass der Finanzverantwortliche immer dann weg ist, wenn am Hauptstandort in Deutschland die zentralen Führungsrollen an die nächsten übergeben werden.“ Gleiches gilt für die Dauer des Aufenthalts. Behncke rät, nicht länger als zwei oder drei Jahre wegzubleiben und mindestens halbjährliche Besuche im Headquarter zu pflegen.

Korn-Ferry-Berater Schneider hält hingegen Auslandszeiten von drei bis fünf Jahren für vertretbar. Er rät: „Für einen möglichen Karrieresprung ist es zentral, dass man sich eine für das Unternehmen strategische wichtige Region aussucht. Je wichtiger die Region, desto eher erhöht sich der eigene Marktwert für das eigene Unternehmen, aber auch für Dritte.“ Bei Auslandspositionen, die weniger herausfordernd sind, sei der Zugewinn für den CFO eher persönlicher als fachlicher Natur.

Parkposition nach der Rückkehr

Eine klare Warnung schicken beide Headhunter an karrierehungrige Manager: Selbst wer im Ausland alles richtig macht, sollte nicht direkt nach dem Rückflug die nächste Beförderung erwarten. Im Gegenteil: „Manchmal bleiben die CFOs, die aus dem Ausland zurückgekehrt sind, zunächst auf einer Parkposition, bis etwas geeignetes frei wird. Einige von ihnen müssen auch das Unternehmen wechseln, um befördert zu werden. Eine Auslandsstation sollte ein CFO vor allem als eine langfristige Investition in seine Karriere ansehen“, sagt Schneider.

Damit spielt Schneider auf den Umstand an, dass eine erfolgreiche Auslandsstation Finanzern die Möglichkeit gibt, schnell außerhalb ihres aktuellen Unternehmens eine Position im Top-Management zu finden, wenn ihnen die Wartezeit zu lange wird. Insgesamt schätzt Berater Behncke, dass der Plan, nach der Expat-Station die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen, bei 50 bis 60 Prozent der Nachwuchsmanager aufgeht – eine bemerkenswert hohe Zahl.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.