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Wegen Krankheit: Grenke-CFO übernimmt CEO-Posten

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CFO Sebastian Hirsch übernimmt vorübergehend auch den Job des CEO. Foto: Grenke
CFO Sebastian Hirsch übernimmt vorübergehend auch den Job des CEO. Foto: Grenke

Auf Sebastian Hirsch, CFO und stellvertretender Vorstandsvorsitzender beim Finanzdienstleister Grenke, kommen neue Aufgaben hinzu: Er wird bis Ende Februar zusätzlich die Aufgaben des CEO Michael Bücker übernehmen. Der Grund: Der Vorstandsvorsitzende Bücker scheidet auf „eigenen Wunsch krankheitsbedingt“ vorübergehend aus dem Vorstand aus, heißt es in einer kurzen Mitteilung von Grenke. Gleichzeitig habe der Aufsichtsrat Bücker zugesichert, dass er danach wiederbestellt wird.

CFO Sebastian Hirsch ist ein Eigengewächs

Neben Hirsch sind noch Gilles Christ, Vertriebs- und Marketingvorstand, sowie Isabel Rösler, Risikovorständin, im Führungsgremium. Hirsch kennt das Unternehmen gut – er ist ein echtes Eigengewächs des Konzerns. Nach seinem Diplom in Betriebswirtschaftslehre stieg er im Jahr 2004 dort ein und war zunächst in der Konzernrefinanzierung tätig, bevor von 2006 bis 2009 das gesamte Controlling leitete.

Von 2009 bis 2013 machte er eine Station bei der Grenke Bank, zunächst als Generalbevollmächtigter, später als Marktvorstand. Im Jahre 2013 kehrte er als Generalbevollmächtigter zurück zu Grenke. Anfang 2017 stieg er in den Vorstand auf. Im Oktober 2020 wurde er CFO, im November 2021 zusätzlich stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Neben seiner beruflichen Karriere erwarb er einen Master in Banking und Finance und promovierte.

Shortseller-Attacke ließ Aktie abstürzen

Hirsch begleitet das Unternehmen auch durch eine herausfordernde Zeit, denn Grenke blickt auf zwei schwierige Jahre zurück, in deren Mitte Michael Bücker die Leitung übernommen hat. Der 1962 geborene Kaufmann führt seit August 2021 den Finanzdienstleister. Davor war er mehr als acht Jahre im Vorstand der BayernLB für das Firmenkundengeschäft verantwortlich.

Im Herbst 2020 hatte der Shortseller Viceroy ­– ein Researchhaus von Fraser Perring – heftige Vorwürfe gegen Grenke erhoben. In Folge dessen war die Aktie des SDax-Konzerns stark eingebrochen und erholte sich sehr lange nicht. Grenke wehrte sich von Anfang an gegen die Vorwürfe und den damals oft gezogenen Vergleich mit Wirecard.

Die Baden-Badener engagierten verschiedene Prüfer für unabhängige Gutachten. Zudem ordnete der Finanzdienstleister seinen Vorstand neu, ernannte Sebastian Hirsch zum CFO und Isabel Rösler zur CRO. Auch das Geschäftsmodell passten die Leasing-Spezialisten an. Hirsch fuhr einen offenen Kurs und engagierte sich für mehr Transparenz.

CFO Hirsch will Attacke hinter sich lassen

Im Mai 2021 erhielt Grenke das langersehnte Testat von KPMG. Die heftigsten Vorwürfe des Shortsellers konnten zwar widerlegt werden, doch einige Unzulänglichkeiten im Bereich Compliance wurden durchaus aufgedeckt. Die damalige CEO Antje Leminsky versprach daraufhin eine Neuaufstellung. Wenige Monate später übernahm Bücker die Leitung.

Inzwischen hat sich das Geschäft wieder erholt, das Leasing-Neugeschäft hat zuletzt angezogen. „Wir haben die Nachwehen der Attacke hinter uns gelassen, dabei aber gelernt, dass wir einige Dinge besser machen – und besser dokumentieren – müssen als in der Vergangenheit“, sagte Hirsch jüngst im TV-Talk mit FINANCE. Die Aktie hat das Niveau von vor der Attacke aber noch lange nicht wieder erreicht.

Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.

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