Meinungsverschiedenheiten, Misstrauen und Richtungsstreit: Die Geduld des finnischen Energiekonzerns Fortum mit dem Management von Uniper ist zu Ende. Nun besetzen die Finnen, die 76,1 Prozent der Anteile an der ehemaligen E.on-Tochter halten, Schlüsselpositionen im Vorstand mit eigenem Personal.
Neuer Vorstandsvorsitzender des Uniper-Konzerns wird Klaus-Dieter Maubach, wie Uniper mitteilt. Der einstige Technikvorstand von E.on ist seit einem Jahr Chef des Aufsichtsrats von Uniper und folgt auf Andreas Schierenbeck, der sein Amt am Montagabend mit sofortiger Wirkung niedergelegt hat. Maubach gilt als der wichtigste Verbündete von Fortum in Deutschland.
CFO Sascha Bibert blieb nur zwei Jahre
Mit Schierenbeck geht auch CFO Sascha Bibert. Bibert war 2019 aus der Türkei zu Uniper gestoßen, wo er CFO des E.on- und Sabanci Join-Ventures Enerjisa war, das er 2018 erfolgreich an die Börse gebracht hatte. Auf ihn folgt Fortum-Spitzenmanagerin Tiina Tuomela, die wie der neue CEO Maubach aktuell ebenfalls Teil des Uniper-Aufsichtsrats ist. Tuomela ist seit 2014 Teil des Fortum Executive Management Teams und leitet seit 2016 den Geschäftsbereich Nordic Power Generation von Fortum.
Beide werden ihre Aufsichtsratsämter niederlegen, bis die Hauptversammlung am 19. Mai neue Aufsichtsräte wählen wird. Schon jetzt hat Fortum aber einen Nachfolger für Chefaufsichtsrat Maubach benannt, und auch dies ist ein Fingerzeig: Es ist kein geringerer als Fortum-Chef Markus Rauramo persönlich.
Auch Ex-CFO Delbrück ging im Streit mit Fortum
Auslöser für den Austausch des Uniper Managements dürfte die weiterhin schwierige Zusammenarbeit zwischen den Düsseldorfern und ihrem finnischen Hauptgesellschafter sein. Dass die Finnen bereit sind durchzugreifen, hat schon die vorherige Uniper-Führung erfahren. Der inzwischen verstorbene CEO Klaus Schäfer und CFO Christopher Delbrück hatten sich erkennbar gegen die Übernahme durch die Finnen gewehrt, die vergiftete Stimmung führte schließlich zur Trennung.
Mit dem Einstieg von Schierenbeck und Bibert im Juni 2019 hatte sich die Kommunikation verbessert. Im vergangenen Jahr gab es sogar einen gemeinsamen Kapitalmarkttag von Uniper und Fortum. Doch auch unter den beiden neuen Managern knirschte es immer wieder in der Zusammenarbeit zwischen Uniper und Fortum – zum Teil sogar auf öffentlicher Bühne. Erst vor einigen Wochen wurden die Dissonanzen wieder deutlich, als die Uniper-Chefs mitteilten, dass es noch keine gemeinsame Haltung zur Höhe der künftigen Dividendenausschüttungen gebe.
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Fortum schließt Squeeze-out bei Uniper nicht aus
Dem neuen CEO Klaus-Dieter Maubach dürfte vor allem die Rolle als Mediator zwischen Uniper und dem finnischen Staatskonzern zukommen, in dessen Verwaltungsrat er bis Anfang der Woche saß. Ziel der Strategie der Finnen ist eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den beiden Energieversorgern in Bereichen wie der Wasserkraft, dem Ausbau von Solar- und Windenergie, der Wasserstofferzeugung und dem Energiehandel. Zudem zielen die Finnen immer stärker auch auf das Heben von Synergieeffekten ab, um die wirtschaftlichen Vorteile der Uniper-Übernahme noch weiter zu erhöhen.
Doch dafür müssten sie auch gesellschaftsrechtlich die Schrauben anziehen und über einen sogenannten Squeeze-out die verbliebenen Minderheitsaktionäre bei Uniper herausdrängen. Danach könnten sie Uniper von der Börse nehmen und komplett integrieren. Fortum hat erklärt, zumindest bis Jahresende nichts in dieser Richtung unternehmen zu wollen. Für die Zeit danach sei jedoch alles offen.
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Mehr über den scheidenden Uniper-CFO finden Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Sascha Bibert.
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE sowie Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.