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Thyssenkrupp-CFO Klaus Keysberg gibt Abschied bekannt

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28 Jahre lang war Klaus Keysberg bei Thyssenkrupp angestellt, davon vier als Konzern-CFO. Im nächsten Jahr verlässt er den Essener MDax-Konzern. Foto: Thyssenkrupp
28 Jahre lang war Klaus Keysberg bei Thyssenkrupp angestellt, davon vier als Konzern-CFO. Im nächsten Jahr verlässt er den Essener MDax-Konzern. Foto: Thyssenkrupp

Sein Vertrag läuft noch bis Juli kommenden Jahres, doch danach ist Schluss: Klaus Keysberg, CFO beim Industriekonzern Thyssenkrupp, verlässt die Essener nächsten Sommer. Nach Ablauf seines Vertrags am 31. Juli 2024 wird er dem Stahlkonzern nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Suche nach einem Nachfolger läuft bereits, eine Nachfolgelösung will das Unternehmen „möglichst zeitnah“ vorschlagen.

Wie das 1811 gegründete Unternehmen auf Anfrage von FINANCE mitteilte, habe Keysberg persönliche Gründe für seine Entscheidung, seinen Vertrag nicht zu verlängern, angeführt. Der Abschied des CFOs erfolgt damit zwei Wochen nach seinem sechzigsten Geburtstag am 18. Juli. Eine Vertragsverlängerung hätte Keysberg für weitere fünf Jahre verpflichtet. Welche beruflichen oder privaten Pläne der CFO danach verfolgt, wurde nicht kommuniziert.

„Die Entscheidung von Klaus Keysberg respektieren wir, auch wenn wir sein Ausscheiden bedauern. Bereits jetzt danke ich Klaus Keysberg für sein langjähriges Engagement für das Unternehmen in den verschiedensten Funktionen“, lässt sich Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm zitieren. Keysberg habe den umfassenden Veränderungsprozess des Unternehmens „klug und mit großer Umsicht eng begleitet“ und damit „maßgeblich zu den bislang erreichten Fortschritten der Transformation von Thyssenkrupp beigetragen“.

CFO Keysberg ist seit 1996 bei Thyssenkrupp

28 Jahre wird der promovierte Betriebswirt zur Zeit seines Abschieds bei Thyssenkrupp verbracht haben. 1996 eingestiegen in der Automotive-Sparte, übernahm Keysberg im Anschluss verschiedene Führungspositionen im Konzern. Unter anderem sammelte er CFO-Erfahrung bei der Thyssen-Tochter Bilstein, einem Hersteller von Stoßdämpfern. Ab 2006 arbeitete Keysberg in gleicher Verantwortung bei der Sparte Industrial Services und war zudem kaufmännischer Geschäftsführer bei der Gerüstbau-Tochter Xervon, die 2011 an Remondis verkauft wurde.

In den darauffolgenden sieben Jahren folgten weitere verschiedene Führungsstationen, unteranderem als COO und CFO der Sparte Materials Services. 2014 leitete Keysberg hier die Restrukturierung und die Integration der Edelstahlhersteller AST und VDM in die Struktur von Materials Services.

Im Oktober 2019 stieg Keysberg in den Konzernvorstand auf und wurde schließlich im April 2020 zum CFO von Thyssenkrupp berufen – inmitten der Coronakrise. Im Juli 2020 schloss er mit dem Verkauf des Aufzugsgeschäfts an ein Konsortium einen 17 Milliarden Euro schweren Deal ab und füllte damit die Konzernkassen.

Geld, das Thyssenkrupp gut für seine Neuaufstellung gut gebrauchen konnte – und kann. Die Umsatzerlöse des Konzerns in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres lagen mit knapp 31 Milliarden Euro über 1,8 Milliarden Euro unter den Vergleichswerten aus dem letzten Jahr, ein Minus von 6 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach um 45 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro ein. Zurückzuführen ist dies laut CEO Miguel López auf die zuletzt gesunkenen Marktpreise im Stahlgeschäft und Preisanpassungen bei der Sparte Materials Services.

Milliardeninvestitionen bei Thyssenkrupp

In diesem schwierigen Marktumfeld muss dem Nachfolger von Keysberg die grüne Transformation und die Restrukturierung des Stahlgeschäfts gelingen. Bis 2045 wollen die Rheinländer klimaneutral sein. In der Stahlproduktion bedeutet dies, dass die klimaschädlichen Hochöfen durch sogenannte Direktreduktionsanlagen ersetzt werden. Diese werden im besten Fall mit grünem Wasserstoff betrieben.

Finanziell ist das ein Kraftakt: Laut „Handelsblatt“ rechnet der Konzern mit benötigten Investitionen zwischen 8 bis 10 Milliarden Euro für die vollständige Dekarbonisierung. Allein für die Umstellung eines Stahlwerkes in Duisburg gewährte die EU-Kommission im Juli die Freigabe von Fördermitteln in Höhe von rund 2 Milliarden Euro. Die Gelder kommen vom Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen, Thyssenkrupp selbst wendet rund 1 Milliarde Euro Eigenmittel auf.

Die eigene Wasserstoff-Tochter Nucera hat Thyssenkrupp Anfang Juli erfolgreich an die Börse gebracht. Am Mittwoch verkündete Thyssenkrupp zudem den Aufstieg Nuceras in den SDax. Mitte September soll es so weit sein.