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CFO Ingo Schiller verlässt Hertha BSC

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CFO Ingo Schiller verlässt Hertha BSC. Foto Achim Wagner - stock.adobe.com
CFO Ingo Schiller verlässt Hertha BSC. Foto Achim Wagner - stock.adobe.com

Ingo Schiller ist bereits seit über 20 Jahren CFO bei Hertha BSC. Nun verlässt er den Verein. Beide Seiten haben sich auf eine vorzeitige Beendigung des Vertrages zum 31. Oktober 2022 verständigt, vermeldete Hertha heute knapp. Der Verein kommentiert: „Für seine Verdienste um Hertha BSC gebührt Ingo Schiller großen Dank.“

Die Trennung soll laut dem „Tagesspiegel“ von Schiller ausgegangen sein und schon vor der aktuell schweren sportlichen Situation festgestanden haben. Am gestrigen Montag hatte Hertha in der Relegation den Klassenerhalt knapp geschafft.

CFO Schiller präsentiert die Hertha-Zahlen ein letztes Mal

Seinen letzten öffentlichen Auftritt wird Schiller als Finanzchef bei der Mitgliederversammlung am 29. Mai haben. Dort wird sich der CFO, der vor seiner Station bei Hertha rund sechseinhalb Jahre Marketing-Chef von Borussia Mönchengladbach war, zur wirtschaftlichen Situation und der Finanzplanung der kommenden Saison äußern. Mit ihm geht laut der „Wirtschaftswoche“ auch der Präsident von Hertha BSC, Werner Gegenbauer. Gegenbauer hat gegenüber dem Medium bereits bestätigt, auf der Mitgliederversammlung Ende Mai nicht mehr kandidieren zu wollen.

Als Grund für die Trennung nennt die „Wirtschaftswoche“ Unstimmigkeiten wegen des sportlichen Misserfolgs mit dem bei Hertha engagierten Investor Lars Windhorst. Aber auch nicht fristgerechte Zahlungen sollen für schlechte Luft zwischen Hertha und Windhorst gesorgt haben, so der Bericht. Ob die Beziehung von Gegenbauer und Windhorst sowie der Weggang von Finanzchef Schiller miteinander zusammenhängen, ist nicht bekannt.

Zudem hatte Carsten Schmidt, Leiter der Geschäftsführung, sein Amt bereits im vergangenen Jahr aus privaten Gründen aufgegeben. Damit bleibt in der Führungsetage nur noch Geschäftsführer Fredi Bobic übrig. Im Januar sagte Schiller bereits, dass der Verein gut aufgestellt sei, um die Aufgaben in der Zukunft zu meistern. Hertha habe die Verbindlichkeiten reduzieren und das Eigenkapital verdreifachen können. Das lag auch daran, dass Schiller immer wieder neue Investoren ins Boot holte.

Ingo Schiller besserte die Finanzlage bei Hertha

So stieg das Private Equity-Haus KKR im Januar 2014 als Investor mit einem Volumen von 61 Millionen Euro bei dem Fußballklub ein. In einem Interview mit FINANCE berichtete CFO Schiller im Jahr 2019, wie prekär die Lage bei Hertha damals war: „Zu Beginn 2013 hätten wir uns nicht gewundert, wenn die Investoren uns mit unserem Term Sheet gleich wieder nach Hause geschickt hätten.“

Mit den frischen Mitteln von KKR bereinigte Schiller finanzielle Altlasten, die sich im Zuge von zwei Abstiegen in den Jahren zuvor aufgebaut hatten. Mit dem frischen Kapital kaufte Hertha BSC Marketing- und Catering-Rechte zurück. Im Herbst 2018 folgte der nächste große Coup. Laut dem Hertha-BSC-Finanzchef Schiller wurden die Anteile von KKR zu einem höheren Preis an dem umstrittenen Investor Lars Windhorst weitergegeben. Den Kontakt stellte der CFO persönlich her.

Hertha-Investor Lars Windhorst verschaffte Rückenwind

Im Juni 2019 stieg der Investor Lars Windhorst über seine Beteiligungsgesellschaft Tennor bei Hertha ein. Für 37,5 Prozent bezahlte Tennor 125 Millionen Euro, für weitere 12,4 Prozent erhielt Tennor eine Kaufoption. Durch die Investoreneinstiege wurde Hertha von einem hochverschuldeten Verein zu einem der bestkapitalisierten Klubs in der Fußballbundesliga. Es folgten weitere Finanzspritzen von Windhorst. Der vorläufige Zwischenstand: Im Herbst 2020 betrug die gesamte Investitionssumme 374 Millionen Euro. Im Gegenzug kontrolliert der 43-Jährige Windhorst seitdem rund 65 Prozent der Anteile.

Im August 2020 kürte die FINANCE-Redaktion CFO-Ingo Schiller zum „CFO des Monats“, unter anderem, weil er es im Gegensatz zu anderen CFOs von Fußballvereinen schaffte, den Klub sicher durch die Pandemie zu bringen. Weitere Pläne des Vereins, wie etwa der Bau des neuen Stadions, dessen Start für 2025 angesetzt war, wird Schiller nun nicht mehr begleiten. Wohin es den Hertha-Finanzchef zieht, ist bisher nicht bekannt.

eva.brendel[at]finance-magazin.de

Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.