Erneutes Stühlerücken in der Führungsetage von Compleo Charging Solutions: Der Anbieter von Ladestationen für Elektroautos verkleinert seinen Vorstand. CEO und CFO Georg Griesemann sowie COO Jens Stolze verlassen das Unternehmen kurzfristig zum heutigen 1. November, wie das Unternehmen einen Tag zuvor bekannt gab.
Die Trennung erfolge „im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat aufgrund unterschiedlicher strategischer Auffassungen über die künftige Ausrichtung der Gesellschaft, insbesondere zur Zukunft des Geschäftssegments Software sowie der Produktionsstrategie“, teilt Compleo Charging Solutions mit.
„Georg Griesemann und Jens Stolze haben in den letzten drei Jahren entscheidende Weichen für die Zukunft von Compleo gestellt“, kommentiert Dag Hagby, Aufsichtsratsvorsitzender von Compleo. Für ihre Arbeit sei man den beiden „sehr dankbar“. Er würdigt unter anderem seine Arbeit am Börsengang sowie die M&A-Aktivitäten.
Compleo verkleinert den Vorstand
Neuer Finanzvorstand soll der Restrukturierer Peter Hamela werden. Hamela war zuletzt für das Beratungsunternehmen Rial Consulting als Interim Manager im Bereich Restrukturierung, Controlling und Finanzen tätig und stand Compleo in dieser Funktion bereits seit Anfang des Jahres beratend zur Seite. Seine Bestellung zum Finanzvorstand soll von Dauer sein, teilt das Unternehmen gegenüber FINANCE mit. Zuvor war der Diplom-Kaufmann unter anderem Verwaltungsleiter bei Lidl Italia sowie als Finanzdirektor bei Toys „R“ US Central Europe tätig.
Der bisherige COO Jörg Lohr wird zum selben Zeitpunkt den CEO-Posten übernehmen. Er soll auch die Verantwortung für die Bereiche Service, Operations und Produktion übernehmen. Lohr selbst ist erst seit April für Compleo tätig, Anfang September war er in den Vorstand gerückt. Er kam damals von Amazon, wo er für den Aufbau der E-Mobilität verantwortlich war. Zuvor war er für Allego, Ionity und RWE Effizienz tätig.
CFO Georg Griesemann geht nach fast drei Jahren
Griesemann war seit 2019 CEO von Compleo. Seit Mai hatte er in einer Doppelfunktion auch den CFO-Posten inne, nach dem der damalige Finanzvorstand Peter Gabriel das Unternehmen nach etwas mehr als einem Jahr überraschend wieder verlassen hatte. Griesemann hatte den CFO-Posten bereits vor Gabriels Einstieg bekleidet. Mit Peter Hamela bekommt Compleo nun also den dritten CFO binnen eines Jahres.
Und dies sind nicht die einzigen Änderungen im Vorstand: Ebenfalls im September hatte zudem Compleo-Mitgründer Checrallah Kachouh das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“ verlassen. Kachouh verantwortete zuletzt als CTO die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Einkauf und das Produkt-Management.
Unter dem neuen Vorstandsteam Lohr und Hamela soll der Kundenservice wettbewerbsfähiger werden, außerdem will man sich auf die Kundenbedarfe an den Ladestationen fokussieren. Zudem will das Dortmunder Greentech-Unternehmen künftig das Geschäftsfeld rund um Software-Lösungen stärker vorantreiben. Erste Eckpunkte zur neuen Unternehmensstrategie sollen im Rahmen der Ergebnisse des dritten Quartals am 16. November 2022 bekannt gegeben werden.
Compleo-Aktienkurs seit mehr als einem Jahr auf Talfahrt
Eine wichtige Baustelle wird die Stabilisierung des Aktienkurses sein. Dieser befindet sich seit August 2021 auf Talfahrt. Damals hatte eine Aktie noch 108 Euro gekostet, zurzeit kostet sie rund 8 Euro. Im 1. Halbjahr 2022 stieg zwar der Konzernumsatz um mehr als das Doppelte von 21,9 Millionen Euro auf 51,9 Millionen Euro. Der Umsatzanstieg war aber vor allem auf die Übernahme der ehemaligen Wallbe GmbH, die nun als Compleo Connect GmbH firmiert, sowie der ehemaligen Innogy eMobility Solutions GmbH, die jetzt als Compleo Charging Technologies GmbH geführt wird, zurückzuführen.
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Compleo kämpft mit den gestiegenen Rohstoff- und Materialpreisen für Halbleiter und Mikrochips sowie den generellen wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Das drückte auf das Ergebnis. Der bereinigte operative Verlust (Ebitda) stieg im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum um 8,3 Millionen Euro auf 13,9 Millionen Euro an. Das Eigenkapital verringerte sich um 7,8 Millionen auf 114 Millionen Euro, das drückte die Eigenkapitalquote um 14 Prozentpunkte auf 59 Prozent.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.