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Nach Millionendiebstahl: Aurubis-Vorstand muss gehen

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Aurubis-CFO Rainer Verhoeven wird das Unternehmen bald verlassen. Foto: Aurubis
Aurubis-CFO Rainer Verhoeven wird das Unternehmen bald verlassen. Foto: Aurubis

Anfang September teilte der Kupferhersteller Aurubis mit, dass er Opfer eines Metalldiebstahls in Millionenhöhe geworden ist. Nun will der MDax-Konzern personelle Konsequenzen auf Vorstandsebene ziehen. Der Aufsichtsrat führe derzeit „weit fortgeschrittene Gespräche mit drei Vorstandsmitgliedern über die Beendigung ihrer Vorstandstätigkeit“, teilte Aurubis am heutigen Montagnachmittag mit. Eine endgültige Entscheidung soll der Mitteilung nach am morgigen Dienstag im Gesamtaufsichtsrat fallen.

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CFO Rainer Verhoeven soll Amt niederlegen

Unter den Vorstandsmitgliedern befindet sich auch der Finanzvorstand Rainer Verhoeven. Laut der Mitteilung würde der CFO seine Vorstandstätigkeiten zum 30. Juni dieses Jahres niederlegen. Sein Vertrag ist derzeit auf Ende Dezember 2025 terminiert. Verhoeven ist seit Januar 2018 für das Unternehmen auf dem CFO-Posten aktiv und verantwortet neben dem Finanzressort außerdem die Bereiche Accounting, Controlling & Risikomanagement, Investor Relations, IT Services, Steuern und Treasury.

Neben dem Finanzvorstand sollen außerdem COO Heiko Arnold zum 29. Februar sowie CEO Roland Hartings zum 30. September ihre Ämter niederlegen. Darüber hinaus erwägt Aurubis, Markus Kramer zum 1. März aus dem Aufsichtsrat für einen befristeten Zeitraum – bis Ende September 2024 – in den Vorstand zu entsenden.

Inge Hofkens, die seit Jahresanfang 2023 ebenfalls im Aurubis-Vorstand agiert und die Recyclingsparte einschließlich der US-amerikanischen Aktivitäten leitet, wird weiterhin im Vorstand aktiv bleiben. Zudem übernimmt sie zusätzlich die Verantwortung für den Bereich Commercial auf Vorstandsebene.

Aurubis-Vorstand seit Jahresende 2023 im Visier

Hintergrund der geplanten personellen Veränderungen ist ein millionenschwerer Metalldiebstahl, der im Sommer 2023 öffentlich wurde. Dabei seien „bei der regelmäßigen Überprüfung des Metallbestands erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Einsatzmaterialien im Recyclingbereich Abweichungen festgestellt“ worden. Der Schaden belief sich auf rund 169 Millionen Euro, 30 Millionen davon übernimmt die Versicherung. In der Folge musste der MDax-Konzern die Gewinnprognose für 2023 kappen.

Der Aurubis-Vorstand ist bereits im Dezember 2023 im Zuge der Diebstahlermittlungen ins Visier geraten. Wie der Konzern seinerzeit mitteilte, habe sich der Aufsichtsrat „intensiv mit Vorstandsangelegenheiten befasst“. Die Untersuchungen führt die Rechtsanwaltskanzlei Hengeler Mueller durch.

Der Vorstand des Unternehmens hatte zuletzt bereits auf Boni-Zahlungen für das Geschäftsjahr 2022/23 verzichtet. Das ist aus dem aktuellen Vergütungsbericht von Aurubis zu entnehmen. Dabei handelte es sich um die individuelle Vergütungskomponente. Zur Einordnung: Bei CFO Verhoeven belief sich dieser Teil seines Gehalts im vorigen Geschäftsjahr 2021/22 auf 367.000 Euro, bei einer Gesamtvergütung von fast 1,5 Millionen Euro. Als Grund gab Aurubis zum einen den Millionendiebstahl an. Zum anderen habe die Anpassung auch mit einem schweren Arbeitsunfall zu tun, bei dem im Mai 2023 drei Menschen ums Leben kamen.

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.