Was einen erfolgreichen CFO ausmacht

„Ein CFO muss wendig und flexibel in seinem Job sein, darauf kommt es an“, nennt Peter Behncke, Partner der Personalberatung Heidrick & Struggles, eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein CFO heutzutage haben muss. Wenngleich der Überblick über die Unternehmenszahlen stets der Kern der Arbeit als Finanzchef ist, so muss sich ein neuer CFO bewusst sein, dass er auch Berater, Techniker, Stratege, Anführer, Influencer und Mentor ist. Das Feld an Verantwortungen und Verpflichtungen hat sich im Vergleich zu den vergangenen zehn bis 20 Jahren stark ausgedehnt. Strategische Veränderungen im CFO-Bereich Das sind die wesentlichen Erkenntnisse einer Studie der Personalberatung Heidrick & Struggles, die wissen wollte, welche Anforderungen ein frischgebackener CFO heutzutage mitbringen muss und wie der Einstieg in die Spitzenposition leichter fällt. Für die Studie, die FINANCE exklusiv vorliegt, führte die Beratung europaweit 37 Interviews mit CFOs. Die Gespräche mit deutschen Finanzchefs führte Peter Behncke. Im Gespräch mit FINANCE erzählt er, warum CEO und CFO immer mehr zu Sparringspartnern werden, welche Rolle der Flurfunk spielt und warum das Prinzip „one man, one company“ überholt ist. “Das Allerwichtigste ist erst einmal zuzuhören und keinen Dünkel zu haben.” Peter Behncke, Partner bei Heidrick & Struggles Grund für die veränderte Rolle ist das mittlerweile deutlich volatilere und von Krisen geprägte Marktumfeld. „Eine aktive Steuerung ist heute wichtiger denn je. Das erfordert tägliches Krisenmanagement an vielen Fronten“, zitiert die Studie einen nicht namentlich genannten CFO. Die Folge: Neue CFOs müssen vermehrt in die Rolle eines Strategen schlüpfen. Angetrieben durch die voranschreitende Technologisierung, verändern sich die Aufgaben von CFOs weg vom reinen Bereitstellen von Daten hin zu datengestützten Entscheidungen. Neue Rolle gegenüber Stakeholdern und CEO Diese neue Rolle spiegelt sich laut Behncke auch in den Ansprüchen von Stakeholdern und Aufsichtsgremien an ihren Finanzchef wider: „Heutzutage erwartet der Aufsichtsrat nicht nur einen Tatsachenbericht. Sie wollen Empfehlungen und Erklärungen.“ Es reicht nicht mehr, nur die Zahlen zu kennen; man muss sie auch präsentieren können. Dabei ist es wichtig, dem Aufsichtsrat den eigenen Mehrwert zu verdeutlichen, heißt es in der Studie. Nur wer Zahlen und Themen wahrheitsgemäß und ungeschönt präsentiert, kann als neuer CFO Vertrauen für sich gewinnen. Diese Geradlinigkeit kann jedoch nicht selten zu Spannungen mit dem CEO führen, wenn Meinungen und Einschätzungen divergieren. Auch stellen CFOs eine potenzielle Konkurrenz um die Position des Geschäftsführers dar, nicht selten bekleidete der CEO zuvor das Amt des Finanzchefs. “Wenn Sie CFO werden, erkennen Sie, dass der größte Teil ihrer Macht aus Ihrer Beziehung zu ihrem CEO kommt.” Ein CFO in der Studie von Heidrick & Struggles Erfahrene Finanzvorstände raten deswegen neuen CFOs dazu, eine enge Beziehung auf Augenhöhe mit dem Geschäftsführer zu entwickeln. „Wenn Sie CFO werden, erkennen Sie, dass der größte Teil ihrer Macht aus Ihrer Beziehung zu ihrem CEO kommt. Und wenn die Beziehung nicht stimmt, dann ist das keine gute Ausgangsposition”, so ein erfahrener Finanzleiter. Ein enger Draht und örtliche Nähe der Büros mit der Option, sich informell auszutauschen, können konkret helfen. Gleichzeitig sieht Headhunter Behncke in der Entwicklung des CFOs auch die Beziehung zum CEO im Wandel: „Dadurch, dass CFOs sich immer breiter im Unternehmen aufstellen, bekommen die CEOs echte Sparringspartner.