Knorr-Bremse verliert nach dem Abgang von CEO Klaus Deller im Frühjahr mit dem CFO nun den zweiten Vorstand: Ralph Heuwing wird den Münchener Bremssystemhersteller zum 30. April 2020 verlassen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen, wie der MDax-Konzern mitteilte. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, habe sich Heuwing bereit erklärt, noch die Erstellung des Jahresabschlusses 2019 zu übernehmen. Heuwing ist zudem auch bei der Einarbeitung des neuen Vorstandschefs Bernd Eulitz gefragt, der sein neues Amt erst vor wenigen Tagen angetreten ist. Die Suche nach einem Nachfolger für CFO Heuwing ist bereits eingeleitet, heißt es aus dem Aufsichtsrat.
Ganz im Gegensatz zu CEO Klaus Deller, der den Konzern im April überraschend im Streit verließ, geht Heuwing im Frieden mit dem Unternehmen. „Der Aufsichtsrat bedauert die Entscheidung von Herrn Heuwing sehr. Mit ihm verlieren wir einen kapitalmarkterfahrenen und umsetzungsstarken Finanzvorstand“, teilte Aufsichtsratschef Klaus Mangold mit. Knorr-Bremse danke Heuwing für sein „großes Engagement“ und seinen Beitrag zur Fortsetzung der „dynamischen Wachstumsstrategie und Finanzstärke“ des Unternehmens.
Heuwings CEO-Ambitionen bleiben erfolglos
Doch auch wenn Knorr-Bremse viele lobende Wort für den erfahrenen Finanzchef Heuwing findet und die Entscheidung noch so sehr bedauert – Branchenkreisen zufolge soll sein Abschied von dem Münchener Bremsenhersteller mit enttäuschten Hoffnungen verbunden gewesen sein. Offenbar schielte der Ex-Dürr-CFO Heuwing nach Dellers Abschied auf die freigewordene Position als CEO, wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Branchenkreise berichtet.
Aus seinen CEO-Ambitionen hat Heuwing nie einen Hehl gemacht: Bereits 2017 verriet er im Interview mit FINANCE, dass er „sich gut vorstellen kann, als CEO oder auch für einen Finanzinvestor tätig zu sein.“ Mit der Berufung Eulitz‘ auf den CEO-Posten hat ihm Knorr-Bremse diesen Wunsch verwehrt.
Heuwing hielt Knorr-Bremse auf Kurs
Geprägt hat der CFO Knorr-Bremse dennoch, unter ihm hat der Konzern enorme Veränderungen durchlaufen: Das wohl prägendste Projekt des CFOs war der erfolgreiche Börsengang, der mit einem Volumen von 3,9 Milliarden Euro der zweitgrößte des Jahres 2018 wurde. Nach Dellers Abschied koordinierte der CFO in den vergangenen sechs Monaten auch die Vorstandsarbeit. Und auch im Bereich M&A war Knorr-Bremse unter Heuwing aktiv: Vor kurzem erfolgte die Portfoliobereinigung durch den Verkauf der verlustbringenden Sparte Powertech an den Münchener Finanzinvestor Radial.
FINANCE-Köpfe
Heuwing hinterlässt CEO Eulitz auf der Finanzseite ein gemachtes Haus: Das erste Halbjahr 2019 war nach Unternehmensangaben mit einem Umsatz von 3,6 Milliarden Euro und einem Ebitda von 669 Millionen Euro eines der besten Halbjahre der Unternehmensgeschichte. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum im Vorjahr verbuchten die Münchener einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro und ein Ebitda von 582,2 Millionen Euro. Die Münchener erhöhten zuletzt auch die Dividende von 1,76 Euro auf 2,13 Euro.
Offensichtlich bedauert daher auch nicht nur der Aufsichtsrat des MDax-Konzerns Heuwings Abgang. Auch der Kapitalmarkt zeigte sich enttäuscht: Notierte das Papier gestern Abend bei knapp unter 93 Euro, stand es heute Morgen bei unter 90 Euro. Mittlerweile erholt sich das Papier aber wieder vom ersten Schock und steht zur Mittagszeit bei rund 90,50 Euro.
Heuwing kam 2017 von Dürr
Heuwing kam im November 2017 von dem schwäbischen Anlagen- und Maschinenbauer Dürr. Für seine Erfolge während seiner insgesamt zehnjährigen Tätigkeit bei den Stuttgartern war er 2016 von FINANCE zum „CFO des Jahres“ gekürt worden. Bei Dürr managte er unter anderem 2014 die Mehrheitsübernahme des Holzverarbeiters Homag und baute Dürrs Wertschöpfung in Wachstumsmärkten wie China aus. Heuwing übergab die Dürr-Finanzen 2017 an Carlo Crosetto, dessen Vertrag noch bis Ende Februar 2020 läuft.
Info
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