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Thyssenkrupp holt Finanzvorstand von Schott

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Schott-CFO Jens Schulte wechselt zum Stahlkonzern Thyssenkrupp. Foto: Schott
Schott-CFO Jens Schulte wechselt zum Stahlkonzern Thyssenkrupp. Foto: Schott

Thyssenkrupp kann einen neuen Finanzchef präsentieren: Jens Schulte wird den CFO-Posten übernehmen. Damit tritt er in die Fußstapfen von Klaus Keysberg, der den Stahlkonzern nach insgesamt 28 Jahren verlassen wird. Bereits Anfang September gab der Dax-Konzern bekannt, dass Keysberg seinen auslaufenden Vertrag Ende Juli nicht verlängern wird. Er hat das Amt auf Vorstandsebene seit April 2020 inne.

Sein Nachfolger Schulte wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2024 auf die CFO-Position wechseln, wie Thyssenkrupp mitteilte. Schultes Arbeitsvertrag hat eine Laufzeit für drei Jahre.

Jens Schulte seit 2016 Schott-CFO

Derzeit agiert der designierte Finanzvorstand als Finanzchef des Technologiekonzerns Schott. Dort verantwortet der 1971 geborene Manager neben dem Finanzressort außerdem die Bereiche IT, Digitalisierung, Einkauf und M&A Diese Funktion hat er seit Juli 2016 inne. Wer bei Schott auf ihn folgen wird, ist bislang nicht bekannt.

„Nach mehr als 8 Jahren werde ich Schott verlassen und bedanke mich beim Vorstandsteam und den Kolleginnen und Kollegen sehr. Wir haben gemeinsam sehr viel erreicht und können stolz darauf sein“, sagt Schulte zu seinem Weggang bei Schott.

Vor seiner Zeit bei den Mainzern war Schulte bei dem liechtensteinischen Werkzeughersteller Hilti tätig. Zunächst als Finanzchef für Deutschland, danach als CFO Zentraleuropa und schließlich als Global Executive VP Finance & Controlling. Zu seinen weiteren Stationen zählt außerdem Siemens, wo der promovierte Manager erst im Ressort Corporate Finance/M&A eine Controlling-Leitung innehatte und anschließend als kaufmännischer Leiter eines Geschäftszweigs im Bereich Industrieautomatisierung tätig war.

Thyssenkrupp erweitert Vorstand

„Mit der Bestellung von Jens Schulte als künftigem CFO gewinnen wir einen in börsennotierten wie in Stiftungsunternehmen ausgewiesenen Finanz- und M&A-Experten“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Siegfried Russwurm.

Neben der personellen Veränderung auf der CFO-Position hat Thyssenkrupp außerdem den Vorstand von drei auf fünf Mitglieder erweitert. So wird Volkmar Dinstuhl, zuletzt CEO von Thyssenkrupp Multi Tracks sowie zuständig für M&A-Projekte, auf Vorstandsebene das Ressort Automotive Technology leiten. Darüber hinaus wird Ilse Henne, derzeit im Vorstand von Thyssenkrupp Materials Services als Chief Transformation Officer tätig, als Konzerns-Vorstandsmitglied das Segment Materials Services verantworten. Beide Manager werden mit Wirkung zum 1. Januar 2024 in den Vorstand eintreten.

Thyssenkrupp: Gewerkschaft in Aufruhr

In einer Aufsichtsratssitzung zur personellen Neuausrichtung wurde der neue Finanzvorstand Schulte einstimmig auf die Position berufen, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft IG Metall. Doch die Bestellung der anderen beiden Personalien sei gegen die Stimmen der Arbeitnehmerbank erfolgt.

„Mit der heutigen Bestellung von zwei zusätzlichen Vorstandsmitgliedern gegen die Stimmen der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp findet ein Kulturbruch in der Mitbestimmung statt. Die Maske ist heute gefallen; die Anteilseigner und der neue CEO López brechen mit der bewährten Mitbestimmungspraxis bei Thyssenkrupp“, teilte die Gewerkschaft mit. Zum ersten Mal seien Vorstände gegen den Willen der Arbeitnehmer bestellt worden. „Diese Zäsur wird Spuren hinterlassen und dem bislang ausgewogenen und konstruktiven Dialog im Aufsichtsrat dauerhaft Schaden zufügen“, heißt es weiter. Kompromissangebote der Arbeitnehmerseite seien ignoriert worden.

Thyssenkrupp schreibt Milliardenverlust

Der Bruch mit den eigenen Arbeitnehmern dürfte für Thyssenkrupp nicht einfach werden. „Überall laufen Sparprogramme, die Performance soll erhöht werden – der Druck ist maximal gestiegen, Investitionen wurden und werden weiterhin gestrichen bzw. eingefroren“, erklärt die IG Metall. „Auch ein Dutzend Vorstände wird dieses Unternehmen nicht gegen die eigenen Mitarbeitenden führen können. Wasser predigen und Wein trinken wird nicht zum Erfolg führen.“

Die Unzufriedenheit der Mitarbeiter könnte auch mit der Performance von Thyssenkrupp am Markt zusammenhängen. Zuletzt rutschten die Essener in tiefrote Zahlen. Für das abgelaufenen Geschäftsjahr 2023, das im September endete, verzeichnete Thyssenkrupp einen Verlust von zwei Milliarden Euro. Als Grund dafür gab der Konzern hohe Abschreibungen auf die Stahlsparte Steel Europe an.

Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.