Uniper hat eine neue Finanzchefin gefunden: Jutta Dönges übernimmt am 1. März den CFO-Posten bei dem frisch verstaatlichten Energiekonzern. Damit ernennt der Uniper-Aufsichtsrat eine Vertreterin des Bundes und ein Mitglied aus den eigenen Reihen zum Vorstand und CFO. Denn seit Dezember 2022 gehört die Noch-Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes dem Uniper-Aufsichtsrat an. Diesen wird sie verlassen, bevor sie ihren Job im Vorstand antritt.
Als CFO tritt Dönges in die Fußstapfen von Tiina Tuomela, die erst im März 2021 vom einstigen Mehrheitseigner Fortum zu Uniper gekommen war und jetzt zu ihrem alten Arbeitgeber zurückkehrt. Tuomelas Weggang wurde im Dezember nur wenige Stunden nach der Genehmigung der EU-Kommission für die Uniper-Übernahme bekanntgegeben.
Die Verstaatlichung bedeutet auch eine Trennung von Uniper und Fortum, weil der Bund die Anteile des Großaktionärs übernommen hat. Diese lagen bei fast 80 Prozent. Seit Ende 2022 besitzt die Bundesrepublik 99,1 Prozent des Energiekonzerns. In Folge der Übernahme hatte der Bund Dönges als Aufsichtsrätin für Uniper bestellt.
Jutta Dönges besitzt Erfahrung mit kriselnden Konzernen
Dönges kennt sich in der Welt der Behörden und der Unternehmen aus. Von 2018 bis Oktober 2022 hat sie die Frankfurter Finanzagentur geleitet, ein Finanzdienstleistungsunternehmen im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft.
Dort war etwa der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) aus der Corona-Pandemie angesiedelt, und hier werden gewährte Stabilisierungsmaßnahmen betreut. Zudem sitzt die künftige Finanzvorständin in den Aufsichtsräten von Tui, der Commerzbank und von dem kanadischen Clean-Tech-Unternehmen Rock Tech Lithium.
So begründet auch der Uniper-Aufsichtsratsvorsitzende Tom Blades die Entscheidung für die Managerin damit, dass Uniper „mit Jutta Dönges nicht nur eine herausragende Führungskraft“ gewinnen konnte. Zudem sei sie jemand, „der das Zusammenspiel von unternehmerischem Handeln und staatlicher Aufsicht bestens kennt.“
Ex-Investmentbankerin und Ex-CEO wird Uniper-CFO
Jutta Dönges hat Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Maschinenbau an der TU Darmstadt studiert und 2001 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main promoviert.
Sie begann ihre Karriere im Jahr 1997 als Investmentbankerin bei Goldman Sachs und arbeitete ab 2010 drei Jahre lang für die deutsche Tochter der schwedischen SEB Bank. 2015 wechselte sie die Seiten und heuerte bei der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) an, deren Leitung sie 2016 übernahm. Im Jahr 2018 wurde die FMSA in die Finanzagentur integriert.
Uniper: Zahlreiche Veränderungen stehen bevor
Bei Uniper erwartet Dönges im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Herausforderung. Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise haben das Unternehmen so schwer getroffen, dass der Bund den Energiekonzern im Dezember 2022 übernehmen musste. Die scheidende CFO Tiina Tuomela hat die diversen Herausforderungen gemeistert und das Unternehmen in die Verstaatlichung geführt. Dennoch ist Uniper noch nicht aus dem Schneider, denn das russische Erdgas machte rund ein Viertel des Energiemixes aus.
Hinzu kommt, dass der vierköpfige Vorstand sich weiter umbauen muss. Denn vor knapp zwei Wochen meldete Uniper, dass auch der aktuelle CEO Klaus-Dieter Maubach und Chief Operating Officer (COO) David Bryson das Unternehmen noch in diesem Jahr verlassen werden. Wegen der Mehrheitsübernahme von Uniper durch den Bund („Change-of-Control“) besitzen sie ein Sonderkündigungsrecht, das sie nutzen. Beide wollen ihre Ämter jedoch ausüben, bis eine geeignete Nachfolge gefunden wurde.
Die vierte Person im Vorstand ist Chief Commercial Officer Niek den Hollander. Sein Vertrag endet planmäßig Ende Mai 2023.
Erika von Bassewitz ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Philosophie und Französisch an der Humboldt-Universität in Berlin sowie an der Université de Genève studiert und mit einem Magister Artium abgeschlossen. Vor FINANCE war sie mehr als acht Jahre Redakteurin in der Multimediaredaktion des Medienhauses der EKHN. Davor war sie unter anderem Redakteurin beim HR-Magazin von monster, freie Autorin bei Deutsche Welle TV und freie Mitarbeiterin bei der Westdeutschen Zeitung.