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CFO Wolfgang Bläsi verlässt Ekosem-Agrar erneut

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CFO Wolfgang Bläsi verlässt das Landwirtschaftsunternehmen Ekosem-Agrar. Foto: Ekosem
CFO Wolfgang Bläsi verlässt das Landwirtschaftsunternehmen Ekosem-Agrar. Foto: Ekosem

Das vom Ukraine-Krieg gebeutelte Unternehmen Ekosem-Agrar muss sich einen neuen CFO suchen. Wolfgang Bläsi scheidet zum Jahresende aus dem Vorstand aus, wie das Landwirtschaftsunternehmen mitteilte. Der Finanzchef verlässt Ekosem-Agrar aus persönlichen Gründen. Nach seinem Ausscheiden soll er dem Unternehmen allerdings weiterhin beratend zur Seite stehen. Für wie lange, teilte Ekosem-Agrar nicht mit. Indes läuft die Suche nach einem Nachfolger: Der Aufsichtsrat von Ekosem werde „zeitnah“ die Neubesetzung der CFO-Position vornehmen, heißt es in der Mitteilung.

Wolfgang Bläsi zum zweiten Mal Ekosem-CFO

Für Bläsi endet damit seine zweite Amtszeit als CFO bei Ekosem-Agrar. Bereits zwischen 2011 und 2016 leitete er die Finanzabteilung und war Geschäftsführer des Agrarkonzerns sowie des Schwesterunternehmens Ekotechnika.

Nach der Restrukturierung der Mittelstandsanleihen der beiden Einheiten verließ Bläsi Ekosem-Agrar, um als selbständiger Finanzierungsberater zu arbeiten, blieb dem Agrarunternehmen allerdings als Beiratsmitglied erhalten. In dieser Zeit sammelte er unter anderem Erfahrungen bei der Anleihenrestrukturierung des Sanitärausrüsters Sanha. Rund zwei Jahre später, im August 2018, holte Ekosem Agrar Bläsi wieder als CFO zurück, er sollte das Unternehmen damals an die Börse bringen. Die Pläne für einen Börsengang legte Ekosem-Agrar dann aber rund ein Jahr später ad acta.

Ekosem-Agrar: Jahresabschlüsse stehen noch aus

„Im Namen des Aufsichtsrats bedanke ich mich bei Wolfgang Bläsi herzlich für sein langjähriges und intensives Engagement für die Gesellschaft. Als ausgewiesener Finanzexperte und strukturierter Manager trug er maßgeblich zur positiven Entwicklung der Ekosem-Agrar-Gruppe bei“, lässt sich Aufsichtsratschef Rolf Zürn zitieren. Mit seiner Erfahrung war er „besonders in den vergangenen sehr anspruchsvollen Monaten eine wichtige Stütze für das Unternehmen“ und habe „die weitere Finanzierung des Geschäftsbetriebs in einem schwierigen Marktumfeld sichergestellt“, betont Zürn.

Der Ukraine-Krieg setzt Ekosem-Agrar als deutsch-russisches Unternehmen in der Tat schwer zu. Kurz nach Kriegsausbruch kollabierten die Anleihen des Landwirtschaftsunternehmens, zudem belasten die gegen Russland verhängten Sanktionen die Unternehmensfinanzierung von Ekosem-Agrar massiv. Zinszahlungen, Tilgungen oder die Transaktion von Cashflows aus Russland an die deutsche Holding konnten nicht erfolgen. Parallel stockt auch noch die Fertigstellung der Abschlüsse für die Jahre 2020 und 2021.

CFO Bläsi gelang Restrukturierung der Ekosem-Anleihen

Keine einfache Zeit für CFO Bläsi, der im Frühjahr um die Rettung der kriselnden Mittelstandsanleihen ringen musste. Der Vorschlag zur Restrukturierung der Anleihen, der unter anderem eine Laufzeitverlängerung sowie eine deutliche Reduktion des Zinssatzes vorsah, stieß bei den Anleihegläubigern und ihren Vertretern zunächst auf heftige Kritik.

Im FINANCE-Interview berichtete Wolfgang Bläsi, wie schwierig die Verhandlungen hinter den Kulissen liefen. Die Corporate-Finance-Beratung One Square Advisors (OSA) habe „permanent versucht, den Prozess zu torpedieren“, kritisierte er. Letztlich ging es für Ekosem-Agrar gut aus: Mit einer deutlichen Mehrheit von 99 Prozent stimmten die Anleihegläubiger Anfang Juni für die Restrukturierung der Anleihen.

Über den Berg ist das Unternehmen damit allerdings noch nicht: Zwar hat sich das operative Geschäft nach eigener Aussage im ersten Halbjahr 2022 positiv entwickelt, zudem konnte sich Ekosem-Agrar dank langfristiger Verträge mit Käufern gegen Schwankungen auf den Agrarrohstoffmärkten weitgehend absichern. Doch die Jahresabschlüsse stehen immer noch aus – und der Nachfolger von Bläsi muss sich angesichts der engen Verflechtungen zu Russland mit der Frage auseinandersetzen, wie eine langfristige Unternehmensfinanzierung von Ekosem-Agrar auszusehen hat.

jan.schuermann[at]finance-magazin.de