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Jens Schmidt-Bürgel wird Deutschlandchef von Moody’s

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Fitch Ratings

Jetzt sind die seit Wochen kursierenden Marktgerüchte offiziell: Jens Schmidt-Bürgel wird neuer Country Manager Deutschland bei Moody‘s. Bei der US-Ratingagentur wird der in deutschen Ratingszene bekannte Manager ab sofort auch für Österreich, die Schweiz und Skandinavien zuständig sein. Aus Frankfurt heraus soll Schmidt-Bürgel das Moody’s-Geschäft in diesen Ländern ausbauen.

Der Wechsel hatte sich angekündigt: Schmidt-Bürgel hatte bereits im Sommer seinen ehemaligen Arbeitgeber Fitch verlassen, war dort allerdings noch bis Ende September offiziell als Deutschlandchef angestellt. Schon damals gab es Hinweise, dass er diese Funktion beim größeren Konkurrenten Moody’s übernehmen könnte. Beide Agenturen wollten dies aber zunächst nicht bestätigen.

Daniel Kolter gibt Doppelfunktion bei Moody’s auf

Als neuer Deutschlandchef von Moody’s löst Schmidt-Bürgel den Ratinganalysten Daniel Kolter ab. Kolter hatte in den vergangenen fünf Jahren eine Doppelfunktion als Country Manager Deutschland und Leiter des hiesigen Structured-Finance-Geschäfts inne. Künftig soll sich Kolter auf das wachsende Verbriefungssegment konzentrieren, so Moody’s, und das EMEA-Primary-ABS-Consumer-Team der Ratingagentur leiten.

Mit der Berufung Schmidt-Bürgels bessert Moody’s seine Aufstellung in den wichtigen zentraleuropäischen Märkten deutlich nach. Dies erscheint auch notwendig, denn Moody’s zeigt seit vielen Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz deutlich weniger Präsenz als Standard & Poor’s und Fitch. Die beiden Konkurrenten haben in Frankfurt große Teams aufgebaut und bringen sich auch in die öffentliche Debatte um Kapitalmärkte, Makrothemen und die Qualität von Ratingeinschätzungen ein. Moody’s hingegen hat seinen Europaschwerpunkt zentral in London.

Moody’s muss sich Angriffen von Scope erwehren

Hinzu kommt, dass den Ratingagenturen ein strammer Wind ins Gesicht weht. Viele Emittenten entscheiden sich dazu, die Anzahl ihrer Ratingpartner zu reduzieren und sich mit Ratings von ein oder zwei Agenturen zufriedenzugeben. Zudem herrscht Preisdruck in dem Segment. Und zu guter Letzt taucht mit Scope auch noch ein neuer Wettbewerber auf, der – unter anderem finanziert von Stefan Quandt –, sich gerade anschickt, aus Deutschland heraus vor allem im Corporate-Rating-Geschäft zu expandieren. Erst vergangene Woche hatte Scope-Chef Torsten Hinrichs bei FINANCE-TV eine Firmenkundenoffensive angekündigt, mit dem Ziel, Moody’s, S&P und Fitch nennenswert Marktanteile abzujagen.
  
Mit Jens Schmidt-Bürgel hat Moody‘s für den härter werdenden Wettbewerb nun einen bekannten Repräsentanten vor Ort.  Bei Fitch war Schmidt-Bürgel seit Anfang 2002 als Deutschlandchef tätig, zuvor hatte er dort als Ratinganalyst die deutschen Banken beobachtet. Zwischenzeitlich machte Schmidt-Bürgel einen kurzen Ausflug in das European Rating Advisory Team der US-Investmentbank Morgan Stanley. Fitch hat bislang noch keinen Nachfolger für Schmidt-Bürgel gefunden.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de