Auf Wiederschau‘n in München: Kurz vor Inkrafttreten des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags mit Neu-Eigentümer AMS hat Osram personelle Konsequenzen angekündigt. Der Aufsichtsrat werde mit dem Osram-CEO Olaf Berlien über eine „einvernehmliche vorzeitige Beendigung seiner Tätigkeit“ zum Februar 2021 verhandeln, teilte der Lichtkonzern am Dienstag mit.
Der Nachfolger ist ein alter Bekannter: Berliens Nachfolger soll AMS-Finanzvorstand Ingo Bank werden, der das Amt neben seinem eigentlichen Posten zusätzlich bekleiden soll. Der 52-jährige Bank wechselte im Mai 2020 von Osram zum neuen Eigner AMS. Dort kümmert er sich nach der insgesamt mehr als 4 Milliarden Euro schweren Übernahme um die Post-Merger-Integration von Osram in den AMS-Konzern und muss zusehen, wie er die durch die Übernahmefinanzierung gestiegene Verschuldung der Österreicher wieder senken kann. Zudem dürfte die Steigerung der operativen Effizienz auf seiner Agenda stehen.
Osram tauscht auch Aufsichtsräte aus
Auch wenn Osram-CEO Berlien noch gegenüber Medien beteuerte, bis zuletzt an Bord bleiben zu wollen, kommen die neuesten Personalentwicklungen nicht überraschend, zumal Berlien sich anfangs heftig gegen eine AMS-Übernahme gewehrt hatte. Bereits im November räumte Osram-Technikvorstand Stefan Kampmann seinen Stuhl, seitdem bestand die Osram-Unternehmensführung nur noch aus Berlien und CFOKathrin Dahnke, die Mitte April 2020 ihren Posten angetreten hatte.
Neben dem Management gibt es auch im Osram-Aufsichtsrat Veränderungen, die die neuen Machtverhältnisse zeigen: Aufsichtsratschef Peter Bauer wird bereits Mitte Dezember seinen Posten zur Verfügung stellen. Für ihn übernimmt AMS-Vorstand Thomas Stockmeier, der bereits im Kontrollgremium sitzt. Aufsichtsrätin Christine Bortenlänger will zur regulären Osram-Hauptversammlung im Februar ausscheiden. Neue Aufseher sollen der AMS-Manager Ulrich Hüwels und Christin Eisenschmid, die Geschäftsführerin von Intel Deutschland und Österreich, werden.
FINANCE-Köpfe
Osram und AMS machen Verluste
Weder der angeschlagene Lichtkonzern Osram noch AMS konnten zuletzt mit ihren Zahlen glänzen. Als Mehrheitsaktionär konsolidiert AMS seit dem 3. Quartal die Ergebnisse von Osram. Der konsolidierte Gruppenumsatz lag bei 1,4 Milliarden US-Dollar (knapp 1,2 Milliarden Euro). Dabei drückt Osram die Gesamtbetrachtung nach unten: So wies Osram für den Zeitraum Juli bis September (bei Osram ist dies im Gegensatz zu AMS, deren Geschäftsjahr sich mit dem Kalenderjahr deckt, das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2019/20) einen Verlust von 89 Millionen Euro nach Steuern aus. Auf Geschäftsjahressicht lag der Verlust bei 267 Millionen Euro.
In der Gesamtbetrachtung weist die neue Einheit für das dritte Quartal ein Gruppen-Nettoergebnis von minus 143 Millionen Dollar (etwa minus 120 Millionen Euro) aus. Bereinigt um Aufwendungen für die Akquisition, einmaligen Restrukturierungsaufwand und Aufwand für aktienbasierte Vergütung stand ein Nettoergebnis von 11 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2019 hatte AMS allein ein Ergebnis von 199 Millionen Dollar erzielt.