“ Junge Finanzchefs müssen sich also darauf einstellen, mehr als nur den „Co-Piloten“ des Geschäftsführers spielen zu müssen. Notwendigkeit einer modernen Unternehmenskultur Laut Behncke kann ein CFO nur so gut sein wie sein Team. Hierfür ist es wichtig, sich in eine neue Unternehmenskultur einzufügen und mit den Mechanismen innerhalb der Organisation vertraut zu machen. „Das Allerwichtigste ist erst einmal zuzuhören und keinen Dünkel zu haben – insbesondere, wenn man von einem anderen Unternehmen kommt“, betont Behncke. In jeder Firma gibt es neben dem offiziellen Organigramm eine tatsächlich gelebte Hierarchie. Peter Behncke, Partner bei Heidrick & Struggles. Foto: Heidrick & Struggles „Es schadet nichts, wenn Sie einige Positionen mit eigenen Leuten besetzen, denen sie vertrauen“ Peter Behncke, Partner bei Heidrick & Struggles Wer als frischer CFO viel personelle Verantwortung übernimmt, sollte sich der hier lauernden Fettnäpfchen und zwischenmenschlichen Gemengelagen wohl bewusst sein. „Es schadet nichts, wenn Sie einige Positionen mit eigenen Leuten besetzen, denen sie vertrauen“, empfiehlt der Headhunter. Insbesondere der Leitung des Controllings müssen CFOs vertrauen können, da sie die rechte Hand eines jeden Finanzchefs ist. Die Zeiten, in denen normale Angestellte keinen Kontakt zur oberen Führungsebene haben durften, sind unterdessen vorbei. „Heutzutage geht es mehr darum, ein Teamplayer zu sein und den Coach deiner Finanzabteilung zu spielen“, zitiert die Studie einen CFO. Auch als Finanzchef gilt es, nah- und greifbar zu sein, wenngleich Behncke rät, die „positive Distanz“ nicht zu verlieren. Anpassung an die digitale Ära und die Rolle von KI Doch nicht nur die Erwartungen an die interne Kommunikation haben sich in den vergangenen Jahren massiv gewandelt. Auf Plattformen wie LinkedIn, in denen sich die Branche vernetzt, müssen Finanzentscheider wissen, wie sie sich präsentieren. „Da geht es nicht nur um die Eigendarstellung, sondern auch darum, sein Unternehmen für andere attraktiv zu machen“, erklärt der Headhunter. Das Beherrschen des Controllings bleibt die Grundvoraussetzung, um als CFO erfolgreich zu sein. Gerade hier schadet es laut Behncke auch nicht, bereits in mehreren Unternehmen Erfahrungen gesammelt zu haben. „Ideal für den Einstieg als CFO ist, wenn man mit Mitte bis Ende 40 zwei oder drei Unternehmen mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen gesehen hat“. Das Modell eines “one man – one company” ist indessen überholt. Zu hoch ist mittlerweile der Anspruch an CFOs bezüglich der Flexibilität und der Anpassungsfähigkeit ihrer Führungsrolle. “KI wird auch in den Bereichen der CFOs deutlich Einzug erhalten.” Peter Behncke, Partner bei Heidrick & Struggles Auch die fortschreitende Digitalisierung – insbesondere unter Beihilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) – müssen angehende CFOs verinnerlicht haben. „KI wird auch in den Bereichen der CFOs deutlich Einzug erhalten“, so Behncke. Doch gerade, weil durch KI und die digitale Erfassung immer mehr Daten zur Verfügung stehen, verändert sich damit die Herausforderungen an CFOs. „Der technologische Teil wird von der IT-Abteilung erledigt, aber die Entscheidungsfindung, die Datennutzungstools, fallen in den Zuständigkeitsbereich des CFO“, so die Studie. Wer künftig als CFO erfolgreich sein will, braucht also eine klare Technologie- und insbesondere KI-Strategie, ohne die eigene Entscheidungsfindung durch das Überangebot an neuen Daten beeinträchtigen zu lassen. Dann kann der CFO seinen Mehrwert als „second in command“ gegenüber Aufsichtsrat und Stakeholdern beweisen.

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