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Ingrid Jägering wird CFO bei Stihl

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Von Bayern nach Baden-Württemberg: Nach ihrem Ausscheiden bei Leoni wechselt Ingrid Jägering zu dem Familienunternehmen Stihl. Foto: Stihl
Von Bayern nach Baden-Württemberg: Nach ihrem Ausscheiden bei Leoni wechselt Ingrid Jägering zu dem Familienunternehmen Stihl. Foto: Stihl

Von den Kabelsträngen hin zu Motorsägen: Ingrid Jägering wird neue Finanzchefin von Stihl. Die heutige Leoni-CFO wird die neue Stelle bei dem Hersteller von Geräten für die Forstwirtschaft sowie die Garten- und Landschaftspflege mit Sitz im schwäbischen Waiblingen allerdings erst Anfang 2023 antreten.

Im August dieses Jahres hatte Jägering ihren Abschied von Leoni bekanntgegeben – und verriet damals nur, dass es sie zu einem global agierenden deutschen Familienunternehmen zieht. Nun ist klar, um wen es sich handelt. Die Gründe für den Weggang könnten im neuen Aktionarität der Automobilzulieferers liegen, glauben Beobachter.

Ingrid Jägering folgt auf Stihl-CFO Karl Angler

Bei dem Familienunternehmen tritt Jägering die Nachfolge des 66-jährigen Karl Angler an, der „spätestens“ Ende 2022 nach Ablauf seines Vertrags aus dem Unternehmen ausscheiden wird. Er war seit Mai 2012 als CFO bei den Waiblingern tätig, zuvor agierte er zehn Jahre lang als Vice President Finance der US-Tochter von Stihl.

Von Angler erbt Jägering neben der Position als Vorständin für Finanzen und Informationstechnologie auch die Verantwortung für die Bereiche Controlling und Treasury, zudem soll sie die Stihl-Unternehmensbeteiligungen steuern. In den Vorstand wird die CFO spätestens zum 1. Januar 2023 wechseln, „möglicherweise auch schon früher im Verlauf von 2022“, teilt das Familienunternehmen mit. Der neue Vertrag läuft zunächst für drei Jahre.

„Mit Frau Jägering haben wir eine exzellente Führungskraft für unser Familienunternehmen gewonnen. Sie hat ihre große Finanzexpertise in verschiedenen Branchen und interkulturellen Zusammenhängen bewiesen. Darüber hinaus verfügt sie über umfangreiche Erfahrungen in der Umsetzung großer Transformationsprojekte“, lässt sich der Stihl-Beirats- und Aufsichtsratsvorsitzende Nikolas Stihl zitieren.

Leoni steckt mitten in der Restrukturierung

Derzeit steckt Jägering mit dem angeschlagenen Autozulieferer Leoni mitten in der Restrukturierung. Bei den Nürnbergern wird die CFO noch bis Ende 2022 im Amt bleiben. Bevor die CFO im August 2019 zu Leoni kam, hatte sie verschiedene Führungspositionen bei Osram Opto Semiconductors inne. Davor war sie als Geschäftsführerin und CFO verschiedener Geschäftsbereiche von Man Diesel & Turbo tätig. Ihre Karriere startete sie 1998 im Siemens-Konzern, wo sie später auch zur CFO von Siemens Wind Power ernannt wurde.

Bei Leoni wird sie bis zu ihrem Weggang weiterhin dafür zuständig sein, Leonis finanzielle Lage zu stabilisieren: Der Free Cashflow ist immer noch negativ, die Eigenkapitalquote schmilzt seit Monaten ab. Zudem stehen bei dem Autozulieferer ab Ende 2022 Refinanzierungen an. Die Lage erschwert sich durch „Lieferengpässe bei bezogenen Vormaterialien und Produktionsunterbrechungen bei Automobilherstellern infolge des Halbleitermangels“. Das traf das erste Halbjahr 2021 von Leoni, weitere Engpässe in den globalen Lieferketten erwartet das Unternehmen aber auch im zweiten Halbjahr. Doch die Kasse füllt sich gerade wieder, weil kürzlich ein Fortschritt beim Konzernumbau vermelden konnte: Einen Teil des Kabelgeschäfts hat Leoni jüngst verkauft.

Stihl verzeichnet starkes Umsatzwachstum trotz Corona

Anders sieht es hingegen bei Jägerings künftigem Arbeitgeber Stihl aus: Die Waiblinger erzielten im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von 16,5 Prozent auf 4,58 Milliarden Euro. Damals betonte das Familienunternehmen zudem die hohe Eigenkapitalquote von 69,6 Prozent sowie dass Investitionen „weiterhin grundsätzlich aus eigenen liquiden Mitteln“ finanziert werden.

Auch im ersten Halbjahr 2021 lief es für Stihl gut: Im Zeitraum von Januar bis August dieses Jahres erwirtschaftete Stihl 3,51 Milliarden Euro, 11,7 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Detailliertere Zahlen veröffentlich das Familienunternehmen jedoch nicht. Die Baden-Württemberger profitieren nach eigenen Angaben vor allem von einer Corona-bedingten erhöhten Nachfrage, speziell nach akkubetriebenen Geräten. Während der Lockdowns haben viele Haushalte Haus und Garten renoviert oder verschönert und dabei zu Stihl-Geräten gegriffen.

Stihl leidet unter Lieferengpässen und Rohstoffknappheit

Die hohe Nachfrage hat aber auch Schattenseiten: Wie viele andere Unternehmen leidet Stihl derzeit unter den gestörten Lieferketten sowie Versorgungsengpässen bei Rohstoffen und Bauteilen. Betroffen sind laut dem Unternehmen etwa Stahl, Kunststoffgranulat und Elektronikkomponenten. Fachhandelspartner und Kunden müssen sogar zum Teil auf bestellte Produkte warten, so Stihl.

Die neuen Herausforderungen bei Stihl wird Jägering mit den neuen Vorstandskollegen Michael Traub (CEO) und Sarah Gewert (Vorstand Marketing und Vertrieb) angehen. Traub wird schon im Februar 2022 sein Amt antreten und seinen Vorgänger Bertram Kandziora, der in den Ruhestand geht, ablösen. Gewert steigt Anfang 2023 bei Stihl ein und ersetzt Norbert Pick, der ebenfalls in Rente geht. Weiterhin Teil des Stihl-Vorstands sind Martin Schwarz (Produktion und Materialwirtschaft), Michael Prochaska (Personal und Recht) und Anke Kleinschmit (Entwicklung).

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

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