Morphosys ist auf der Suche nach einem Nachfolger für CFO Sung Lee fündig geworden: Lucinda Crabtree wird den Posten übernehmen. Allerdings wird es keinen nahtlosen Übergang im Amt geben: Während für Lee bereits am Freitag (17. März) der letzte Arbeitstag bei dem Biotech-Unternehmen ansteht, wird Crabtree „spätestens im dritten Quartal 2023“ ihr neues Amt antreten.
Mit Blick auf eine Interimslösung gibt sich der SDax-Konzern auf FINANCE-Anfrage bedeckt: „Wir haben ein starkes Finanzteam und einen umfassenden Übergangsplan für die Zeit nach dem Ausscheiden von Sung und bis zu Lucinda Crabtrees Eintritt in unser Unternehmen.“
CFO Sung Lee folgte bei Morphosys auf Jens Holstein
Den Abschied des US-Amerikaners Lee hatte Morphosys bereits Mitte Dezember 2022 angekündigt. Aus persönlichen Gründen ziehe er zurück nach Kalifornien, hieß es damals. Insgesamt hatte Lee damit gut zwei Jahre das Sagen über die Finanzen des Biotech-Konzerns aus Planegg bei München. Er wird am 27. März neuer Finanzchef von Vir Biotechnology in San Francisco.
Bei Morphosys war Lee auf CFO Jens Holstein gefolgt, der den Konzern Ende 2020 nach mehr als neun Jahren vorzeitig verließ und im Juli 2021 dann als Finanzchef bei Biontech anheuerte.
Neue CFO mit Branchen- und Finanzhintergrund
Die künftige CFO Lucinda Crabtree sollte sich bei Morphosys grundsätzlich schnell zurechtfinden: Die promovierte Pharmakologin kommt von Autolus Therapeutics, ebenfalls ein Biotech-Unternehmen, das unter anderem auf die Entwicklung von T-Zell-Therapien spezialisiert ist. Nach unterschiedlichen Positionen, unter anderem als Bereichsleiterin Finanzen, konnte sie dort zuletzt bereits CFO-Erfahrung sammeln.
„Ihr strategischer Geschäftssinn, ihre unternehmerische Denkweise und ihr breites Netzwerk werden eine große Bereicherung für Morphosys sein“, kommentiert Morphosys-CEO Jean-Paul Kress. Bei Morphosys warten auf die neue Finanzchefin mehrere Herausforderungen. So soll sie für ihren neuen Arbeitgeber vor allem die Onkologie-Pipeline im Spätstadium zügig vorantreiben.
Crabtree selbst freut sich „zu einem so entscheidenden und wichtigen Zeitpunkt bei Morphosys zu beginnen“ und betont die hohe Relevanz der angestrebten Markteinführung des Krebsmedikaments Pelabresib: „Dieses hat das Potential, die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Myleofibrose entscheidend zu verändern,“ so Crabtree.
M&A-Deal belastet operatives Ergebnis schwer
Das Unternehmen steht nach eigenen Angaben kurz vor der Veröffentlichung der zulassungsrelevanten Phase-3-Daten für diesen Produktkandidaten. Ein Durchbruch an dieser Stelle käme Morphosys vor allem mit Blick auf die Entwicklung der Aktie sehr entgegen: Nach einem Höchststand von gut 136 Euro Anfang 2020 litt das Papier in den vergangenen drei Jahren schwer und notiert aktuell nur noch bei rund 14 Euro.
Operativ belastete zuletzt vor allem die 1,7 Milliarden Dollar teure Übernahme des amerikanischen Konkurrenten Constellation Pharmaceutical Mitte 2021. Der M&A–Deal bescherte Morphosys 2021 einen konsolidierten Nettoverlust in Höhe von gut einer halben Milliarde Euro. Die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr legt das Unternehmen heute Abend vor.
Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.
