Vorstandsveränderung bei der Deutschen Euroshop: Das Unternehmen hat einen Nachfolger für den scheidenden Finanzvorstand Olaf Borkers gefunden, wie das Unternehmen bekannt gab. Demnach übernimmt Hans-Peter Kneip mit Wirkung zum 1. Oktober die Finanzleitung von Borkers und wird zunächst als Alleinvorstand agieren. Der Shoppingcenterinvestor befindet sich weiterhin auf der Suche nach einem Nachfolger für CEO Wilhelm Wellner.
Der SDax-Konzern machte im Juli bekannt, dass Borkers und Wellner ihr Amt Ende September niederlegen und das Unternehmen verlassen werden. CFO Borkers hatte demzufolge seinen auslaufenden Vertrag zum 30. September nicht verlängern lassen, wird der Gesellschaft aber innerhalb der Übergabe seiner Aufgaben weiterhin beratend zur Seite stehen. Die Neuaufstellung des Vorstands erfolgte nach der Übernahme durch den US-amerikanischen Finanzinvestor Oaktree und den Großaktionär Alexander Otto.
„Mit der Berufung von Herrn Kneip stellt der Aufsichtsrat der Deutsche Euroshop die Managementkontinuität der Gesellschaft sicher und leitet gleichzeitig die weitere Transformation des Unternehmens ein“, heißt es in der Mitteilung.
Hans-Peter Kneip bringt M&A-Erfahrungen mit
Kneip wechselt von dem Immobilien-Start-up Deutsche Teilkauf zu Deutsche Euroshop. Bei der Deutsche Teilkauf agierte er seit Januar als Geschäftsführer und Finanzchef. Für den Finanzexperten war es bereits die vierte Station in der Immobilienbranche. So war er unter anderem von 2014 bis 2020 bei der LEG Immobilien tätig und trug die Verantwortung für die Bereiche Corporate Finance, Treasury und Controlling. Anschließend hatte Kneip bis zu seinem Wechsel zu Deutsche Teilkauf den Vorstands- und CFO-Posten bei dem börsennotierten Wohnimmobilienunternehmen Accentro Real Estate inne.
Mit dem Immobilienexperten holt sich die Deutsche Euroshop zudem Expertise bei M&A-Transaktionen an Bord: Kneip arbeitete von 2012 bis 2014 als Leiter des Bereichs Corporate Finance bei der GSW Immobilien und trug die Verantwortung bei der Fusion mit der Deutsche Wohnen.
„Der Aufsichtsrat freut sich, mit Hans-Peter Kneip einen versierten und erfahrenen Finanz- und Immobilienexperten als neuen Vorstand für die Deutsche Euroshop gewonnen zu haben. Mit seiner langjährigen Erfahrung bei börsennotierten Immobilienunternehmen sowie im Aufbau und der Entwicklung von Corporate-Finance-Strukturen verfügt Herr Kneip über die idealen Voraussetzungen, um die Neuausrichtung unseres Unternehmens erfolgreich voranzutreiben“, kommentiert Reiner Strecker, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Euroshop, die Personalie.
Deutsche Euroshop: Olaf Borkers war seit 2005 CFO
Die neue Rolle dürfte allerdings durchaus herausfordernd werden, nicht nur, weil Kneip parallel zum CFO-Job auch noch vorübergehend die CEO-Position besetzt. Der neue CFO tritt außerdem in große Fußstapfen, denn sein Vorgänger ist bereits seit 2005 Finanzvorstand der Deutschen Euroshop und war insgesamt rund 17 Jahre für den SDax-Konzern tätig. Er kam von TAG Tegernsee Immobilien, wo er ebenfalls eine Vorstandsposition innehatte. Zuletzt agierte Borkers als Alleinvorstand der Gesellschaft. Er übernahm den Posten im April dieses Jahres von Wellner, der wegen Krankheit ausfiel.
Borkers hatte in seiner Amtszeit unter anderem die Übernahme des Olympia-Einkaufszentrums im tschechischen Brünn für rund 382 Millionen Euro eingefädelt sowie Refinanzierungen auf den Weg gebracht, die dem Unternehmen hohe Zinsersparnisse einbrachten – ein wichtiger Erfolg mitten in der Corona-Pandemie, die dem Betreiber von Einkaufszentren stark zusetzte.
Erst im August hat Borkers außerdem für 2022 anstehende Anschlussfinanzierungen abgeschlossen und erneut für Zinsersparnisse gesorgt. In diesem Jahr stehen im Konzern keine weiteren Darlehensfälligkeiten mehr an, betont das Unternehmen – das wird dem neuen CFO etwas Luft verschaffen. Für die einzige im Jahr 2023 anstehende Anschlussfinanzierung in Höhe von 209 Millionen Euro für das Main-Taunus-Zentrum hat sich die Deutsche Euroshop bereits mit einem Bankenkonsortium auf ein Term Sheet geeinigt, heißt es. Bis September 2025 stünden dann erstmal keine weiteren Anschlussfinanzierungen mehr an.
CFO Hans-Peter Kneip steht vor Herausforderungen
Die Zahlen für das erste Halbjahr 2022 zeigten sich nach der Krise solide. Die Umsatzerlöse stiegen leicht um 0,7 Prozent auf 105,7 Millionen Euro. Das Nettobetriebsergebnis lag mit 84,1 Millionen Euro um 17,1 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der wesentliche Grund für diese operative Verbesserung waren nachlassende Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Klar ist aber auch, dass die Deutsche Euroshop – und damit der neue CFO – vor einigen Herausforderungen stehen. Nicht nur bergen Herbst und Winter mit möglicherweise steigenden Corona-Infektionen neue Gefahren – auch schon vor Pandemie sorgte der Vormarsch des E-Commerce dafür, dass das gesamte Geschäftsmodell unter Druck geriet.
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.