Nun ist es offiziell: Nach nur einem halben Jahr verlässt CFO Tanja Dreilich den Hamburger Hafenkonzern HHLA wieder. Wie das Logistikunternehmen am Mittwochnachmittag mitteilte, wird Dreilich ihr Mandat als Mitglied des Vorstandes von HHLA zum 30. Juni niederlegen. Endgültig aus dem Unternehmen ausscheiden wird die Finanzchefin dann zum Jahresende. Ihr Vertrag wäre ursprünglich bis Januar 2026 gelaufen.
Damit bestätigen sich die bereits vor zwei Wochen publik gewordenen Gerüchte über einen vorzeitigen Abgang der Finanzchefin. Die Trennung erfolge „im besten gegenseitigen Einnehmen“, heißt es vonseiten der HHLA.
Nachfolgesuche für CFO Dreilich hat begonnen
Die Nachfolgesuche habe der Aufsichtsrat bereits angestoßen. In der Zwischenzeit würden Dreilichs Aufgaben von den Vorstandskollegen Angela Titzrath (CEO), Jens Hansen und Torben Seebold übernommen.
Warme Worte zu Dreilichs Abschied findet in der Mitteilung auch Rüdiger Grube, Vorsitzender des Aufsichtsrats der HHLA: „Wir danken Tanja Dreilich für ihr großes Engagement und die konstruktive Zusammenarbeit und wünschen ihr alles Gute.“
Muss CFO Dreilich HHLA unfreiwillig verlassen?
Ob die Trennung letztlich wirklich so harmonisch ablief, darf bezweifelt werden. Laut übereinstimmenden Medienberichten soll Dreilich bei ihrem Noch-Arbeitgeber aufgrund einer Einkaufstour im Alsterhaus während der Arbeitszeit in Ungnade gefallen sein. Zuvor habe sie sich von einem Geschäftstermin abgemeldet.
Ausschlaggebender Grund für die Trennung soll mehreren Medienberichten zufolge aber das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen Dreilich und der HHLA-CEO Angela Titzrath gewesen sein. Zu den genauen Gründen, machte die HHLA keine Angaben. Das Unternehmen wies die Berichte über den mutmaßlichen Vorfall sowie eine anschließende Kündigung der Finanzchefin auf Anfrage von FINANCE erneut als Spekulationen zurück.
Dreilich sammelt bei ZF CFO-Erfahrung
Dreilich war am 1. Januar 2023 in den Vorstand der HHLA eingezogen. Zum 1. Februar übernahm sie dann das Finanzressort von Roland Lappin, der den CFO-Posten bei der HHLA 20 Jahre innehatte.
Davor fungierte die 53-Jährige seit Herbst 2021 als Finanzchefin der Division Pkw-Fahrwerktechnik von ZF Friedrichshafen. Zu ihren weiteren beruflichen Stationen zählen die Kirchhof-Gruppe sowie Nemetschek.
CFO Dreilich nimmt nicht an Hauptversammlung teil
Auf der Hauptversammlung am heutigen Donnerstag der HHLA ist Dreilich im Übrigen bereits nicht mehr anwesend – anders als ihre Noch-Vorstandskollegen Titzrath, Hansen und Seebold. Aufsichtsratschef Grube betonte im Rahmen seiner Eröffnungsrede, dass Dreilichs vorzeitiges Ausscheiden „rein gar nichts“ mit besagten Medienberichten zu tun habe. Letztere seien falsch, unangebracht und würden Dreilich in keinster Weise gerecht.
Auf die tatsächlichen Gründe für die Trennung könne er gleichwohl nicht eingehen. Wie Grube weiter ausführte, sei Dreilichs Bestellung zur CFO ein „sehr ausführlicher Auswahlprozess“ mit mehreren externen Beratern und Kandidaten vorausgegangen. „Leider haben sich die Dinge nun aber nicht so entwickelt, wie wir uns das alle erhofft hatten“, so Grube.
Lesen Sie mehr dazu im FINANCE-Kommentar „Die HHLA und die Causa Dreilich: überall nur Verlierer“
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.