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Ingrid Jägering kehrt Leoni den Rücken

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Ingrid Jägering will nach dem Auslaufen ihres Vertrages Ende 2022 nicht bei Leoni bleiben.
Lutz Wolf/Leoni


Noch knapp anderthalb Jahre, dann muss bei Leoni ein anderer die Zügel im Finanzressort übernehmen. Die bisherige Finanzchefin Ingrid Jägering wird den krisengeplagten Automobilzulieferer verlassen. Wie das Unternehmen mitteilte, wird sie Leoni nach Ablauf ihres Vertrages Ende 2022 nicht mehr zur Verfügung stehen.

Einen neuen Job hat sie schon in der Tasche: Jägering wird Finanzvorständin bei einem deutschen Familienunternehmen. Bis auf die vagen Hinweise, dass es sich dabei um einen global agierenden Weltmarktführer handeln soll, ist über ihre neue Karrierestation allerdings nichts bekannt.

Jägering leitet Leoni im Krisenmodus

Ingrid Jägering ist seit August 2019 CFO bei den Nürnbergern. Sie kam zu einem Zeitpunkt zu dem Unternehmen, als Leoni tief in die roten Zahlen gerutscht war. Gemeinsam musste sie das Unternehmen mit CEO Aldo Kamper, den sie bereits aus ihrer vorherigen Station bei Opto Semiconductors, der Halbleitersparte von Osram, gut kannte, mehrfach vor dem finanziellen Abgrund retten.

Dass sie in ein krisengebeuteltes Unternehmen kam, war Jägering also bekannt. Die Auswirkungen der Coronakrise, die die Lage dann nochmals verschärften, konnte zu ihrem Einstieg allerdings niemand absehen. Sie habe das Unternehmen „durch eine außerordentlich turbulente Phase gesteuert und gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Aldo Kamper die richtigen Maßnahmen eingeleitet, um das Unternehmen wieder nachhaltig und stabil auf die Erfolgsspur zu führen“, lässt sich der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Probst zitieren.

Zu ihren Leistungen gehören unter anderem eine Schuldschein-Tilgung am seidenen Faden, sowie der Abschluss eines Kredits mit Staatsbürgschaft, der dem Unternehmen in der Krise die nötige Liquidität verschaffte. Darüber hinaus legten Jägering und Kamper ein Performance- und Strategieprogramm mit dem Namen Value 21 auf, das dem Unternehmen wieder in die Spur helfen sollte. Jägering betont nun, die Maßnahmen fingen an „Früchte zu tragen“. Es sei gelungen, Leoni zu stabilisieren.

Lage bei Leoni weiterhin angespannt

Im ersten Halbjahr 2021 zeigten sich bei einem Umsatz von 2,6 Milliarden Euro (1. Halbjahr 2020: 1,8 Milliarden Euro) und einem Konzernergebnis von 19 Millionen Euro unterm Strich (1. Halbjahr 2020: Verlust von 190 Millionen Euro) deutliche Verbesserungen. Allerdings blieb der Free Cashflow mit minus 110 Millionen Euro weiterhin im negativen Bereich. Die Eigenkapitalquote lag mit mageren 7,9 Prozent sogar noch unter dem Vorjahreswert von 11,7 Prozent. Die Lage bleibt damit weiterhin angespannt. 

Leoni sieht sich bis Ende 2022 durchfinanziert, doch dann stehen neue Refinanzierungen an. Diese wird Jägering noch auf den Weg bringen, betont das Unternehmen. Darüber hinaus wird sie sich auch noch mit dem Großaktionär Pierer Industrie befassen müssen, der seit März stetig dabei ist, seine Anteile an Leoni aufzustocken. Derzeit hält die Gruppe rund 15,3 Prozent und will den Anteil über ein öffentliches Erwerbsangebot auf etwa 24,9 Prozent ausbauen. Doch bei Leoni regt sich Widerstand: Vorstand und Aufsichtsrat halten den derzeit gebotenen Preis von 12,50 Euro je Aktie für nicht angemessen.

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Das letzte Wort mit dem Großaktionär dürfte noch nicht gesprochen sein. Ohnehin will die CFO alle Vermutungen, sie könne eine Lame Duck werden, zunichtemachen: „Ich bin hier noch nicht fertig“, betont die Finanzchefin. „Sie können sich darauf verlassen, dass ich in den kommenden Monaten mit Herzblut und vollem Einsatz die angestoßenen Initiativen und Projekte weiter begleiten werde.“

Die Nürnberger wollen sich nun auf die Suche nach einem neuen Finanzchef machen. Dadurch dass Jägerings Weggang so frühzeitig bekannt wurde, seien die Voraussetzungen für einen geordneten Übernahmeprozess nun „optimal“, betont Leoni.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.