Der Hafenbetreiber Hamburger Hafen und Logistik (HHLA) beruft eine neue CFO: die Verantwortung für das Finanzressort sowie für das Ressort Immobilien trägt künftig Annette Walter. Sie kommt von dem Essener Energieversorger Steag, wo sie zuletzt Finanzchefin von Steag Power war. Zuvor agierte sie bei Steag als Head of Finance.
Ihre Karriere startete Walter nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre bei der Deutschen Bank sowie bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Danach folgten verschiedene Positionen bei E.on, wo sie zuletzt als Workstream Lead CEO & CFO die Integration von Innogy leitete. Bei E.on hatte Walter ihre längste berufliche Station inne: Bevor sie das Innogy-Integrationsprojekt verantwortete, agierte sie ihrem „Linkedin“-Profil zufolge zwölfeinhalb Jahre als Head of Structured Finance bei den Essenern.
Schlammschlacht zwischen Ex-CFO Dreilich und HHLA
Walters Vorgängerin, Tanja Dreilich, hat im vergangenen Jahr für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt: Ende Mai berichteten zunächst verschiedene Medien, HHLA habe Tanja Dreilich entlassen. Rund zwei Wochen später gab der Logistikkonzern offiziell bekannt, dass er und Dreilich getrennte Wege gehen.
Zuvor soll Dreilich mutmaßlich während der Arbeitszeit einkaufen gewesen sein. Darüber hinaus soll es einen Zwist zwischen ihr und der Vorstandschefin Angela Titzrath gegeben haben. Im Anschluss entwickelte sich eine regelrechte Schlammschlacht zwischen dem Unternehmen und den Beteiligten, bei der viel Porzellan zerschlagen wurde. Ob es bei dieser Geschichte Gewinner gibt, ist fraglich.
Dreilich war insgesamt rund sechs Monate bei HHLA beschäftigt. Bislang ist noch nicht bekannt, wohin es die Managerin zieht. Parallel zur Berufung der neuen CFO Walter wurde CEO Titzraths Vorstandsvertrag um fünf Jahre verlängert. Titzrath ist seit 2017 CEO der Hamburger, Teil des Vorstands ist sie bereits seit Oktober 2016.
MSC will HHLA übernehmen
Nun soll Annette Walter für Ruhe in der Finanzabteilung (und im Vorstand) sorgen. „Mit Annette Walter kommt eine CFO mit umfassender Expertise in allen für die HHLA relevanten Bereichen an Bord, insbesondere bei den Themen Finanzierungsstrategie, Controlling und M&A“, lässt sich Aufsichtsratschef Rüdiger Grube in der Unternehmensmitteilung zitieren. Durch ihre bisherigen Funktionen als Managerin verschiedener Unternehmen bringe Walter „vielfältige Erfahrungen aus der Steuerung internationaler Teams für komplexe Projekte in den Bereichen Transformation, Akquisition und Finanzen mit“.
Ihre M&A- und Integrationsexpertise kann Walter bei der HHLA gut gebrauchen, denn die MSC-Gruppe ist gerade dabei, den Logistikkonzern zu übernehmen. Der Deal sieht vor, dass MSC und die Stadt Hamburg, die mit 69 Prozent an HHLA beteiligt ist, eine Partnerschaft eingehen und HHLA künftig gemeinsam führen.
Dafür überträgt HGV, eine Tochter der Hansestadt, ihre HHLA-Aktien im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung auf die MSC-Tochter Port of Hamburg. Im Gegenzug kauft HGV HHLA-Aktien. Nach der Transaktion soll Hamburg mit 50,1 Prozent und MSC mit 49,9 Prozent am Grundkapital des Joint Ventures beteiligt sein. Falls die Beteiligten nicht auf 100 Prozent der Anteile kommen, soll HGV indirekt 50,1 Prozent der A-Aktien halten.
Mitte Dezember hat MSC eine finale Annahmequote von 9,74 Prozent erreicht. Hinzu kommen 12,21 Prozent der Aktien, die MSC am freien Markt erworben hatte. Insgesamt kommen beide Partner laut den Hamburgern nun auf einen HHLA-Anteil von 92,3 Prozent.
Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.